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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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etwas verlegen.
    »Sie meinen gepiercte Eier und so.«
    »Sie haben es gehört?« Der Mann blickte auf die Falten im Bettbezug.
    Die Tür ging auf. Eine Schwester eilte herein und stellte auf Ströbeles Nachtschrank und dem seines Zimmerkollegen ein Schälchen mit Tabletten ab.
    »Schlafen Sie gut«, säuselte sie beim Hinausgehen.
    »Wenn man weiß, wie die Leute das meinen, ist es halb so schlimm.« Ströbele hatte gewartet, bis die Nachtschwester aus dem Zimmer war. Er kippte den Inhalt des Schälchens in seine Hand und schob die Tabletten in den Mund. Grabbe reichte ihm ein halb gefülltes Glas Wasser vom Nachtschrank.
    Walde, der seit seiner Kindheit Probleme hatte, größere Tabletten zu schlucken, wunderte sich, wie der Geschäftsführer mit einer einzigen Schluckbewegung seine Tablettenration für die Nacht hinunter bekam.
    »Falls Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich an.«
    Walde stellte fest, dass er keine Visitenkarte mehr hatte und wartete, bis Grabbe eine hervorgekramte: »Gute Besserung.«
    Auf dem Flur sagte Grabbe: »Ich hätte gerne mal nachgesehen, ob im Laptop der Drohbrief eingespeichert ist.«
    *
    In seinem Büro fegte Kurz mit dem Ellenbogen über den Schreibtisch. Sein Tennispokal flog mitsamt den Bildern seiner Familie, der Unterschriftenmappe und dem Becher mit Stiften auf den Boden. Kurz ließ sich in seinen Drehstuhl fallen. Er schwitzte.
    Die kleine goldene Uhr, die auch die Zeit in New York und Tokio anzeigte, war dank seiner beschränkten Armlänge von seinem Wutausbruch verschont geblieben. Mist, schon nach neun Uhr! Draußen war es dunkel. Er schnellte aus dem Stuhl hoch und ging zum Fenster. Irgendwas knackte unter seinen Schuhen. Er konnte sein Auto nicht erkennen. Es war weit draußen im Gelände geparkt. Nur wenige Lampen befanden sich auf dem Parkplatz. War da nicht mal eine Eingabe von Mitarbeiterinnen, die sich dort nicht sicher fühlten, auf seinem Tisch gelandet, und er hatte sie höchstpersönlich abgeschmettert?
    Er löschte das Licht im Büro, um besser nach draußen sehen zu können. Gegenüber, im Flügel der Redaktion, brannte noch Licht. Das mussten die vom Sport sein. Heute Abend war das erste Halbfinale in der Championsleague angesagt. Das Ergebnis sollte noch in der morgigen Ausgabe erscheinen. Kurz glaubte, seinen dunklen Wagen zu erkennen. Huschte da nicht etwas zwischen den Autos hindurch? Kurz wartete. Nichts tat sich. Kein Auto fuhr weg. Vielleicht war es einer der Hasen gewesen, die hier im Vorland der Mosel besonders gut gediehen. Der Schweiß brannte ihm in den Augen. Er wischte sich mit dem Ärmel über Gesicht und Stirn. Auf dem Weg zum Lichtschalter trat er auf einen Bilderrahmen. Als er wieder sehen konnte, stellte er fest, dass es der mit dem Foto seiner Frau war. Kurz schnappte sich seine Aktentasche. In der Tür hielt er inne. Er ging nochmals zurück und klemmte sich eine sperrige Mappe mit den Layoutentwürfen für die Aktion ’Leser werben Leser’ und eine lange Kartonrolle unter den Arm, in der einmal irgendwelche Poster gesteckt hatten. Seit Wochen hatte die Rolle neben dem Schrank gestanden. So bepackt bestieg er den Fahrstuhl. Beim Aussteigen im Foyer fiel ihm die Rolle aus der Hand. Der Portier kam hinter seinem Tresen hervorgeeilt und klemmte sie ihm wieder unter den Arm.
    »Schönen Feierabend, Chef«, wünschte er ihm hinterher.
    In der Drehtür fiel ihm neben der Rolle auch noch die große Mappe zu Boden. Wieder war der Portier gleich zur Stelle, doch die Bergung erwies sich diesmal als schwieriger, weil Kurz in seinem Türfeld nicht für den Portier erreichbar war.
    Endlich hatten es beide geschafft.
    »Am besten, Sie kommen mit bis zum Wagen«, schlug Kurz vor, als der Mann vor dem Eingang stand.
    »Und was ist mit der Telefonanlage? Ich bin allein.«
    »Ist ja nicht weit, um diese Zeit ist es sowieso ruhig.«
    »Und wenn ein Unbefugter ins Haus eindringt?«
    »Ich steh nicht weit weg«, versuchte Kurz ihn zu beruhigen. Er ging los. Der Portier zögerte noch und folgte dann dem Prokuristen.
    Kurz war dennoch auf der Hut. Er sog die Luft ein, als könne er darin erspüren, ob eine Gefahr drohte. Er ging so schnell, dass sein Begleiter hinter ihm bleiben musste.
    So hatte er den Rücken gedeckt. Am Wagen war niemand zu sehen. Kurz öffnete den Kofferraum und ließ den Portier die Mappe und die Rolle hineinlegen. Seine Aktentasche warf Kurz auf den Rücksitz. Dabei nutzte er die Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, dass auch dort

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