Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
Wohnung, als wir telefoniert haben.«
    »Ja, ich war vorher schon im Präsidium und dann hat mich Gabi mitgenommen.« Walde war auf der Hut.
    »Ist wieder was passiert?«
    Walde nickte. »Das muss unter uns bleiben. Aber nun erzähl mal.«
    »Ein Mann war da.«
    »Wann?«
    »Ich hab schon geschlafen, es war nach Mitternacht. Um ein Haar hätte ich aufgedrückt, als es klingelte. Zuerst dachte ich, du wärst an der Tür.«
    »Was wollte er?«
    »Ich habe gefragt, wer da ist, aber er hat keinen Ton gesagt. Jedenfalls hab ich nicht aufgemacht. Ich hab aus dem Fenster gesehen, wie er nebenan in der Einfahrt verschwunden ist. Da geht es zu den Gärten. Ich glaube, es war Schorsch.«
    »Warum hast du mich nicht angerufen?«, fragte Walde bestürzt.
    »Hab ich ja versucht, aber du warst weder zu Hause noch mobil zu erreichen.«
    Walde spürte, dass er rot wurde: »Hast du die Polizei angerufen?«
    Doris war zu erregt, um Waldes Verlegenheit zu bemerken: »Nein, ich hab die ganze Nacht in der Diele auf einem Stuhl gesessen und die Balkontür beobachtet. Wenn er über den Balkon eingestiegen wäre, hätte ich durchs Treppenhaus weglaufen können.«
    Walde hatte sich wieder gefangen: »Und wenn sein Verschwinden im Hof nur eine Finte war und er durch die Wohnungstür gekommen wäre?«
    »Ich hatte das hier in der Hand.« Doris zeigte auf eine hölzerne Teigrolle neben dem Koffer. Das berühmte Nudelholz hatte seine Funktion als Schlaginstrument auch im 21. Jahrhundert nicht eingebüßt.
    Wenige Minuten später begleitete Walde sie zu dem Taxi, das sie gerufen hatten.
    »Da ist noch was, aber das möchte ich nicht auf der Straße besprechen«, sagte Doris, bevor sie in den Wagen stieg.
    »Ich melde mich, sobald es geht«, rief ihr Walde nach.
     
    Am Hauptmarkt entschied er sich, bei Uli zu frühstücken. An der Theke der Gerüchteküche lief der allmorgendliche Verkauf. Walde bestellte zu einem Käsebaguette eine Tasse Kaffee und setzte sich an einen Tisch, auf dem die Tageszeitung lag. Gleich auf der Titelseite beschäftigte sich ein Artikel mit dem Mord an Fellrich. Auch die Baumaßnahmen des Ermordeten wurden kommentiert. Mit Kritik an der Allgemeinverträglichkeit und Zukunftsorientiertheit der Baumaßnahmen wurde nicht gespart. Walde konnte sich nicht erinnern, zu Fellrichs Lebzeiten nur den Hauch einer Kritik an den Projekten in der Tageszeitung wahrgenommen zu haben.
    »Was war denn los gestern Abend, du warst auf einmal weg!« Uli ließ sich an Waldes Tisch nieder.
    »Ich konnte nicht mehr, meine Finger haben gestreikt.«
    »Ich hoffe, dass sonst alles in Ordnung war.« Uli grinste.
    »Hast du gelesen, was die über den Fellrich schreiben?«
    Walde wies auf die Tageszeitung.
    »Der schaltet keine Anzeigen mehr und ist ergo zum Abschuss freigegeben worden.«
    *
    Monika telefonierte und Gabi hörte an einem zweiten Apparat mit, als Walde in Grabbes Büro schaute.
    »Wir haben eine Spur!«, rief Grabbe.
    Als in den nächsten Sekunden keine Erläuterung folgte und auch kein erwartungsvoller Blick etwas bewegte, fragte Walde: »Und?«
    »Wir haben in einem Kuvert, eines von denen mit den Drohbriefen, ein Haar gefunden.« Als wüsste er, welche Bedenken sein Chef einwenden könnte, fuhr er fort: »Es ist im Labor untersucht worden. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Wimper. Farbe rotblond. Sie sagen, es gibt keine Übereinstimmung mit denjenigen, die nach dem Öffnen mit dem Kuvert in Berührung kamen. Die Wimper reicht aus, eine DNA-Analyse durchzuführen.«
    »Wir fahren sofort hin«, rief Monika und warf das Telefon auf die von der Polizeigewerkschaft gesponserte Schreibunterlage.
    »Wohin?«, fragte Walde.
    »Pech, du warst nicht da«, rief Gabi, schob ihren Stuhl mit Schwung nach hinten und packte im Aufstehen ihre Tasche.
    »Ich erklär’s dir unterwegs.« Monika war ebenfalls schon auf dem Weg zur Tür. Walde hatte keine andere Wahl, als ihnen zu folgen. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Grabbe den Pistolengurt umlegte.
     
    Es schien, als wolle Gabi die Fahrt für ihre Passagiere so unangenehm wie möglich gestalten. Ihre Füße tanzten über die Pedale des alten Dienstwagens, ständig zwischen Vollgas und Vollbremsung wechselnd. Der linke Arm wirbelte über das Lenkrad, ihre rechte Hand zappelte mit dem Schalthebel. Neben ihr stützte sich Grabbe mit einer Hand auf dem Armaturenbrett ab, die andere Hand verkrampfte sich im Haltegriff über der Tür. Walde versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was ihm Monika

Weitere Kostenlose Bücher