Tatort Mosel
Marke Epson. Grabbe zog ein Blatt Papier heraus und hielt es gegen das Licht. Kopfschütteln. In der zweiten Schublade des Schrankes fand er weiteres Papier.
»Gohrsmühle!«, sagte er mit zufriedenem Gesichtsausdruck.
Sie hatten den Mann beim Surfen im Internet gestört. Walde fand im Systemordner die Schriften: »Garamond Bold ist dabei. Das heißt nichts, er hat noch mindestens hundert weitere.«
Wenig später entdeckte Walde die Datei mit dem Drohbrief. Dann fand er ein weiteres Schreiben. Er druckte es aus.
Es wird nicht locker gelassen,
bis der Letzte verstanden hat,
dass nicht länger zugesehen wird
bei den Leuten, die es nicht gut mit uns und unserer Stadt meinen.
Es wird gehandelt,
so lange es noch nötig ist.
Bevor noch viel Wasser
die Mosel hinunter fließt.
Der bewegte Bürger
Kollegen der Schutzpolizei holten Maxheim ab. Walde wies sie an, neben dem üblichen erkennungsdienstlichen Prozedere auch eine Speichelprobe zu veranlassen und die Fingernägel untersuchen zu lassen, besonders das, was sich darunter befand.
*
Als nur noch Gabi in Waldes Büro im Präsidium war, sagte er: »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir uns mal über deine Arbeitsweise unterhalten.«
»Manöverkritik?«
»Das ist fast das treffende Wort dafür, wie du bei Maxheim eingefallen bist.«
»Na hör mal, ich bin doch nicht eingefallen.« Gabi richrete sich im Besucherstuhl gerade auf.
»Ich dachte, du hättest aus der Geschichte mit dem Fotografen gelernt und würdest ein wenig mehr Fingerspitzengefühl an den Tag legen.«
»Was heißt denn Fingerspitzengefühl?«
»Versuchen wir es mal anders herum.« Walde hatte sich ebenfalls aufgesetzt. »Kein Fingerspitzengefühl ist, wie eine Furie über die Straßen zu rasen, Leute unnötigerweise mit der Waffe zu bedrohen, sie anzuschreien, sie zu beleidigen, sie ruppig zu behandeln, ihnen ohne Fluchtgefahr Handschellen anzulegen …«
»Ja, jaaa, ist schon gut«, maulte Gabi.
»Leider ist es noch nicht gut. Mach dich darauf gefasst, dass du mit Maxheim Ärger kriegst.«
»Der kriegt von uns Ärger, nicht umgekehrt.«
»So, ich hab’s dir gesagt. Mehr kann ich nicht tun. Du weißt, wie Stiermann zu solchen Rambomethoden steht!«
»Ach, leck mich!« Gabi war aufgesprungen und stakste aus Waldes Büro.
Am späten Nachmittag wurde Maxheim zur Vernehmung in Waldes Büro gebracht. Staatsanwalt Roth und Meier waren ebenfalls anwesend, als Walde das Tonband einschaltete. Maxheim beschränkte sich auf Angaben zur Person und verweigerte auf jede darüber hinausgehende Frage die Aussage.
Sie ließen den Mann wieder zurück in die Arrestzelle bringen.
»Was nun?«, fragte Meier, als sie wieder zu dritt waren.
»Ich lasse ihn morgen dem Haftrichter vorführen. Es besteht für mich kein Zweifel, dass die Drohbriefe von Maxheim stammen. Mal sehen, was der DNA-Vergleich mit dem im Kuvert gefundenen Haar bringt.«
»Er hat sich keinen Anwalt genommen«, sagte Meier. »Für mich ist er ein feiger Trittbrettfahrer. Der hat überhaupt noch nicht realisieren können, dass wir ihn so schnell geschnappt haben.«
»Kann nicht sein. Die ersten Schreiben gingen eindeutig vor den Morden raus.« Roth klappte sein Notizbuch zu. »Ich denke, wir haben ihn. Falls es was Neues von Kurz gibt, ich bin Tag und Nacht zu erreichen.«
*
»Endlich! Das war bitter nötig. So genommen ist dieser Maxheim ideal. Wenn sich herausstellt, dass er nicht der Mörder ist, dann können wir ihm wenigstens die Drohbriefe nachweisen, und er kann keinen auf unschuldiges Opfer machen«, Monika hackte einen Pressebericht in die Tasten. »Morgen wird der Haftbefehl nachgelegt. Dann ist Ruhe.«
»Ruhe vor wem?«, fragte Walde, der an den letzten Sätzen seines Berichts für die Staatsanwaltschaft schrieb, mehr vor sich hin als zu Monika.
»Schluss, Ende«, sagte Monika und fügte an: »Natürlich müssen wir den Kurz noch finden.«
»Ich bin froh, dass wir die Observierungen aufrecht erhalten.« Walde sicherte die Datei und schickte sie zum Drucker.
»Die Leute fühlen sich noch bedroht, das ist verständlich«, sagte Monika.
»Du meinst die letzten Negerlein.«
»Wie?« Monika verstand nicht.
»So nannte Roth die Uberlebenden aus dem Aktivkreis, die wir unter Polizeischutz gestellt haben. Was das gemeine Volk angeht, so glaube ich, dass es nicht wenige gibt, die gerne noch den ein oder anderen in der Mosel treiben sehen würden.«
»Hört sich nach Bildzeitungsüberschrift an. So etwas
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