Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
zu der neben Polizeipräsident Stiermann auch Staatsanwalt Roth und Stadler, der Chef der Wasserschutzpolizei, gekommen waren.
    »Besonders wichtig ist, dass diesmal nichts an die Öffentlichkeit dringt. Meine Theorie, dass der oder die Mörder jedesmal wieder aktiv werden, wenn das vorherige Mordopfer gefunden wurde, scheint sich zu bestätigen.«
    »Sie vergessen, dass es kaum möglich ist, ausgerechnet das Verschwinden des Prokuristen einer Zeitung geheim zu halten«, warf Meier ein.
    »Das Verschwinden war auch in Räumers Fall kein Problem, ich spreche vom Auffinden der Leiche, wenn es sich denn so verhält, wofür alle Indizien sprechen.« Weiler nahm für Sekunden seine große Brille ab und äugte mit zu Schlitzen verengten Augen in die Runde.
    Monika stimmte ihm zu: »Das sehe ich genauso. Wir brauchen vor allen Dingen Zeit, um nach allen Seiten …«
    »Zeit, Zeit, Zeit, was wir brauchen, ist ein handfester Ermittlungsansatz, dieses Stochern im Heuhaufen bringt uns nicht weiter. Mit Platitüden, wie nach allen Seiten offen und so weiter, können wir der Öffentlichkeit nicht mehr kommen. Solch eine Mordserie hat Trier noch nicht erlebt.« Stiermann schaute bei diesen Worten ausschließlich Walde an.
    »Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein«, murmelte Gabi.
    »Für Spitzfindigkeiten ist erst recht keine Zeit mehr.« Stiermann scharrte mit den Stiefeln unter dem Tisch.
    Walde wusste, dass er jetzt die sachliche Ebene verlassen würde, aber mit Druck allein konnte eine solch diffizile Ermittlung nicht durchgeführt werden. Letztlich ging es Stiermann doch nur darum, seine Haut zu retten. Es wäre nicht das erste Mal, dass das Landeskriminalamt um Hilfe gerufen und Walde die Leitung entzogen würde.
    »Ich denke, die Entwicklung hat uns alle überrollt. Der Fall droht eine Dimension anzunehmen, wie sie noch keiner der hier Anwesenden erlebt hat«, versuchte überraschend Staatsanwalt Roth die Wogen zu glätten. »Aber wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren.«
    »Dazu werden andere jetzt sicher mehr Grund haben.« Gabi schaffte es nicht, ihr vorlautes Mundwerk unter Kontrolle zu halten.
    Erst jetzt fiel Walde auf, dass weder Kaffee noch sonstige Getränke auf dem Tisch standen. Die Zeit der Kaffeekränzchen in Stiermanns Konferenzraum war wohl endgültig vorbei.
    Meier kam dem hörbar einatmenden Polizeipräsidenten zuvor: »Die Stadt hat einhunderttausend Einwohner. Schließen wir Kinder und Greise aus, bleiben noch genügend …«
    Stiermann unterbrach ihn: »Sie haben über zehntausend Studenten der Uni vergessen, nochmals fünftausend an der FH, die Pendler aus dem Landkreis, die Saisonarbeiter in der Gastronomie, die Touristen, Schluss jetzt mit dem Papperlapapp.« Er hieb mit der Faust auf den Tisch. Er war bis zum Äußersten gereizt und brüllte: »Ich bestehe darauf, sofort einen Personenschutz für alle gefährdeten Personen einzurichten.«
    Sekundenlang hallten die Worte nach.
    Meier, völlig ungerührt vom Temperamentsausbruch seines Chefs, fragte in gelassenem Ton: »Wie stellen Sie sich das vor? Sollen wir entscheiden, wer sich am Wohlergehen dieser Stadt versündigt hat und dem Mörder damit ein hinreichendes Motiv bieten kann?«
    Alle am Tisch hielten in Erwartung eines weiteren Ausbruchs den Atem an.
    Stiermann schnaufte und sprach dann in unerwartet ruhigem Ton: »Ich denke da an Hirschner, Haupenberg und diverse Vertreter dieser Spezies. Für Sentimentalitäten oder höfliche Rücksichtnahme bleibt keine Zeit mehr.«
    Sie kamen überein, weitere Verstärkung aus den anderen Kripodezernaten und von allen umliegenden Präsidien anzufordern. Ebenfalls sollte Schorsch rund um die Uhr beobachtet werden.
    »Wo fangen wir an, nach Kurz zu suchen?« Auf diese Frage Stiermanns blickten alle Stadler an.
    *
    Die Eingangstür war verschlossen. Walde schaute durch die Scheiben. Im Lokal Muselfesch war es dunkel. Laut dem Zettel im Aushang mit der Speisekarte öffnete der Muselfesch erst am Nachmittag.
    Gabi suchte die Klingelleiste an der wenige Meter daneben liegenden Eingangstür ab. Sie presste die flache Hand auf das Klingelbrett.
    Nacheinander meldeten sich mehrere Stimmen an der Sprechanlage. Der Türöffner wurde betätigt.
    »Polizei, wir möchten den Inhaber des Muselfesch sprechen.«
    Jemand antwortete: »Kommen Sie hoch, zweiter Stock.«
    Theo stand im Bademantel und mit zerzausten Haaren in der Diele. Er blinzelte die beiden aus kaum geöffneten Augen an.
    Walde

Weitere Kostenlose Bücher