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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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überhaupt schon wieder seinen Führerschein?«
    Grabbe schaute irritiert.
    »Ich bin in der Gerüchteküche .« Damit ließ Walde seinen Kollegen stehen.
    Walde stellte den Wagen wenige Meter weiter vor einem Hotel ab.
    Er ging am Römertresen vorbei zum Hauptmarkt. Die Uhr von St. Gangolf zeigte kurz nach elf. In der Gerüchteküche saß eine Gruppe japanischer Touristen, ausschließlich Männer. Sie hatten mehrere Tische zu einer langen Tafel zusammengeschoben. Ein ganzer Wald von Weinflaschen hatte sich darauf angesammelt. Sie sangen mit geröteten Gesichtern ein Lied, bei dem sich Walde, vom unverständlichen Text einmal abgesehen, weder die Melodie noch der Rhythmus erschlossen.
    »Machen guten Umsatz, die Japaner.« Walde ließ sich auf einen Hocker vor der Theke nieder.
    »Das sind keine Japaner, sondern Koreaner«, berichtigte ihn Uli, der hinter der Theke Gläser polierte.
    »Ach so, das hätte ich natürlich am Lied erkennen müssen.«
    »Schlage ihnen doch ein deutsches Volkslied vor.« Uli warf einen prüfenden Blick auf das Glas. »Flühling, Flühling, kommt bald oder Fleude schönel Göttelfunken.«
    »Könnte ich einen Kaffee haben?«, bat Walde.
    »Und dazu einen Calvados«, bot Uli an. »Meine Gäste vertragen den Wein nicht besonders. Wenn du Ahnung vom koreanischen Liedgut hättest, würdest du es hören.«
    »Klingt ganz in Ordnung.«
    »An ihren roten Gesichtern wirst du auch ohne kriminalistisches Gespür erkennen können, dass bei allen die Lampen brennen.«
    »Sei froh, dass du keine Milchbar hast«, sagte Walde. »In der Milch soll ein Enzym sein, das den Ostasiaten angeblich überhaupt nicht bekommt.«
    Die Kaffeemaschine übertönte kurzfristig den Gesang.
    »Hast du Schorsch gesehen?«
    »Welchen Schorsch?«
    »Du kennst ihn bestimmt. Er war Räumers Pferdepfleger, Mieteintreiber, Mann fürs Grobe.«
    »Ach der, klar, der hat hier Hausverbot.«
    »Warum?«
    »Du musst den mal erleben, wenn er auf Tour ist. Wenn der mal loslegt, dann versucht er gleich, die ganze Innenstadt trocken zu legen. Ein neuer Freund von dir?«
    »So kann man sagen.« Walde verbrannte sich die Oberlippe am Kaffee.
    »Dir ist doch sonst nichts zu heiß, wo wir schon mal bei neuen Kontakten sind.«
    »Du hast doch Elfie nichts von gestern Abend erzählt?«
    »Wo denkst du hin? Du wirst ja nicht gleich mit der Tante nach Hause …« Uli senkte seinen Blick in Waldes Gesicht.
    Der versuchte wieder, an dem Kaffee zu nippen, griff dann nach dem Calvados.
    »Ich hab doch so was läuten hören, nach der Geschichte mit der Belgierin im letzten Sommer, dass du Doris hoch und heilig versprochen hast, nicht mehr …«
    »Was macht deine Frau?«, unterbrach Walde Ulis Redefluss.
    »Was hat das jetzt mit meiner Frau zu tun?«
    »Ich dachte, du bleibst noch öfter über Nacht bei ihr.«
    »Na und, was geht das dich an?« Uli klang sauer.
    »Nichts«, sagte Walde. Der Kaffee war inzwischen trinkbar.
    Das Terrain war beiden zu glitschig geworden. Sie hörten dem koreanischen Gesang zu, der plötzlich abbrach.
    Als er sich umdrehte, um nach der Herrenrunde zu sehen, starrte diese auf den Eingang. Gabi stand in der Tür und genoss den Augenblick sichtlich. Noch ein wenig heftiger als sonst mit den Hüften schwingend, stakste sie zur Theke und ließ sich neben Walde auf einem Hocker nieder. Als sie die Beine übereinander schlug, drehte sie sich um neunzig Grad und warf den Koreanern einen ihrer vielsagenden Augenaufschläge zu.
    »Was darf’s denn sein?«, fragte Uli.
    »Am liebsten Feierabend.« Sie schaute auf Waldes Getränke. »Auch einen Kaffee, aber keinen Schnaps. Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps.« Sie fixierte Walde mit einem durchdringenden Blick.
    »Ich war gestern Abend nicht im Dienst. Wenn du darauf anspielst«, sagte Walde.
    »Trotzdem kann ich das nicht gutheißen.«
    »Irgendwo hab ich mal gelesen, dass sich zwanzig Prozent aller Beziehungen aus Bekanntschaften im Kollegenkreis ergeben.«
    »Aber nicht bei den Bullen.« Gabi verbrannte sich nun ebenfalls am Kaffee. »Mensch, ist der heiß.«
    »Soll ich jetzt auch noch Warnhinweise auf den Kaffeetassen anbringen?«, ließ sich Uli vernehmen.
    »Sag mal deinem Freund, falls er wieder dein Freund ist, dass ich ihm die nächste Tasse vorne in seine Bundfaltenhose schütte, wenn er mir noch mal blöd kommt.«
    »Das schreibe ich dann auch noch drunter«, provozierte Uli unbeeindruckt weiter.
    »Ich hatte eigentlich nach den Vorwürfen von heute Mittag vor,

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