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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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ab, bis wieder …«
    »… Ruhe eingekehrt ist«, vollendete Lea den Satz. »Sie wissen, dass Kurz verschwunden ist?«
    »Wie bitte?« Hirschner wirkte sichtlich geschockt. »Was? Wer sagt das?«
    »Ich hab das von den zwei Typen erfahren, die mit ihrem Wagen in unserer Einfahrt stehen.«
    »Welche Typen?« Hirschner verstand nicht.
    »Die hat Ihnen Kommissar Bock geschickt. Wir stehen seit heute Mittag rund um die Uhr unter Polizeischutz.«
    *
    Auf dem Weg nach Pfalzel geriet Walde in einen Stau. An einer Baustelle vor dem Ortseingang von Biewer ging es keinen Zentimeter mehr weiter. Er schaltete den Motor ab. Als er auf die Mosel sah, fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, nach dem Suchtrupp der Feuerwehr und dem Schiff der Wasserschutzpolizei Ausschau zu halten, die den Bereich zwischen Römerbrücke und Kaiser-Wilhelm-Brücke absuchten. Er hatte Hunger. Aber er fühlte sich noch aus einem anderen Grund unwohl. Den ganzen Tag über hatte er die Geschichte mit Sonja verdrängen können. Sie waren sich heute, so weit das im Präsidium möglich war, aus dem Weg gegangen.
    Auf der Gegenfahrbahn rollte eine endlose Kolonne vorbei. Auf seiner Seite tat sich immer noch nichts.
    Was war in ihn gefahren? Ein Refrain von Westernhagen fiel ihm ein: ’He Mama, was ist mit mir los? Frauen gegenüber bin ich willenlos.’
    Es ging weiter. Der Volvo sprang erst beim zweiten Versuch an. Er beeilte sich, die Lücke zum Vordermann zu schließen. Vor einem Jahr hatte ihm eine Belgierin den Kopf verdreht. Die hatte auch hinreißend ausgesehen. Er wandelte den Refrain ab. ’He Mama, was ist mit mir los? Schönen Frauen gegenüber bin ich willenlos.’
    Doris hatte ihm damals verziehen. Er hatte ihr versprochen, dass so etwas nicht wieder vorkommen würde.
     
    Durch das offen stehende schmiedeeiserne Tor rollte er in den Hof neben Maries Citroen. Sie hatte Walde wohl kommen gehört und erwartete ihn an der Haustür: »Hallo, Walde, schade, aber ich hab einen Termin. Komm rein, du kannst auf Doris warten. Bedien dich, du kennst dich ja aus.«
    »Wo ist sie?«
    »Laufen, auf dem Moselradweg«, antwortete Marie. Sie registrierte Waldes besorgten Blick. »Keine Bange, Jo ist dabei.«
    »Jo? Laufen?«, entfuhr es Walde.
    »Nein, er hat das Rad genommen.«
    »Jo fährt Rad?«
    »Willst du mich noch eifersüchtiger machen, als ich schon bin? Mit mir ist er in diesem Jahr noch kein einziges Mal gefahren.« Marie klimperte mit einem Schlüsselbund. »Wenn du willst, kannst du auch ein Rad haben. Der Schuppen ist offen.« Sie wies zu dem kleinen Holzverschlag an der Gartenmauer.
    Walde hatte kein Werkzeug im Schuppen gefunden, um den Sattel an Maries Fahrrad höher stellen zu können. Mit weit abgewinkelten Beinen rollte er durch die Klosterstraße zum Moselradweg hinunter. Selbst seine Ellenbogen musste er abspreizen. Alles an Maries Rad war mehrere Nummern zu klein für ihn.
    Sein Telefon klingelte. Er brachte mit seinen über den Asphalt schlitternden Schuhen das Rad zum Halten.
    »Schorsch ist vom Herrenhammer Richtung Stadt losgefahren«, Walde erkannte Grabbes Stimme.
    »Okay, bleibt dran und haltet mich auf dem Laufenden.« Walde steckte das Telefon wieder ein.
    Unter der Pfalzeler Eisenbahnbrücke entschied er sich, auf dieser Moselseite zu bleiben. Die Dämmerung setzte ein. Er spürte den kühlen Gegenwind im Gesicht und an den Händen. Am Ufergestrüpp hing der noch vom letzten Hochwasser verbliebene Unrat wie Lametta am Christbaum. Nur wenige Radfahrer waren unterwegs. Die Zahnräder knackten bedenklich, als Walde in einen höheren Gang schaltete. In Höhe der auf der gegenüberliegenden Flussseite liegenden neuen Stadthalle kamen ihm Jo und Doris entgegen.
    »Eben sagte ich zu Doris, der uns da vorn entgegen kommt, hat bestimmt das Rad geklaut.« Jo grinste.
    Walde ignorierte seinen Freund und wendete. Doris lief nun, links und rechts von zwei Begleitern eskortiert.
    »Wie weit bist du gelaufen?«, fragte Walde.
    »Auf der anderen Seite bis zur Römerbrücke und zurück.« Doris erweckte nicht im geringsten den Eindruck, außer Puste zu sein. Sie lächelte Walde an. Er atmete innerlich durch.
    »Da ist ja wieder ganz schön was los«, sagte Jo.
    »Wo?« Walde hörte nur mit einem Ohr zu.
    Jo entrüstete sich: »Das weißt du doch besser als ich, was die Wasserschutzpolizei und die Feuerwehr da im Schilde führen.«
    »Es wird schon wieder jemand aus dem Aktivkreis vermisst.«
    »Das hab ich befürchtet«, war Jos Kommentar.

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