Tatort Mosel
andere Methoden anzuwenden. Aber das muss ich mir nicht bieten lassen.« Gabi atmete hörbar ein und kramte hektisch in ihrer Handtasche. Walde griff ihr ans Handgelenk: »Gabi, das war doch nur Quatsch.«
»Lass mich sofort los.« Sie atmete erneut tief durch. Walde hielt unbeirrt ihr Handgelenk umklammert. Sie zog Waldes Arm an sich und nieste in den Ärmel seines Hemdes.
»Das hast du nun davon. Wenn du mich davon abhältst, mir ein Tempo aus der Tasche zu ziehen.«
Walde wischte sich angeekelt den Arm an der Hose ab.
Hinter ihm begann die Herrenrunde zu grölen, oder war es eine neue koreanische Weise?
»Übrigens hab ich Walde schon darüber informiert, dass Schorsch hier Hausverbot hat«, sagte Uli.
»Dann ist das ja das ideale Plätzchen, um nach ihm zu suchen«, bemerkte Gabi.
»Meint ihr, der hat was mit den Negerlein-Morden zu tun?«, fragte Uli.
»Dein Freund soll sich lieber, um in seinem diskriminierenden Jargon zu bleiben, um seine Chinagröler kümmern und unsere Negermörder in Ruhe lassen.« Gabi schaute Walde an.
»Lass doch mal, seit wann bemühst du dich um politisch korrekte Ausdrucksweise«, versuchte Walde abzuwiegeln und wendete sich wieder Uli zu. »Was willst du damit sagen?« Er spürte, dass etwas hinter Ulis Worten steckte.
Uli ließ sich nicht beeindrucken: »Ich weiß nicht, was mit dem Schorsch ist, aber mit diesem Ströbele haben sich die Typen vom Aktivkreis ein echtes Kuckucksei eingefangen.«
Waldes Telefon klingelte. Es war Grabbe. Sie hatten Schorsch aufgespürt.
»Okay, und diesmal geht euch Schorsch nicht wieder durch die Lappen«, drohte ihm Walde und legte auf.
Die Koreaner verlangten nach der Rechnung. Uli ließ die Kasse einen Bon auswerfen und ging zum Tisch.
»Schorsch ist wieder gefunden, er lässt sich in einer Kneipe in der Paulinstraße volllaufen«, sagte Walde, der nun allein mit Gabi an der Theke saß.
»Hab ich mitgekriegt«, Gabi nickte.
»Was ist denn los? Was hast du gegen Uli?«
»Zuallererst ist er ein Mann, und die kann ich heute überhaupt nicht ab. Und dann ist er noch ein Klugscheißer.«
Hinter ihnen flammte ein Blitzlicht auf. Uli fotografierte die Gruppe, dann wurde er mit der Gruppe fotografiert.
»Du warst beim Kuckucksei stehen geblieben«, half Walde Uli wieder auf die Sprünge, als der mit einem Tablett voller Gläser zurückkam.
»Also, ich habe mich mit diesem Ströbele vor ein paar Monaten mal länger unterhalten. Das war nach der Pressekonferenz, wo er als neuer Geschäftsführer präsentiert wurde. Mir ist gleich klar geworden, dass die vom Aktivkrsis ihn verarscht haben. Ströbele hat mir damals erzählt, dass er väterlicherseits aus einer alten Stuttgarter Kaufmannsfamilie stammt. Sie habe über Generationen ein Textilgeschäft in Stuttgart betrieben und sei vor ein paar Jahren von der übermächtigen Konkurrenz der Filialisten zur Aufgabe gezwungen worden. Ströbele sah in Trier eine seiner Hauptaufgaben darin, diesen Strömungen entgegenzusteuern.«
»Ja und?«, fragte Gabi.
»Damit hat der Aktivkreis doch gar nichts im Sinn. Denen ist nur jedes Mittel recht, um Geld zu scheffeln. Das Schicksal alteingesessener Fachgeschäfte schert die feinen Herren doch einen Dreck. Ströbele hat diesen ganzen Scheiß mit Kulturförderung und so für bare Münze genommen. Ich hab danach noch zu Elfie gesagt, entweder verschwindet der bald wieder aus der Stadt oder er landet in der Psychiatrie. Der war diesen Typen nicht gewachsen.«
»Schreib einen Deckel!« Walde sprang auf. »Gabi, wo steht dein Wagen?«
»Was hast du vor?«, Gabi stöckelte hinter Walde her.
»Einen Besuch. Wo parkst du?«
»Am Domfreihof.«
Walde, der in die entgegengesetzte Richtung losmarschiert war, stoppte und drehte sich um 180 Grad: »Wir fahren zur Schwesterklinik.«
»Was willst du da um Mitternacht?« Gabi versuchte, mit ihm mitzuhalten. »Doch nicht etwa den Ströbele erschrecken? Hat das nicht Zeit bis morgen?«
»Das geht auf meine Kappe.« Walde eilte mit weiten Schritten durch die Sternstraße.
»Nicht zu fassen«, staunte er, als er Gabis Wagen sah. »Parkt vor der Treppe des Bischofs. So eine Frechheit.«
Gabi schwang sich hinters Steuer. Walde hatte kaum die Tür zugezogen, als der Wagen schon im Halbkreis zurück über die Liebfrauenstraße jagte.
»Keine Politesse schreibt das Auto des Bischofs auf«, rief Gabi.
»Der Neue hat doch gar keinen Flitzer.«
Gabi hielt im Wendekreis vor der Pforte des Krankenhauses. Die Glastür,
Weitere Kostenlose Bücher