Tatort Oktoberfest (German Edition)
Glitzern auftaucht. „Ich war heute auf der Wiesn im Einsatz. Aus irgendeinem Grund bilde ich mir ein, ab nächstem Jahr zur Gilde der Wiesn-Wirte gehören zu wollen. Wir, mein Kontrahent und ich, müssen uns dazu einen Wettbewerb liefern. Aber vielleicht haben Sie schon davon gehört?“
Er nickt, und Sympathie spricht aus seinen Augen. Dann jedoch wird er ernst. „Mein Name ist di Flavio, ich stamme aus Tropea und bin nur für ein paar Tage hier in München. Ich suche einen alten Freund, Luigi, und hatte gehofft, ihn hier zu finden. Seine Frau sagte mir, dass er mit Ihnen befreundet ist.“
„Ja, ich kenne ihn. Aber ich habe ihn schon länger nicht zu Gesicht bekommen, tut mir leid. Er taucht nicht häufig hier auf. Eher selten – jetzt. Als er auf der Wiesn gearbeitet hat, war er ein- oder zweimal mittags zum Essen hier.“
„Und Sie wissen nicht, wo ich ihn noch erreichen kann?“
„Ich habe gestern selbst versucht, ihn anzurufen, aber er geht nie an sein Handy. Ich bedauere. Was meint denn seine Frau?“ fragt sie, ein wenig misstrauisch geworden. Vielleicht ist dieser Mann aus Tropea irgendein Cousin, und Luigis Frau schickt ihn, weil sie eifersüchtig ist. Dabei war doch so gut wie gar nichts zwischen ihnen, aber das wird sie diesem Fremden hier bestimmt nicht verraten.
„Seine Frau hat ihn seit vorgestern nicht mehr gesehen. Er ist bei einer Veranstaltung eingesetzt gewesen, die in der BMW-Welt stattfand, und danach anscheinend nicht nach Hause gekommen.“
„Vielleicht hat er eine Freundin? Wer weiß? Ich kenne seine Frau nicht. Jetzt muss ich mich um meine privaten Gäste kümmern. Kann ich Ihnen noch einen Grappa auf Kosten des Hauses bringen lassen?“ Als er den Kopf schüttelt, verabschiedet sie sich.
Warum ist Luigi nicht nach Hause gekommen? Wieder fallen ihr die Anrufe ein, bei denen sie nur ein Atmen hörte. Das ist rätselhaft. Sicher wird er morgen wieder auftauchen. Vielleicht hatte er wirklich eine Geliebte, und die will herausfinden, wer sich hinter den Nummern im Handy verbirgt. Damit ist für Claudia die Sache erledigt, sie wendet sich zum Personaltisch, um sich zu den jungen Leuten zu gesellen. „Na, ist die Pizza schon eingetroffen, habt ihr für mich auch ein Stück übrig?“ fragt sie und drückt sich neben Ludwig in die Bank, der schon kaut und dem es offensichtlich schmeckt. „Aber ihr habt ja noch gar nichts zu trinken, was wollt ihr? Cola? Oder Wasser? Bier oder Wein?“
„Ick möchte Bier.“
Claudia muss lachen. „Na, da kommt ja jemand unüberhörbar aus der Hauptstadt, und ich dachte, du hüllst dich lieber in Schweigen. Du bekommst dein Bier.“
Ludwig schaut etwas verlegen, als Patrick kurze Zeit später in der Toilette neben ihm steht. „Na, die Braut ist ja mächtig scharf auf dich, habe ich den Eindruck.“
Ludwig grinst.
„Hier, vielleicht brauchst du die“, meint Patrick und steckt ihm eine Packung Präservative in die Hosentasche. „Eigentlich müssten wir dich mitnehmen nach Haus, wir haben es Julia versprochen, aber ich will dir natürlich nicht deine Chance nehmen und schlage vor, ich hole dich in gut anderthalb Stunden ab. Ist das okay? Aber wenn es nicht so läuft, setzt du dich in ein Taxi und fährst umgehend zu deiner Tante. Hier, etwas money.“ Er steckt Ludwig ein paar Scheine in die Hosentasche. „Großes Ehrenwort? Gib mir die Hand darauf!“
Ludwig nickt und schlägt ein.
„Ach ja, und kein Alkohol, das ist Teil der Abmachung, reicht doch, wenn du die Süße vernaschst. Für die Standfestigkeit ist es ohnehin besser man trinkt nichts. Alles klar?“
„Schon gut, verstanden, Captain. Soll ich dir auch noch Bericht erstatten?“
„Hey, nicht übermütig werden. Mach’s gut, Kumpel!“
Als sie wieder an den Tisch kommen, sieht Ludwig, dass sein Bierglas bei Nadine steht und ihre Cola bei ihm. Er zwinkert ihr zu. „Claudia hat interessante Bücher über Schloss Linderhof, hat sie mir erzählt, ich kann mir vorstellen, das würde dich faszinieren. Stimmt’s?“
„Magst du mir noch ein wenig Gesellschaft leisten, Ludwig? Nadine und Patrick wollen leider schon abzwitschern.“ Sie schenkt ihm ein zauberhaftes Lächeln, und er windet sich verlegen. Er denkt an die Packung Präservative in seiner Tasche, und ihm wird so heiß wie noch nie in seinem bisherigen Leben. Am liebsten würde er auf Tauchstation gehen, denn wie soll er das jetzt anstellen? Er hatte noch nie … Mal einen Kuss und ein Gefummel am Busen und in
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