Tatort Oktoberfest (German Edition)
Rechtsradikale gewesen?“ fragt der Oberregierungsrat Beierlein.
„Das könnte ich mir gut vorstellen, insbesondere, da wir bereits vor einiger Zeit einen Hinweis auf Tätigkeiten der Mafia erhalten haben.“
„Aber welches Interesse hätte die Mafia? Sie würde doch wohl eher die Italienerin unterstützen?“ fragt Frau Niederegger von den Grünen und schaut die beiden Herrn der anderen Parteien an. „Meinen Sie nicht auch?“
„Liebe Frau Niederegger, es könnte ein geschickter Schachzug der Mafia sein. Gleichzeitig werden sie noch einen Mann los, der ihnen unbequem ist. Oder sie wollen gar nicht, dass die Italienerin den Wettbewerb gewinnt. Wer weiß das schon“, antwortet Beierlein.
„Was meinen Sie, Commissario di Flavio? Sie kennen sich doch mit der Mafia aus?“ wendet sich die Stadtverordnete von den Grünen direkt an ihn.
„Wenn wir wissen, wo Luigi ermordet wurde und warum, werden wir auch wissen, inwieweit die Mafia involviert ist, und soweit ich in diesem Feld die Münchner Kripo unterstützen kann, werde ich es tun.“
„Na, dann sind wir ja beruhigt. Ist denn schon etwas an die Presse durchgesickert? Gerade heute zum ersten Wiesn-Sonntag können wir nichts gebrauchen, was die Wiesn stört. Sie ist schließlich einer der größten Wirtschaftsfaktoren in der Stadt“, mischt sich Stadtrat Schneiter von der roten Fraktion ein.
„Aber wir sollten, wenn wir es an die Presse geben, schon den Verdacht bezüglich der Mafia-Beteiligung mit bekanntgeben, meinen Sie nicht?“ sagt Beierlein.
„Nun ja, besser als wenn in der ganzen Welt vom deutschen Rechtsruck gesprochen wird, finde ich“, stimmt ihm Frau Niederegger zu.
„Meine Damen, meine Herren, bitte“, mischt sich Hauptkommissar Wimmer wieder ein. „Wir werden alles tun, um die Wahrheit herauszufinden. Auf jeden Fall wird uns Commissario di Flavio in diesem Fall zur Seite stehen, und ich hoffe, dass wir bald den Täter finden. Bisher haben wir den Fund geheim gehalten. Ausnahmsweise haben wir gestern Abend die Presse informiert. Sicher wissen Sie, dass unser Polizeipräsident mit dem Oberbürgermeister gesprochen hat. Die Verantwortlichen bei der Presse sind gebeten worden, vorerst nichts zu veröffentlichen. Sie verstehen die Brisanz in den ersten beiden Tagen des Oktoberfestes. Hoffentlich halten sich alle an dieses Abkommen. Die Presse hat sich zähneknirschend dazu bereit erklärt. Das gibt uns die Möglichkeit, noch ein oder zwei Tage im Untergrund zu arbeiten. Es wurde eine Soko gegründet, die sofort die Ermittlungen aufnimmt. Und damit entschuldigen Sie uns, wir werden Sie auf dem Laufenden halten und bitten Sie, über alles, was gesagt wurde, Stillschweigen zu bewahren.“
„Ist doch selbstverständlich, wir danken Ihnen, Hauptkommissar Wimmer.“
„Auf Wiedersehen, Commissario“, verabschiedet sich Frau Niederegger bei ihm, und auch die anderen schütteln ihm artig die Hand zum Abschied. Kurz darauf steht er mit Wimmer und Heimstetten allein im Besprechungsraum. Am liebsten würde er: „Bene. Geschafft“, sagen und damit seine Erleichterung kundtun, aber er hält sich bedeckt.
Der Gedanke, dass Wimmer so offensichtlich den Verdacht auf die Mafia oder die ’Ndrangheta gelenkt hat, macht di Flavio nicht besonders glücklich. Nach dem Auftritt der Politiker kann er sich vorstellen, dass Wimmer die Anweisung dazu von weiter oben bekam. Warum wollte er ihn dann erst so schnell wie möglich aus der Schusslinie haben?
Ihm fällt der Überfall ein. Ja, natürlich, die Jugendlichen. Wer steckte dahinter? Sie suchten irgendetwas, und zwar im Auftrag von jemandem. War dieser jemand Luigis Mörder? Heißt das, dass Luigi in der BMW-Welt umgekommen ist? Wäre folgerichtig, da er dort zuletzt gesehen wurde. Warum verfolgt Wimmer diese Spur nicht und ist mit keinem Wort darauf eingegangen? Hat Luigi auch an die Münchner Kripo Informationen geliefert, war er der Informant, der …?
Ihm fallen die Worte seines Kollegen kurz nach seiner Begrüßung ein. Di Flavio überlegt. Bevor Wimmer erfährt, dass Luigi auch für mich Informationen lieferte, muss ich erst einmal mit Enno sprechen, um abzuklären, dass keine Gefahr für Ennos Deckung besteht. Er entscheidet, wenn auch mit einem schlechten Gewissen, diesen Part von Luigis Vergangenheit erst einmal für sich zu behalten.
„Wie siehst du jetzt meinen Einsatz?“ fragt er Wimmer. Es verblüfft ihn zu hören: „Einen direkten Einsatz kann ich nicht mehr arrangieren, da wir dich
Weitere Kostenlose Bücher