Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
Vom Netzwerk:
später zurückrufen?“
    „Bitte Claudia, gib diesen unsinnigen Wettbewerb auf. Die Polizei war bei mir. Luigi wurde ermordet und mit einem Schild um den Hals gefunden, auf dem stand: ‚Wir wollen eine saubere Wiesn.‘ Das ist eine Warnung, nimm sie ernst. Ich habe Angst um dich. Ich beschwöre dich …“
    „Die Polizei war gestern Abend bei mir, mich haben sie im Unklaren gelassen, nur von Bedrohung gesprochen. Warum haben Sie dir …? Es tut mir sehr leid. Aber ich muss jetzt wirklich los. Ich ruf dich an, und wir reden dann in Ruhe, ja?“ Sie legt schnell auf und steht einen Moment wie versteinert. Vielleicht hat er ja recht, geht ihr durch den Kopf. Aber dann schüttelt sie den Gedanken ab, greift sich ihre Gürteltasche und verlässt die Wohnung.
    Nein, mit Claudia, das ist etwas völlig anderes. Ludwig wird niemandem von ihr erzählen. Weder seinen Kumpels noch Nadine, auch nicht seiner Tante Julia. Obgleich sie heute am Frühstückstisch komisch gefragt hat: „Hallo Ludwig, fängst du mit Nadine heute früher an? Der Job scheint dir ja richtig zu gefallen, dass du schon so zeitig aufstehst, oder willst du dir den Trachtenumzug ansehen? Dann musst du dich aber mächtig beeilen.“
    Er schlürfte seinen Kakao in sich hinein und nickte, um gleich aufzustehen, seine Kappe zu greifen, „Tschüss“ zu sagen und schnell die Tür hinter sich zuzuziehen. Mit der U-Bahn war er bald wieder in Claudias Nähe. Er war noch ein wenig rumgelaufen in den Straßen. Immer wieder war er an ihrem Haus vorbeigestelzt, hatte aber nicht gewagt, hineinzugehen. Erst als der Oberkellner die Sitzkissen auf die Stühle legte, ihn erkannte und etwas herablassend meinte: „Na, Pizza haben wir heute aber nicht im Angebot“, traute er sich in das Haus.
    Er fühlte sich stark und auch weich und glücklich. Dennoch kam er nicht ganz klar mit den Gefühlen, die in ihm rumwirbelten wie ein mittlerer Hurrikan. Jedes Mal, wenn er an dem Haus vorbeikam, zweifelte er. Würde sie ihn heute auch noch wollen? Oder würde sie ihn einfach so stehenlassen, wie die anderen Bräute? Aber nein, mit denen ist sie überhaupt in keiner Weise zu vergleichen. Claudia ist eine richtige Frau. Die Mädchen aus seiner Klasse oder aus den Tanzausscheidungen können ihr nicht das Wasser reichen. Nicht einmal Nadine kann gegen sie bestehen. Claudias Haut ist weich und glatt und riecht paradiesisch nach Vanilleeis. Wenn er jetzt die Augen schließt, meint er zu spüren, wie sie auf ihm sitzt, sich zurücklehnt und so komische Laute aus ihrem Mund kommen. Es war ein so wundervolles Gefühl, und es hatte ihr Spaß gemacht mit ihm. Sie wird seine Braut werden, das steht fest. Sie würde ihn nicht einfach auslachen, wenn er mal nicht so schnell antwortet oder anders reagiert, nein, sie nicht. Sie liebt ihn, und er liebt sie. So einfach ist das, und da gibt es keine Frage mehr.
    Trotzdem blieb Ludwig noch eine Weile unschlüssig vor ihrer Wohnungstür stehen, hatte Angst zu schellen. Als er endlich wagte, den Knopf zu drücken, erschrak er. Die Türglocke bimmelte überlaut. Die Zeit, bis sich die Tür öffnete, schien sich ewig zu dehnen. In dem Moment, als Claudia ihn so komisch anschaute, als würde sie sich nur dunkel an ihn erinnern, war er fast sicher, dass alles wieder so ablaufen würde wie sonst. Dabei ist doch dieses Mal alles ganz anders gewesen …
    „Hör zu, Ludwig, du bist nett, aber …“
    Sein Herz hörte fast auf zu schlagen. Doch bevor die Enttäuschung ihn mit Eiswasser übergoss, drückte Claudia ihn an sich. Sie war ja so klein, stellte er erst jetzt fest. Er spürte die Wärme ihrer Haut, unter ihrem Bademantel war sie nackt. Der Mantel öffnete sich einen Spalt, und er merkte, dass er sie schon wieder begehrte. Sie am liebsten wie heute Nacht umfangen, wie eine Feder hochheben, zum Bett tragen und streicheln wollte. Ihre schlanke Gestalt bei Tageslicht genau betrachten möchte. Wie schön sie im Mondlicht ausgesehen hatte, oder war es nur das Laternenlicht? Egal. Er stöhnte leise.
    Ihr Haar duftete noch immer nach Rosen und reizte, damit zu spielen, aber er traute sich nicht. Seine vorwitzige Hand machte sich selbständig, streichelte ihre bloße Brust, und ihm wurde heiß und kalt – es war Paradies und Hölle zugleich. Doch sie schob ihn zur Tür und murmelte: „Ludwig, ich kann dich jetzt nicht gebrauchen. Wenn es geht, sehen wir uns, vielleicht, später.“
    Er nickte, und schon stand er im Hausflur. „Wir sehen uns später …“

Weitere Kostenlose Bücher