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Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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Gerade noch rechtzeitig hält er inne, als ihm einfällt, dass Claudia ja gleich hier auftauchen und vielleicht in diesem Wagen Platz nehmen wird. Und wenn man Luigis Handy genau dort findet, wird man sie verdächtigen. Nein, er muss es noch behalten, bis er einen besseren Ort findet, wo es unter anderen Fundstücken untergeht, und die Sache sich ein für alle Mal erledigt. Schließlich haben sie beide mit dem Tod von Luigi nichts zu tun, und die Polizei darf weder ihn noch sie damit in Zusammenhang bringen. „Na, jetzt doch nicht?“ lacht die Frau, weil er zögert und wieder aussteigt, während der Wagen langsam davonzuckelt. Ludwig nickt und verzieht sich.
    Ochshammer wäre es lieber, die Sonne würde nicht vom Himmel brennen. Zwar kann er sich heute eigentlich gelassen zurücklehnen, schließlich ist Claudia an der Reihe. Aber die Fernsehkameras fangen jede seiner Bewegungen ein, und er muss sich öfter als ihm lieb ist mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirn wischen. Er sieht sich wie gestern schon hässlich, alt und dicklich über die Schirme von hunderttausend Betrachtern flimmern. Da hilft auch die Schminke, die die Maskenbildnerin ihm vor Beginn des Umzuges auftrug, nicht drüber hinweg. Eher bildet sie zusätzlich einen Film auf der Haut und lässt den Schweiß noch mehr rinnen.
    Kopitzki hat sich bisher nicht blicken lassen. Obwohl er ihn nicht leiden kann, bereut er, ihn gestern etwas hart angefasst zu haben. Offenbar hat er ihn verschnupft. Allein ist das ganze Tamtam schwer durchzustehen, gesteht er sich ein. Claudia hat sehr klug auf die Präsenz bei dem Umzug verzichtet, vielleicht hätte er ebenfalls kneifen sollen? Zu spät. Er muss die Sache aussitzen.
    Sie haben ihm ein angehendes Sternchen an die Seite gesetzt, das ihn anhimmelt, wenn das Licht an der Kamera rot aufleuchtet und sich sofort dem Moderator auf der anderen Seite zuwendet, wenn es erlischt. Ochshammer macht sich keine Illusionen, er ist ganz und gar nicht ihr Typ, sie benutzt nur seine Popularität, um ebenfalls welche zu erlangen. „It’s Showbiz“, zwinkert ihm der Moderator des Bayernsenders zu und lacht.
    Wenigstens sind keine Fragen zu beantworten, und so lächelt er nach einer Weile einfach vor sich hin – dümmlich, findet er und hofft, dass dies die anderen nicht auch finden. Irgendwann fallen ihm die Fragen des Reporters vom Vorabend ein. Er hatte sie gestern gleich verdrängt, doch jetzt zwingen sie sich wieder in sein Bewusstsein. Was hatte dieser Reporter, der aus dem Nichts auftauchte und darin ebenso schnell wieder verschwand, gesagt? „Es hat einen Toten bei Ihrer Veranstaltung gegeben, wie stehen Sie dazu?“ Schon gestern konnte er sich keinen Reim darauf machen, und daran hat sich nichts geändert. Irritierend war das Aufflackern in Kopitzkis Augen. Ohne das Blitzlicht, das Kopitzkis Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde erhellte, wäre ihm dieser gehetzte Blick bei dem schummrigen Licht nicht aufgefallen. Warum wollte dieser Reporter – war es überhaupt einer? – das Gesicht von Kopitzki festhalten? Was wusste dieser rätselhafte Mann? Auf jeden Fall mehr als Ochshammer.
    Bei genauerem Nachdenken fallen ihm noch einige andere Ungereimtheiten auf. War Kopitzki gegen Ende der Veranstaltung in der BMW-Welt nicht für längere Zeit verschwunden? Ochshammer erinnert sich an das Gespräch mit den Chefmanagern im oberen Restaurant. Als das Gespräch sich um den Nutzen von Unternehmensberatern drehte, fiel ihm Kopitzki ein, und er hatte sich nach ihm umgeschaut. Als er ihn nicht entdeckte, war er mit seiner negativen Meinung nicht hinter dem Berg geblieben.
    Die Herren hatten gelacht und geantwortet: „Ach, wissen Sie, Herr Ochshammer, darüber sollten wir lieber nicht reden, Sie wissen doch wie wir, dass wir die Typen manchmal brauchen, wenn wir eine Entschuldigung benötigen, um Arbeitsplätze wegzurationalisieren, oder wenn wir jemandem in der oberen Etage klarmachen wollen, dass er entbehrlich ist, oder wenn es darum geht, eine Übernahme von Geschäftsteilen anderer Firmen vorzubereiten. Aber dass wir dies zugegeben haben, bleibt unter uns.“ Natürlich hatte er ebenfalls gelacht, und sie hatten ihm vertraulich auf die Schulter geklopft. Der Nachsatz mit der Übernahme hatte ihm in der Nacht noch ziemlich zu schaffen gemacht und lässt ihm auch jetzt keine Ruhe. Ob Kopitzki mit dem Cousin seiner Frau in Regensburg unter einer Decke steckte?
    „Wie finden Sie es, dass Ihre Gegenspielerin heute

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