Tatort Oktoberfest (German Edition)
weißt, worum es geht.“
Di Flavio nickt. „Er kann es sicher erklären, warte ab. Verurteile ihn nicht so schnell.“
„Nein, nein, das will ich auf keinen Fall, aber … Okay, jetzt frühstücken wir erst einmal, falls der Brötchendienst funktioniert wie versprochen.“ Julia schiebt ihn lächelnd zur Tür.
Di Flavio steht unschlüssig im langen Hausflur, bis er die Treppe und bald darauf den Seitenausgang entdeckt. In der überdachten Passage mit vielen Läden stößt er als Erstes auf ein Schreibwarengeschäft. Zeitungen reihen sich in einem Ständer übereinander. Er stapelt sich mehrere Ausgaben auf den Arm und ist versucht, es sich im Freien in dem Café, gleich ein paar Meter weiter, bequem zu machen, um rasch die Schlagzeilen zu überfliegen.
„Brauchen Sie eine Tüte?“ fragt ihn eine nette Verkäuferin im Geschäft. Er nickt gedankenverloren, und die Gazetten verschwinden in einer Plastiktüte.
„Der Bäcker?“ fragt er.
Sie lächelt. „Gleich gegenüber im Supermarkt, ein anderer ist nebenan und ein weiterer noch ein Stück weiter im Fruchthaus. Bäcker haben wir hier reichlich.“
Di Flavio betritt das Geschäft gleich nebenan, aus dem ein verlockender Brotduft in seine Nase steigt. Er kann sich nur schwer entscheiden. Schließlich kauft er mehrere Sorten Brötchen und auch ein paar Hörnchen. Er liest etwas von Kornknackern, Laugenhörnchen und solchen Sachen, die er nicht kennt, und versucht, eine sachverständige Miene aufzusetzen. Mit seinem Einkauf trottet er genüsslich pfeifend zurück.
Der große Tisch in ihrem Wohnzimmer ist bereits gedeckt, und Ludwig lümmelt sich in Rapperklamotten in einer Ecke, einen Becher vor sich. Julia stellt gerade eine Kanne Kaffee ab, nimmt ihm die Brötchen ab und schüttet sie in ein Körbchen. „Guten Appetit. Nehmt Platz und bedient euch. Kaffee?“
„Sì, danke.“
„Ludwig, Claudia hat gestern Abend noch angerufen, ich soll dich schön grüßen. Sie hat dich vermisst, soll ich dir sagen. Heute hat sie Aufnahmen für ihre Kochshow in Linderhof.“ Er sieht, dass Röte das Jungengesicht überzieht. Ludwigs Blick senkt sich verlegen. Julia hat die Reaktion bemerkt und lächelt still. „Ist heute nicht Pause beim Wettbewerb? Ich glaube, es geht erst morgen weiter und Ochshammer ist am Zug. Ein ganz schöner Wirbel, der da veranstaltet wird. Ach, ich sehe, du hast Zeitungen mitgebracht.“ Ludwig greift nach der Tüte, will eine Zeitung herausnehmen. „Ludwig, bitte, wir wollen erst frühstücken. Danach, ja?“ Er brummelt etwas vor sich hin, fügt sich aber.
Nach dem Frühstück wendet sich Julia an Ludwig: „Ich möchte dich etwas Persönliches fragen. Ist es dir recht, dass Tino dabei ist?“
„Wat is et denn?“
„Es geht um das fremde Handy.“
Di Flavio beobachtet, dass Ludwig bleich wird. Also ist die Sache mit dem Handy nicht ganz koscher. Er macht Anstalten aufzustehen. „Wenn es dir lieber ist, geh ich ins Nebenzimmer und lese schon mal die Zeitungen.“
Ludwig druckst herum, murmelt irgendetwas. Di Flavio erinnert sich an Julias Bitte und setzt sich wieder.
„Also, woher hast du das teure Smartphone? Es gehört doch nicht dir. Hat Claudia es dir geschenkt?“
Das Gesicht des Jungen nimmt wieder eine normale Färbung an, in seinen Augen blitzt Erleichterung auf. Julia hat ihm eine Lösung für sein Problem serviert. Er greift nach dem Strohhalm. Der Commissario ist sich sicher, das Handy gehört nicht Claudia. Julia gibt sich mit der Antwort zufrieden. Di Flavio übernimmt das Gespräch. „Du warst gestern zu müde, mir zu erklären, woher du so gut weißt, wie das mit den Bierschläuchen funktioniert. Wer hat es dir erklärt?“
Ein hasserfüllter Blick, in dem Angst mitschwingt, trifft ihn. Di Flavio kennt diesen Blick. Der Befragte fühlt sich in die Enge getrieben. Was verbirgt Ludwig, wovor hat er Angst?
„Ich muss weg“, stammelt Ludwig und erhebt sich.
Julia mischt sich ein: „Warte. Ich werde Claudia fragen, ob du das Handy von ihr bekommen hast. Denn ich finde es nicht richtig von ihr, dir ein so teures Teil zu überlassen. Du hast doch ein Handy. Dann wirst du es ihr zurückgeben. Ich werde darauf bestehen. Sonst werde ich mit Udo Zimmer sprechen. Du weißt, was das bedeutet?“
Ludwigs Miene verfinstert sich noch mehr, der Unmut kämpft in seinen Zügen. Er verzieht den Mund und setzt sich wieder: „Tante Julia, ick will nich, dass de mit dem Udo redest. Bitte. Ick sach och, wat Sache ist. Wenn ick
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