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Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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Wasser.“
    „Was macht dein Kopf? Noch immer nicht im grünen Bereich?“ Er schüttelt ihn. „Komm, setz dich, dir scheint es nicht viel besser zu ergehen als dem Jungen. Ich gebe dir eine Tablette, und dann legst du dich hin und ruhst dich aus. Ich pass auf euch beide auf. Kaffee ist, glaube ich, keine gute Idee.“
    „Ich kann mir eine Taxe nehmen und zu der Wohnung meines Kollegen fahren, das ist keine große Sache, glaub mir.“ Sein Protest fällt schwach aus, und ihr Lächeln wirkt verführerisch. Er erhebt keine Einwände, als sie ihn auf das Bett verfrachtet wie vorher Ludwig schon. Als sie ihm ebenfalls die Schuhe von seinen Füßen streift, protestiert er abermals. „Stillgehalten!“ Er gibt seinen Widerstand auf und schluckt die Tablette, die sie ihm verabreicht. Der kühle Lappen, den sie ihm auf die Stirn legt, verspricht Linderung der Kopfschmerzen. Sie haucht ihm ein Küsschen auf die Wange und befiehlt: „Ruh dich aus.“ Er schließt die Augen.

Montag – während der Wiesn
    Als di Flavio am nächsten Morgen erwacht, registriert er verwirrt die fremde Umgebung, und es dauert ein paar Minuten, bis ihm bewusst wird, dass er sich in Julias Wohnung – offensichtlich sogar in ihrem Schlafzimmer – befindet und in ihrem Bett liegt. Er schmunzelt, als ihm die Einzelheiten des Abends wieder einfallen. Einen schönen Liebhaber hat Julia sich angelacht, kommt und fällt ins Koma. Anscheinend hat sie ihm die Hose ausziehen müssen. Sie liegt jedenfalls säuberlich ausgebreitet über dem Bürostuhl, der zu einem Arbeitsplatz mit PC und Drucker gehört. Das Bett ist bequem und breit, vor dem Fenster erkennt er einen Balkon. Gegenüber dem Bett tummeln sich auf einem großen Ölbild drei abstrakte, langgezogene Frauengestalten unter einem imaginären Wasserfall. Die Blautöne überwiegen. Das Bild strahlt eine gewisse Ruhe aus. Ein großer, sechstüriger Kleiderschrank in einer Nische rundet die Möblierung ab. An einem Ständer hängen Handtaschen und eine rote Jacke. Ein feiner weiblicher Geruch nach Seife oder dem Hauch eines Parfüms weckt sein schlechtes Gewissen. Vermutlich hat Julia die Nacht auf irgendeinem Sofa verbringen müssen. Er stellt die Füße auf den Boden, ein weicher Teppich streichelt seine Sohlen.
    Di Flavio springt auf, nicht ohne Folgen. Sein Kopf sendet sofort einen kurzen Schmerzimpuls. Er streift seine Hose über, öffnet die Tür, tritt in den Korridor und ist froh, gleich das Bad zu finden. Sein Spiegelbild zeigt das reichlich zerknitterte Gesicht eines Mittfünfzigers, kein sonderlich vorteilhafter Anblick. Seine Hände versuchen unter Zuhilfenahme von kaltem Wasser den Eindruck zu verwischen. Ein Kamm, der auf einer Ablage liegt, ordnet die Haare. An dem leicht dunklen Hauch der Bartstoppeln kann er nichts ändern. Als er das Bad verlässt, kommt Ludwig ihm entgegen. Auch er wirkt nicht sonderlich frisch. Seine Augendeckel hängen noch etwas tief. „Hallo Ludwig“, würgt di Flavio hervor.
    Ludwig hebt verschwörerisch den Daumen nach oben und verschwindet mit einem breiten Grinsen im Bad.
    „Guten Morgen, Julia.“ Sie werkelt in der Küche, unschwer ist zu erkennen, dass ein Frühstück vorbereitet wird. „Soll ich Semmeln holen gehen? Ich bin der geborene Brötchenholer, glaub mir. Bei deinem Neffen haben wir anscheinend einen sehr eindeutigen Eindruck hinterlassen, dabei …“
    Julia lacht. „Ja? Nun … Brötchen gibt es gleich unten im Supermarkt. Am besten, du nimmst die hintere Treppe, dann bist du schneller in der Einkaufsstraße. Ich gebe dir einen Schlüssel mit, damit du dort auch wieder reinkommst. Aber verlauf dich nicht im Haus, es ist verdammt groß, und die Flure sind lang.“
    „Ich war mal Pfadfinder, wenn das nicht hilft, rufe ich dich an.“
    „Bevor du gehst, da ist noch eine Sache.“ Julia hält ihn am Arm zurück. Ihr Gesicht wird ernst.
    Di Flavio nimmt die Hand von der Klinke und tritt zurück in den Flur. „Hier?“
    Julia nickt und schaut auf die geschlossene Wohnzimmertür. Sie senkt ihre Stimme: „Es geht um Ludwig, er hat ein Handy, das ihm nicht gehört. Ich habe es gefunden, als ich ihm die Hose auszog. Es fiel auf den Boden. Das Handy ist ein verdammt teures Teil, und ich kann mir nicht erklären, woher er so viel Geld hat. Ich hoffe, er hat es nicht gestohlen und bekommt Ärger. Nach dem Frühstück werde ich ihn darauf ansprechen. Es fällt mir nicht leicht. Es wäre nett, wenn du mich dann unterstützt. Nur damit du Bescheid

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