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Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Titel: Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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aus Håkon am E-Bass, Geir am Keyboard und Lukas am Tenorsaxofon bestand, eisern an die einstudierten vier Stücke, die sie je zwei Mal zum Besten gaben.
    Um die Zuhörer von Anfang an mitzureißen, eröffneten sie ihr Konzert mit einer fetzigen Coverversion von Rihannas »Don’t Stop The Music«. Als Claudia den Raum betrat, fiel ihr erster Blick auf das große Tenorsaxofon, hinter dem sich ihr Sohn befinden musste. Ihr zweiter Blick fiel auf Leif, der an der Rückwand stand und sich hingebungsvoll die Finger ableckte. Die beiden Pappteller waren verschwunden. Vielleicht hatte er sie ebenfalls gegessen. Ihr dritter Blick galt Håkon, der gerade in ein verwegenes Solo vertieft war und gekonnt seine langen Haare fliegen ließ.
    Sie gesellte sich zu dem Mann mit dem blauen Sakko. »Hat’s dir geschmeckt, mein Schatz?« Leif streckte begeistert den Daumen nach oben, was sich entweder auf die Waffeln oder auf das Konzert beziehen konnte. Vielleicht meinte er auch beides. »Franziska hat recht gehabt«, sagte er. »Das hier darf man sich echt nicht entgehen lassen.«

Kapitel 22
    Kommissar Ohlsen hatte noch in der Nacht ein zutiefst erschüttertes junges Paar am Holmenkollen vernommen, das die halb zugeschneite Leiche ihrer alten Nachbarin in seinem Garten entdeckt hatte. Frau Henriksen hatte schräg gegenüber gewohnt und sich schon immer durch ihr reges Interesse an der Privatsphäre ihrer Nachbarn ausgezeichnet. In der letzten Nacht war ihr diese Neugierde zum Verhängnis geworden. Am Vormittag hatte er die jungen Leute aufs Präsidium bestellt, damit sie ihre Aussage in gefassterem Zustand wiederholen konnten. Sie hatten sich für ihre Naivität verflucht, was Ohlsen nicht kommentiert hatte. Der Trick mit dem gestohlenen Fahrrad und den Eintrittskarten war im Grunde ein alter Hut.
    Jetzt schnallte Ohlsen sich an der Wintersportanlage am Holmenkollen, nur wenige hundert Meter vom Tatort entfernt, seine Langlaufskier unter, um den ersten richtigen Schnee dieses Winters zu begrüßen. Außerdem musste er in Ruhe nachdenken, und das konnte er nun mal am besten, wenn sein Puls in die Höhe getrieben und seine Lunge mit reichlich Sauerstoff gefüllt wurde.
    Dass die Täter ihre Werkzeugtasche auf der Veranda vergessen hatten, spielte ihm natürlich in die Hände und sprach dafür, dass sie Hals über Kopf geflüchtet waren, nachdem sie von der unglückseligen Frau Henriksen auf frischer Tat ertappt worden waren. Dass es sich um dieselben Einbrecher handelte, die ihre Opfer ansonsten mit Schokolade oder Pralinen verhöhnten, wollte er nicht ausschließen, konnte es aber nicht beweisen. Die Kriminaltechniker hatten im einen Fall Fußabdrücke und DNA -Spuren, im anderen Fall Fingerabdrücke an Tasche und Werkzeugen gesichert. Folglich hatten sie kein Vergleichsmaterial in den beiden Fällen.
    Nahezu lautlos glitten Ohlsens Skier durch den frisch gefallenen Schnee, der in der Mittagssonne glitzerte. Der leuchtend blaue Himmel sah aus wie frisch gestrichen, und Ohlsen dachte, dass die Natur nirgends einen schöneren Kontrast hervorbrachte als den zwischen wolkenlosem Himmel und schneebedeckter Erde. Übermütig schlug er mit dem Skistock gegen den mächtigen Ast einer Kiefer, an der er in diesem Moment vorbeifuhr. Aus dem Augenwinkel sah er noch die funkelnde Kaskade staubfeinen Schnees, die er ausgelöst hatte. Nein, die Freuden des Winters standen denen des Sommers wirklich in nichts nach. Und wie einfach es war, an ihnen teilzuhaben. Geradezu lächerlich einfach, den Zugang zu diesem irdischen Paradies zu finden, das einem all seine Herrlichkeit Tag für Tag kostenlos zur Verfügung stellte. Angesichts dieses grenzenlosen Glücks erschienen ihm die Verbrechen, die ihn im Alltag beschäftigten, umso trauriger, unverständlicher und sinnloser.
    Dass Alexander ihn auf etwas aufmerksam gemacht hatte, was er längst selbst hätte entdecken sollen, ja, entdecken müssen , gab ihm ebenfalls zu denken. Vielleicht wurde er langsam alt oder sollte zumindest mal einen Augenarzt aufsuchen, um seine Sehschärfe überprüfen zu lassen.
    Ohlsen legte einen Zahn zu.
    Er hatte gestern Abend zu Hause vor dem Computer gesessen und sich einmal mehr das Foto der flüchtenden Männer vor dem pakistanischen Lebensmittelladen angeschaut, das sein Sohn mit dem Handy aufgenommen hatte.
    Alexander war hereingekommen, hatte einen flüchtigen Blick auf den Monitor geworfen und mit dem Finger auf den Nackenbereich des kleineren Mannes getippt.
    »Was

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