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Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Titel: Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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schloss die Tür. Falls Bjarne sich ebenfalls zur Teilnahme an der Sitzung bemüßigt fühlte, sollte er schon selbst die Tür öffnen.
    »Hei, Nils«, begrüßte ihn Nina. »Ich hab dir einen Schokomuffin mitgebracht.« Sie kramte in ihrer Aktentasche. »Irgendwo hier muss er doch sein …«
    »Herzlichen Dank, aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen«, entgegnete Ohlsen mit blitzenden Augen, der in diesem Moment die dekorative Holzschale erblickte, die auf dem Tisch stand. Darin lagen goldgelbe belgische Waffeln einträchtig neben großzügig bemessenen Erdnuss- und Schokoplätzchen sowie einer erfreulichen Anzahl von Shortbread Fingers.
    Als er zu Liv hinüberblickte, lag ein hintergründiges Lächeln in ihren Augen, das nur für ihn bestimmt war. Bist du jetzt zufrieden? , schien es zu sagen. Du hast dich selbst übertroffen , antwortete sein verschmitzter Blick.
    »Am Freitagabend«, begann die Dezernatsleiterin, »hat sich in einer frei stehenden Villa am Holmenkollen ein Einbruch mit Todesfolge zugetragen. Eine alte Frau hat den oder die Täter vermutlich auf frischer Tat ertappt und musste dies mit ihrem Leben bezahlen. Gibt’s schon erste Anhaltspunkte, Nils?«
    »Die Täter haben eine Tasche mit Einbruchwerkzeug auf der Veranda zurückgelassen. Gestohlen wurde nichts. Offenbar wurden sie überrascht, ehe sie sich ans Werk machen konnten.«
    »Irgendwelche Spuren eines Kampfes?«
    »Bei der ersten Besichtigung keine. Unter den Fingernägeln der Toten befinden sich weder Haarreste noch Hautschuppen. Eine Obduktion ist bereits angeordnet worden.«
    »Wenn ich mir die Tasche mal näher ansehen dürfte«, meldete sich Nygaard beflissen zu Wort, »dann könnte ich vielleicht erste Rückschlüsse auf die Täterpersönlichkeit …«
    »Darfst du, Kjell, darfst du«, versicherte ihm die Dezernatsleiterin rasch. »Ich bin sicher, dass uns deine Schlussfolgerungen wie immer von großem Nutzen sein werden.«
    Nygaard, der gegen jede Form von Ironie immun war, lächtelte sichtlich geschmeichelt.
    »Wir warten jetzt also das Ergebnis der Obduktion ab«, nahm Ohlsen den Faden wieder auf. »Was den Überfall mit den Clownmasken angeht«, wechselte er geschickt das Thema, »hat sich ein neuer Gesichtspunkt ergeben. Ich denke, wir stehen bei den Ermittlungen kurz vor dem Durchbruch.«
    »Tatsächlich?« Liv Eriksen schaute ihn überrascht an.
    Vergib mir, Alex, aber die Wahrheit ist mir zu peinlich, dachte Ohlsen, ehe er davon berichtete, wie er gestern Abend, bei nochmaligem Studium des Täterfotos, endlich auf ein entscheidendes Detail gestoßen war. Solche Nackentattoos, wie einer der Täter sie hatte, seien ja bei Motorradgangs und Neonazis sehr beliebt, erklärte er fachmännisch, weshalb ihnen Bjarnes Informant dieses eine Mal vielleicht von Nutzen sein könnte. »Apropos Bjarne, wo steckt der eigentlich?«, fragte er.
    In diesem Moment flog die Tür auf und ein erhitzter und rotwangiger Bjarne Madsen stürmte in den Konferenzraum. »Tut mir sehr leid, dass ich zu spät komme«, stieß er kurzatmig aus, »aber mein Wagen ist nicht angesprungen, und als ich den Bus nehmen wollte …«
    »Jetzt bist du ja da«, entgegnete Liv Eriksen, die offenbar ihren nachsichtigen Tag hatte. »Wir haben gerade von dir gesprochen.«
    »Von mir?«
    »Besser gesagt, von diesem geheimnisvollen Unbekannten aus der rechten Szene, der dich hin und wieder mit Informationen versorgt.« Sie sah den jungen Dänen prüfend an. »Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, dass bei solchen Kontakten äußerste Vorsicht geboten ist. Schließlich handelt es sich um keinen V-Mann von uns, sondern um eine rein private Quelle.«
    Bjarne nickte und ließ sich angespannt auf einen Stuhl sinken. Man sah ihm förmlich an, dass seine inneren Alarmlampen blinkten.
    »Ich weiß deine Bemühungen durchaus zu schätzen«, fuhr die Dezernatsleiterin unbeirrt fort, »aber bist du ganz sicher, dass seine Aussagen seriös sind? Wir hätten nämlich einen Auftrag für ihn, aber wir müssen uns hundertprozentig auf ihn verlassen können.«
    »Ganz sicher«, antwortete Bjarne mit Überzeugung. »Der hat sich sogar ein Nackenttatoo stechen lassen, um bei den Skins noch glaubwürdiger zu sein.«
    Das Wort Nackentattoo schlug natürlich ein wie eine Bombe. Nur Bjarne hatte keine Ahnung, warum ihn alle mit großen Augen anstarrten und Ohlsen im nächsten Moment einen prustenden Lachanfall bekam, von dem er sich gar nicht wieder erholen wollte.

Kapitel 24
    Franziska

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