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Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Titel: Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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blickte trübsinnig aus dem Fenster. Das neue Jahr hatte nichts als Nebel, Kälte und Dunkelheit im Gepäck und genauso fühlte sie sich auch. Ihr ganzes Leben schien erstarrt zu sein. Die Reise nach München war eine einzige Enttäuschung gewesen. Dabei hatte sie sich grenzenlos darauf gefreut, ihre alten Freundinnen wiederzusehen, doch manche von ihnen waren verreist, andere in den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr ständig eingespannt gewesen. Gewohnt hatten sie bei einer alleinstehenden Freundin ihrer Mutter. Doch war es ein seltsames Gefühl gewesen, in seiner Heimatstadt nur zu Gast zu sein, weil man dort keine eigene Wohnung mehr besaß. Silvester hatten sie gemeinsam mit vielen fremden Menschen verbracht und waren schon am 2. Januar nach Oslo zurückgeflogen.
    Franziska hatte sich stets vorgestellt, dass diese Reise der erste Schritt zu ihrer Rückkehr sein würde, doch nun begriff sie, dass genau das Gegenteil der Fall war. Ihre Mutter hatte ihnen mit dieser Reise Gelegenheit gegeben, sich endgültig von München zu verabschieden.
    Lukas schien das leichter zu fallen als ihr. Der freute sich schon wie ein Schneekönig auf das große Hüttenabenteuer mit Leif, das ihnen an einem der nächsten Wochenenden bevorstand.
    Gab es etwas, auf das sie sich freute? Franziska dachte angestrengt nach. Der einzige Lichtblick in ihrem Leben war derzeit ein Junge mit halb langen braunen Haaren und schmutzigen Socken, aber sie wusste ja nicht mal, ob Alexander diese Rolle überhaupt recht war.

Kapitel 25
    Auf Bygdøy herrschte ausgezeichnete Stimmung. Das Jahr war erst wenige Tage alt gewesen, als im Briefkasten der Familie Ohlsen ein förmliches Schreiben des Präsidiums gelandet war. Ohlsen hatte etwas von »bürokratischer Papierverschwendung« gemurmelt, als er den Brief während des späten Frühstücks mit dem Brotmesser aufschlitzte.
    »Lieber Herr Ohlsen« , las er schnell und leise, »in Anerkennung Ihrer Verdienste und so weiter und so fort«, Ohlsen überflog den langen Mittelteil, »möchten wir Sie hiermit …« ,er hob die Stimme und betonte jedes einzelne Wort, »… zu Ihrer Beförderung vom Kriminaloberkommissar zum Kriminalhauptkommissar beglückwünschen.« Seine buschigen Augenbrauen schossen nach oben. » In der Hoffnung auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit …« , murmelte er, »bla, bla, bla, mit freundlichen Grüßen … «
    Ohlsen hatte den Brief an Katja weitergereicht, die ihn schweigend studierte.
    »Was sagt man dazu?« Der frisch gebackene Hauptkommissar war völlig perplex.
    »Kriegst du jetzt mehr Geld, Papa?«
    »Denke schon. Wahrscheinlich drei Kronen im Monat.«
    »Das hängt bestimmt damit zusammen, dass du den Fall mit den Clownmasken gelöst hast«, mutmaßte Katja.
    »Also eigentlich war ich das ja«, stellte Alexander richtig.
    »Tja«, sagte Ohlsen nachdenklich. »Da hast du nicht ganz unrecht. Aber die Beförderung von Kommissarskindern ist bei der norwegischen Polizei leider nicht vorgesehen.« Bei aller Freude war ihm die Sache fast ein wenig peinlich. Er hatte eine tiefe Abneigung dagegen, sich mit fremden Federn zu schmücken, und schon gar nicht mit denen seines Sohnes.
    Nach der Identifizierung des Nackentattoos war es tatsächlich ein Kinderspiel gewesen, Bjarnes Informanten festzunehmen und ihm seine Schuld nachzuweisen. Die Körpermerkmale, die das Handyfoto offenbarte, sprachen eine eindeutige Sprache. Jetzt saß er in Untersuchungshaft und weigerte sich hartnäckig, den Namen seines Komplizen preiszugeben, doch Ohlsen wusste, dass dies nur eine Frage der Zeit sein würde.
    Dass dem ehrgeizigen Bjarne ein wenig die Flügel gestutzt worden waren, konnte für das allgemeine Betriebsklima nur positiv sein. Sein vorgeblicher Informant war der Joker gewesen, den er mit penetranter Regelmäßigkeit aus dem Ärmel gezogen hatte. Bjarne war stolz über seinen direkten Draht zur »Szene« gewesen, und manchmal hatte er tatsächlich über erstaunliche Informationen verfügt, war im Vorfeld unterrichtet worden, wenn irgendwo eine rechtsradikale Versammlung oder Demonstration stattfinden sollte. Allerdings waren dies stets völlig unwichtige Veranstaltungen gewesen, die für die Polizei kaum von Interesse waren.
    Auch Liv Eriksen war es natürlich nicht entgangen, dass durch diese vermeintlichen Tipps kein einziges Verbrechen aufgeklärt, geschweige denn verhindert worden war. Bjarne war von seinem Vertrauensmann schön an der Nase herumgeführt worden. Er war der nützliche

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