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Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Titel: Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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lief ins Schlafzimmer und schaute in den Kleiderschrank. Alle seine Kleider fehlten. Ohne Ausnahme. Sie riss die unterste Schublade der Kommode auf. Leer.
    »Lukas?«, rief sie mit unsicherer Stimme. »Hat Leif irgendwas zu dir gesagt, dass er für ein paar Tage unterwegs ist oder verreisen will?«
    »Nö!«, rief Lukas aus seinem Zimmer und blies unbeirrt in sein Saxofon.
    Dass Leif nichts erwähnt und weder seine Zahnbürste noch ein einziges T-Shirt zurückgelassen hatte, löste ein tiefes Unbehagen in ihr aus. Irgendwas stimmte da nicht. Und wo, verdammt, war Franziska?
    Claudia tigerte minutenlang durch die Wohnung, dachte fieberhaft darüber nach, ob es nicht eine vollkommen harmlose Erklärung für all das geben konnte, doch ihr fiel keine ein. Sie unternahm einen weiteren Versuch, Franziska auf dem Handy zu erreichen, hörte aber wieder nur ihre Mailbox. Sie hinterließ eine dritte Sprachnachricht und forderte ihre Tochter eindringlich auf, unverzüglich zu Hause anzurufen, sie mache sich große Sorgen.
    Plötzlich hatte sie eine Eingebung. Sie lief ins Wohnzimmer, stellte sich auf die Zehenspitzen und nahm die bunte Pappschachtel vom obersten Brett des Buchregals. Darin befand sich ihre Urlaubskasse in Form von Zwanzigkronenmünzen, die sie seit Monaten sammelte. Inzwischen waren ungefähr 3100 Kronen zusammengekommen, was etwa 400 Euro entsprach. Die Leichtigkeit der Schachtel bestätigte ihr sofort, was sie befürchtet hatte. Jemand hatte die Kasse geleert.
    Mit hämmerndem Herzen ging sie zum Telefon und wählte die Nummer der Polizei.

Kapitel 36
    Magnus Gustavsen hatte die Schnauze gestrichen voll, und das teilte er Alexander auch unverblümt mit. »Sag deinem Herrn Vater, es gäbe wichtige Neuigkeiten beruflicher Art, die ihn unter Umständen interessieren könnten.«
    »Soll er heute noch zurückrufen?«, fragte Alexander scheinheilig.
    »Wenn es vor Weihnachten noch ginge, wäre ich überaus dankbar«, antwortete Gustavsen gereizt. Dann legte er grußlos auf.
    Seit er Hauptkommissar Ohlsen zur Seite gestellt worden war, um ihm »gelegentlich unter die Arme zu greifen«, wie Liv Eriksen sich ausgedrückt hatte, telefonierte er ständig hinter ihm her. Abgesehen natürlich von der schmal bemessenen Zeit, die Ohlsen auf dem Präsidium zu verbringen geruhte, seinem angestammten Arbeitsplatz. Gustavsen hegte den Verdacht, dass Ohlsen ihn als nützlichen Assistenten betrachtete, der ihm den Rücken freihielt, damit er noch hemmungsloser seinen Bewegungsdrang ausleben konnte, der für Gustavsen etwas Pathologisches hatte. Auch fürchtete er, dass es Ohlsens voller Ernst gewesen war, als er ihm in der Kantine vorgeschlagen hatte, für sie beide ein Zweierkajak anzuschaffen. Doch in dieser Hinsicht hielt es Gustavsen mit Winston Churchill: No sports!
    Auch an diesem Nachtmittag war Hauptkommissar Ohlsen wieder mal nicht erreichbar und paddelte vermutlich über die schäumenden Wellen des Oslofjords.
    Magnus Gustavsen hätte ihm zu gern mitgeteilt, dass es hinsichtlich des Einbruchs am Holmenkollen eine neue Spur gab. Ein Ladenbesitzer aus Drammen glaubte die Werkzeugtasche wiedererkannt zu haben, die von den Tätern auf der Veranda vergessen worden war und deren Foto er im Internet entdeckt hatte.
    Was den Tod der alten Dame betraf, so ermittelten sie inzwischen wegen Mordes, zumindest wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Die Obduktion des Opfers hatte einen Bluterguss in der Rippengegend zutage gefördert, der von einem schweren Hieb unmittelbar vor Eintreten des Todes herrührte.
    Als Gustavsen gerade den Anflug eines schlechten Gewissens verspürte, weil er ein wenig grob zu Alexander gewesen war – der Junge konnte ja nichts dafür –, wurde Claudia Fischer zu ihm durchgestellt. Was sie ihm erzählte, versetzte ihn in höchste Alarmbereitschaft. Er konnte sich noch gut an das hübsche dunkelhaarige Mädchen erinnern, das er gemeinsam mit Alexander bei der Eislaufbahn getroffen hatte.
    Ist auch nicht gerade das beste Wetter, um spurlos zu verschwinden, dachte er angesichts der wütend zuckenden Blitze, die mit gleißenden Krallen nach der Stadt und dem Fjord zu greifen schienen. Aber das sagte er natürlich nicht. Stattdessen bemühte er sich, die verängstigte Mutter zu beruhigen. Dass Kinder tagsüber verschwänden, geschähe häufig, und so gut wie immer tauchten sie noch am selben Abend unbeschadet wieder auf, versicherte er ihr. Franziska halte sich bestimmt an einem geschützten Ort auf, um in

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