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nein, das WLAN!“ Till fiel es wie Schuppen von den Augen. „Das WLAN habe ich an Emmas Geburtstag eingeschaltet“, sagte Till. „Ich hatte Emma ein iPhone zum Geburtstag geschenkt und zum Download einiger Apps benötigte das iPhone eine WLAN-Verbindung, da die Apps zu groß für die Mobilfunkverbindung waren. Beim Einrichten des WLANs hatte ich Probleme mit der Verschlüsselung. Deshalb habe ich nur den MAC-Address-Filter als Schutz für das WLAN aktiviert. Danach wollte ich noch die Verschlüsselung einschalten. Das hatte ich dann aber völlig vergessen. Allerdings sollte doch der MAC-Address-Filter als Schutz ausreichen, oder nicht?“ fragte Till verunsichert.
„Verdammt, Till!“, fuhr Björn seinen Bruder zornig an. „Wie oft hab ich dir eingebläut, dass du die Finger von der Technik lassen sollst! Ruf mich einfach an. Dann kümmer ich mich drum. Ein MAC-Address-Filter ist nichts weiter als eine Zugangskontrolle. Das heißt, der WLAN-Router kontrolliert, welches Gerät auf das WLAN zugreifen darf. Jedes Kind mit ein bisschen technischem Verstand kann diesen Schutz im Handumdrehen umgehen.
Hinzu kommt, dass ein WLAN mit einer guten Antenne durchaus noch in einem oder zwei Kilometer Entfernung empfangen werden kann. Vermutlich hat jemand die Sicherheitsfunktionen des WLANs geknackt und hat dann über euer WLAN Kinderpornografie verbreitet. Hat die Polizei auch den WLAN-Router mitgenommen?“
„Ja, alles, bis auf das iPhone von Emma. Das hatte sie aus Angst vor der Polizei versteckt“, erwiderte Till und fuhr fort: „Jetzt können wir zu Hause nicht mehr ins Internet. Als mich Sven Nielsen heute früh anrief, erwähnte er etwas von einem YouTube-Video über die Hausdurchsuchung. Lass uns bitte im Internet danach suchen und dann nach einem Rechtsanwalt.“
„Okay, ich schau mal gleich bei Google“, sagte Björn und tippte ein paar Suchbegriffe in seinen Computer ein.
Schon an sechster Stelle der Suchergebnisse fiel ihm ein Link ins Auge. Eine YouTube-Seite öffnete sich und er sah auf dem Video seinen Bruder, nur mit einer Boxershorts bekleidet vor seiner Haustür mit mehreren Personen. Dann wurde auf dem YouTube-Video Susan eingeblendet. Die Brüder starrten schockiert auf den Bildschirm.
Björn räusperte sich schließlich: „Mein Gott, Till, sieh dir mal die Kommentare unter dem Video an. Die sind der Wahnsinn!“
Till drehte sich der Magen um: „Susan darf das Video und die Kommentare niemals sehen, Björn. Und dann die Drohung gegen Emma. Was mache ich jetzt bloß?“, fragte er tonlos. Dann fasste er sich: „Björn, kopiere bitte die Kommentare und das Video und lösche es danach, wenn das irgendwie möglich ist. Ich brauche die Kopien für die Polizei und für einen Rechtsanwalt.“
Björn nickte und fing mit der Arbeit an. Till fragte noch: „Kann man herausfinden, wer das Video ins Netz gestellt hat? Vom Aufnahmewinkel her könnte es vom Grundstück unserer Nachbarin Claudia Vogel erstellt worden sein. Kannst du das irgendwie herausfinden?“
Björn deutete auf den Benutzernamen und meinte: „Hochgeladen hat das Video eine #Linda1997XXXX#. Sagt dir das was?“
Till nickte. „Ja, die ist mir allerdings bekannt. Das ist Linda Vogel, unsere Nachbarstochter. Also hatte ich mit meiner Vermutung doch recht. Im letzten Jahr hat Linda mehrfach üble Mobbing-Angriffe gegen Emma gestartet. Damals hatten wir beschlossen, die Polizei nicht einzuschalten, obwohl Linda auf Emma mit abscheulichen Beleidigungen und Bedrohungen losging. Jetzt hat sie den Bogen allerdings überspannt. Das wird Folgen für Linda haben“, schimpfte Till.
„Till, dass überlässt du aber der Polizei“, warnte Björn seinen Bruder. Till nickte widerstrebend. „Gut, dann werde ich das Video YouTube melden und sie zum Sperren auffordern“, meinte Björn. Er klickte auf der YouTube-Seite des Videos auf die kleine Fahne. Das Beschwerdeformular öffnete sich. Im Formular wählte er die Punkte „Verletzt meine Rechte“ und „Verletzt meine Privatsphäre“ aus und sendete das Formular ab. An Till gewandt sagte Björn: „Normalerweise dürfte das Video in ein bis zwei Stunden von YouTube gesperrt werden.“
„Könnten wir jetzt noch nach einem guten Strafverteidiger suchen?“, fragte Till. „Sicher“, erwiderte Björn.
Als die Brüder eine Stunde später zu ihren Frauen ins Wohnzimmer gingen, hatten sie mit dem Rechtsanwalt Dr. Darius Christof Hansen, dem Strafrechtsexperten einer renommierten Hamburger
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