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einem Identitätsbetrug suchen Kriminelle nach Identitäten von Menschen im Internet, beispielsweise nach den Vornamen, Nachnamen, Adresse, Geburtsdatum, Geburtsort und so weiter. Besonders beliebt sind dabei soziale Netzwerke wie zum Beispiel Facebook. Dann legen Kriminelle E-Mail-Adressen für die gestohlene Identität an und registrieren sich bei Onlineshops allerdings mit einer anderen Postadresse. Nun fangen die Betrüger an, Waren zu bestellen und wählen als Zahlungsmodus „Zahlung nach Erhalt der Lieferung auf Rechnung“ aus. Das Hauptproblem ist bei solchen Identitätsdiebstählen, dass die Kriminellen bis zu einigen hundert solcher betrügerischer Bestellungen aufgeben.“
Dieter war schockiert. „Einige hundert Bestellungen? O Gott, was soll ich jetzt machen?“
„Herr Hader, das tut mir leid. Ich kann Ihnen nicht sagen, was wirklich passiert ist. Was wir von Ihnen benötigen, um von unserer Seite aus weitere Schritte vorerst zu unterlassen, ist zum einem eine schriftliche Glaubhaftmachung, dass Sie diese Bestellung nicht getätigt undnicht erhalten haben. Dazu ist es zwingend notwendig, dass Sie bei der Polizei Strafanzeige erstatten und uns eine Kopie dieser Strafanzeige zukommen lassen. Können Sie mir die Versicherung und eine Kopie der Strafanzeige bis Montag durchfaxen?“
„Das ging mir jetzt zu schnell, könnten Sie das bitte wiederholen?“
Während Frau Becker alles langsam wiederholte, schrieb Dieter die Informationen mit.
„Herr Hader, ich darf Sie ja nicht beraten, aber an Ihrer Stelle würde ich schleunigst einen Fachanwalt zu Rate ziehen.“
„Wird das nicht sehr teuer?“, fragte Dieter.
„Sie wissen sicherlich, dass wir ja auch eine Wirtschaftsauskunftei sind. Laut meinen Unterlagen haben einige Gläubiger, nachdem die Vollstreckungen nicht erfolgreich waren und da man Sie nicht finden konnte, zivilrechtliche Haftbefehle zur Erzwingung der Abgabe einer Eidesstattlichen Versicherung beim Amtsgericht Mannheim gegen Sie erwirkt.“
„Haftbefehle? Aber ich bin doch kein Verbrecher!“
„Es handelt sich nicht um strafrechtliche, sondern um zivilrechtliche Haftbefehle. Diese werden beantragt, wenn der Schuldner, gegen den ein Vollstreckungsbescheid ausgestellt wurde und dieser die Forderungen nicht zahlen kann, will oder einfach nicht greifbar ist, sich weigert, eine Eidesstattliche Versicherung über seine Vermögensverhältnisse abzugeben. In Ihrem Fall wurden die zivilrechtlichen Haftbefehle ausgestellt, da Sie zur Abgabe der Vermögensoffenbarung nicht erreichbar waren. An Ihrer Stelle würde ich schnellstmöglich einen Rechtsanwalt einschalten. Bitte vergessen Sie nicht, mir die genannten Unterlagen zukommen zu lassen.“
Dieter erklärte seiner Frau in wenigen Sätzen, was die Mitarbeiterin der Creditreform ihm erzählt hatte.
„Haftbefehl?“, frage Natalie. „Gegen dich wurde ein Haftbefehl erlassen? Dieter, wir werden jetzt sofort einen Rechtsanwalt beauftragen.Am besten nehmen wir Peter Beyer vom Tennisclub“, sagte Natalie und suchte die Mitgliederliste des Clubs. Wenige Augenblicke später wählte sie die Handynummer von Rechtsanwalt Peter Beyer und übergab das Telefon an Dieter.
„Ja, Beyer“, meldete sich der Anwalt. „Hallo Peter, hier ist Dieter Hader.“
„Hallo Dieter, alles in Ordnung?“
„Nein, leider nicht. Ich brauche dringend deine Hilfe“, sagte Dieter und erzählte dem Anwalt, was ihm in den letzten 48 Stunden widerfahren war.
„In diesem Fall müssen wir sofort reagieren. Wäre es für euch möglich, sofort in meine Kanzlei zu kommen? Bitte bringt alle Schreiben mit. Übrigens, ich will dir keine Angst machen, aber am besten wäre es, wenn Natalie fährt und nicht du. Nur sicherheitshalber wegen des Haftbefehls. Nicht, dass du noch in eine Verkehrskontrolle gerätst, und ich dich dann noch im Gefängnis besuchen darf“, versuchte Peter zu scherzen.
20 Minuten später kamen Dieter und Natalie in Peters Kanzlei an und wurden sofort in sein Büro geführt. Peter Beyer stand auf und begrüßte beide. „Macht euch nicht zu viel Sorgen, wir kriegen das alles in den Griff. Wir müssen zuerst das Problem mit den zivilrechtlichen Haftbefehlen lösen und den vorausgegangenen Mahnbescheiden.“
Erleichtert nahmen das Ehepaar Hader Platz und der Anwalt begann die Schreiben zu lesen. „Und gestern kam das erste Schreiben, vorher nichts?“, fragte Peter.
„Nein, vorher nichts. Die Frau von der Creditreform sagte aber, dass gegen mich
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