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Titel: Tatort www Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goetz Schartner
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anscheinend eine Art Anschriftenermittlung lief und die Creditreform selbst erst am Mittwoch meine Adresse in Münster erfahren hat. Vorher hatte die Creditreform eine Adresse in Mannheim.“
    „Hast du dort eine Zweitwohnung oder Freunde?“
    „Nein, ich kenne nicht einmal jemanden aus Mannheim und eine Wohnung würde ich mir eher in Frankreich mieten, aber sicherlich nicht in Mannheim.“
    Peter nickte und erklärte, dass die Münsteraner Adresse jetzt wohl an alle Gläubiger gegeben werden würde. Dann gab er die Mannheimer Adresse in Google Maps ein. Als er die Ansicht vergrößerte, erschien ein 30-stöckiges Wohnhaus auf dem Bildschirm. „Das dachte ich mir“, meinte er und sah das Ehepaar an. „Du bist anscheinend wirklich Opfer eines Identitätsmissbrauchs geworden. Typisch dafür sind nämlich fingierte Adressen in solchen Wohnblocks. Das Problem ist nur, bei wie vielen Onlineshops und Versandhäusern die Kriminellen in deinem Namen bestellt haben, und ob die Adresse in Mannheim die einzige ist, oder ob es noch andere gibt. Dann wird es kompliziert.“
    Fragend sahen Natalie und Dieter ihren Anwalt an.
    „Ich glaube, ich muss euch wohl erklären, was jetzt auf uns zukommt: Die Kriminellen haben irgendwie deinen Namen, Geburtsdatum, gegebenenfalls auch Geburtsort und deine aktuelle Adresse ausfindig gemacht. Mit diesen Daten haben sie sich dann bei verschiedenen Internetshops und Versandhandelshäusern angemeldet und Waren bestellt. Die Waren wurden an deine vermeintliche Adresse in Mannheim geliefert. Dort passten die Kriminellen vermutlich den Paketservice ab oder haben die Pakete bei Nachbarn abgeben lassen und sich dann später abgeholt. Die Rechnungen wurden von den Kriminellen natürlich nicht bezahlt. Also haben die Webshops und die Versandhandelshäuser ihre Forderungen an Inkassounternehmen abgetreten. Diese haben nach mehreren erfolglosen Mahnversuchen zum Teil dann Mahn- und Vollstreckungsbescheide gegen dich ausstellen lassen. Anscheinend haben einige sogar einen zivilrechtlichen Haftbefehl gegen dich erwirkt, der dichzwingen soll, eine Eidesstattliche Versicherung über deine Vermögensverhältnisse abzugeben.“
    Peter hielt kurz inne und fuhr dann fort: „Als Erstes brauche ich eine Vollmacht von dir. Dann fahren wir zur Polizei und erstatten Strafanzeige gegen Unbekannt. Die Kommunikation mit den Inkassobüros übernehme ich vorerst. Wir werden die Inkassobüros, Wirtschaftsauskunfteien und die betroffenen Onlineshops und Versandhandelshäuser auffordern, uns mitzuteilen, welche Daten sie über dich gespeichert haben. Danach können wir alle auffordern und sogar zwingen, alle Daten über dich zu löschen. Gemäß Bundesdatenschutzgesetz, Paragraf 35, sind sie dazu verpflichtet. Die Forderungen im Einzelnen stellen überhaupt kein Problem dar, auch nicht die Mahnbescheide. Dagegen muss man nur Widerspruch einlegen; einer Begründung bedarf es nicht. Kurzfristig unangenehm können nur die Haftbefehle sein. Ich werde leider erst am Montag die Chance haben, mit dem Amtsgericht Mannheim zu sprechen. Ab Montag werden diese außer Kraft gesetzt werden. Wichtig ist jetzt nur, dass ihr beide die Ruhe bewahrt. In zwei bis drei Wochen haben wir diese vier Fälle vollständig vom Tisch. Teilt mir aber sofort mit, wenn noch weitere Mahnungen kommen.“
    „Was wird uns das Ganze kosten?“, fragte Natalie besorgt.
    „Das kann ich leider noch nicht sagen, abhängig davon, was noch auf euch zukommt“, meinte der Anwalt. „Lasst uns jetzt zur Polizei fahren und die Strafanzeigen erstatten. Danach gehen wir ein Glas Wein trinken und besprechen den Rest.“
    Am nächsten Tag klingelte es um kurz vor neun Uhr morgens an der Haustür der Familie Hader. Noch verschlafen öffnete Dieter die Tür und sah sich dem grinsenden Postboten Klaus Jung gegenüber, einem Sportkameraden aus dem Tennisclub. „Na, Dieter, gestern ist es wohl spät geworden?“
    „Ja, wir sind mit Peter einen Wein trinken gegangen. Irgendwie ist es mal wieder nicht bei einem geblieben. Aber was gibt es, dass du mich so früh am Samstag aus dem Bett wirfst?“
    „Zwei Schreiben vom Amtsgericht“, antwortete Klaus und übergab ihm zwei gelbe Umschläge. Gleich darauf blickte er verwundert auf die Haustür, die Dieter nach Entgegennahme der beiden Schreiben wortlos geschlossen hatte. Die Schreiben vom Amtsgericht enthielten zwei Mahnbescheide.
    Insgesamt neun weitere Mahnungen und vier Mahnbescheide wurden Dieter in den folgenden zwei

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