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ehrlich zu sein, finde ich, dass die Aktion hier das Letzte ist, was ich von dir erwartet hätte. Männer reden, das ist doch zumindest immer deine Ansage gewesen. Du solltest dich mal daran halten, das hätte dir heute einen peinlichen Auftritt erspart. Der fristlosen Kündigung widerspreche ich hiermit.“ Er sah seinem Geschäftsführer in die Augen. „Bestehst du weiterhin darauf, dass ich mein Büro umgehend räume?“
    Bevor der Geschäftsführer antworten konnte, ergriff Martin Rand das Wort: „Jetzt mal langsam und zwar alle beide. Martin, ich würde vorschlagen, dass wir uns gemeinsam die Dokumente ansehen. Danach reden wir weiter.“ An Dieter gewandt fuhr er fort: „Dieter, glaubst du, dass dein Anwalt Zeit hätte, jetzt oder gerne auch später zu uns zu kommen? Wir müssen das Problem klären. Du weißt, dass wir als Vermögensberatung gewissen Auflagen unterliegen und jetzt einen Modus Operandi finden müssen, wie wir weiterverfahren. Die Kosten des Gesprächs mit deinem Anwalt übernimmt die Firma, stimmt das Mario?“
    Der Geschäftsführer nickte und sagte: „Dieter, du weißt, dass wir Ärger mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht bekommen, wenn die erfahren, dass einer unser Anlageberater überschuldet ist. Könntest du bitte deinen Rechtsanwalt anrufen und ihn bitten, herzukommen?“
    Nach einem kurzen Telefonat mit seinem Anwalt teilte Dieter mit, dass dieser am Nachmittag in die Firma kommen würde.
    Das Gespräch am Nachmittag verlief anfangs für beide Seiten unangenehm. Zum Entsetzen von Dieters Anwalt Peter Beyer und des Betriebsratsvorsitzenden hatte der Geschäftsführer Mario Voigt die fristlose Kündigung schon im Vorfeld der Personalabteilung, der EDV und der kompletten Geschäftsleitung mitgeteilt. Dieters Benutzerkonto in der Firma war schon gesperrt und erste Anfragen seiner Kunden wurden automatisch an Kollegen weitergeleitet und von diesen bearbeitet. Den Kollegen wurde mitgeteilt, dass Dieter mit sofortiger Wirkung aus der Firma ausgeschieden sei, was so auch an Kunden von Dieter weitergegeben worden war.
    Gemeinsam mit dem Betriebsratsvorsitzenden erzwang Dieters Anwalt eine Einigung mit der Geschäftsleitung. Dieter bekam 14Tage bezahlten Sonderurlaub und die Firma übernahm alle Rechtsanwaltskosten für Dieter, die im Zusammenhang mit dem Identitätsdiebstahl bisher entstanden waren und noch entstehen würden.
    Anfangs waren der Betriebsratsvorsitzende Martin Rand und Dieter Hader mit dem vorgeschlagenen Kompromiss nicht einverstanden, da die Rechtsanwaltskosten in einem ersten Gespräch nur auf einige hundert Euro beziffert worden waren. In einem Sechsaugengespräch erklärte der Anwalt Dieter und dem Betriebsratsvorsitzenden, dass er aufgrund seiner Recherche bei verschiedenen Wirtschaftsauskunfteien davon ausgehe, dass die bisherigen knapp 20 Fälle wohl nur die Spitze des Eisberges seien. Etwas über 120 Anfragen unterschiedlicher Webshops und Versandhandelshäuser seien in den letzten Monaten registriert worden. Da Dieters Kreditwürdigkeit zu diesem Zeitpunkt noch hervorragend war, müsse davon ausgegangen werden, dass noch über 100 weitere Mahnverfahren zu bearbeiten seien. Die Kosten dafür würden sich mindestens auf einen fünfstelligen Betrag belaufen.
    Bis April 2013 konnten alle Forderungen erfolgreich abgewehrt werden, auch tauchten keine Mitarbeiter von unseriösen Inkassounternehmen mehr bei Familie Hader auf. Aber selbst nach einem Jahr erreichen immer wieder einzelne Forderungen Dieter Hader. Eine unendliche Geschichte …

Kommentar
    Diese Geschichte habe ich im April 2013 geschrieben. Vor fast genau einem Jahr hatte Dieter Hader (Name, Ort und Arbeitgeber geändert) das erste Schreiben bekommen. Anlässlich einer meiner Vorträge hatte er mir im Juni 2012 von diesem Fall erzählt
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    In den Folgemonaten hatte ich immer wieder kurz Kontakt mit Dieter Hader und seinem Rechtsanwalt. Beide haben zugestimmt, dass ich über diese Story schreibe, sofern alle Parteien anonym bleiben. Inzwischen hat sein Rechtsanwalt über 140 Forderungen von Inkassobüros und Versandhäusern abwehren müssen. Jeder Einzelfall hätte für sich genommen kein Problem dargestellt. Nur die Masse von Forderungen macht diesen Fall so kompliziert. Dieter und seine Frau Natalie hatten das Glück, dass ein Rechtsanwalt sich um diese Forderungen kümmern konnte. Die Kosten dafür belaufen sich inzwischen auf einige zehntausend Euro. Wer sich das nicht leisten kann, muss