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Wochen zugestellt. Am Mittwoch klingelte es gegen 14 Uhr an der Haustür und als Natalie öffnete, stand ein grobschlächtiger und finster dreinblickender Mann vor der Tür. In gebrochenem Deutsch fragte er: „Hier wohnen Dieter Hader?“
„Nein, der ist nicht zu Hause, was wollen Sie von uns?“, fragte Natalie verängstigt.
„Dieter dein Mann?“, fragte der Mann. Natalie nickte.
„Dein Mann schuldet Geld, das ist nicht gut. Nicht gut für uns, nicht gut für ihn und auch nicht gut für dich.“
„Mein Mann hat keine Schulden, er ist Opfer eines Betrügers, der in seinem Namen die Schulden gemacht hat“, stotterte Natalie nervös.
„Dumme Frau, du nicht lügen, machen alles schlimmer und mich sehr, sehr böse. Sagen Dieter er soll zahlen Rechnung für Computer oder ich kommen wieder.“
In Panik schloss Natalie die Haustür, rief ihren Anwalt an und erzählte ihm von dem Besuch. Peter Beyer fragte: „Hat er dir gedroht?“
„Na ja, er sagte nur, dass Schulden nicht gut wären und ihn Lügen sehr böse machen würden.“
„Mach dir keine Sorgen. Diese Typen sind zwar unangenehm und jagen dir sicherlich Angst ein, aber die machen nichts. Ich kümmeremich um den Fall. Bisher hat ja nur ein Inkassobüro wegen eines Computers gemahnt.“
Trotz der Versicherung des Anwaltes zuckte Natalie in den nächsten Wochen zusammen, wenn es an der Tür klingelte. Sie sah aus Angst vor weiteren Besuchen immer durch den Türspion, bevor sie sich traute, die Haustür zu öffnen. Auch der Gang zum Briefkasten bereitete ihr inzwischen Bauchschmerzen.
Am Dienstag der darauf folgenden Woche wurde Dieter in der Münsteraner Vermögensverwaltung, in der er als Anlageberater arbeitete, zu seinem Geschäftsführer Mario Voigt gerufen.
Nachdem Dieter im Besprechungsraum Platz genommen hatte, erschien Mario Voigt gemeinsam mit Martin Rand, dem Betriebsratsvorsitzenden und dem Abteilungsleiter der Personalabteilung. „Dieter, wir haben ein Problem“, teilte Mario Voigt seinem Angestellten mit. „Heute hatten wir Besuch von einem Gerichtsvollzieher, der uns eine Gehaltspfändung von rund siebentausend Euro für dein Gehalt überreichte.
Daraufhin habe ich nach Rücksprache mit dem Gesamtbetriebsrat und gemäß unserer Betriebsvereinbarung eine Wirtschaftsauskunft über dich eingeholt. Du bist völlig überschuldet! Gegen dich laufen diverse Mahnverfahren, Vollstreckungsverfahren. Wir haben von drei Haftbefehlen erfahren.“
Kopfschüttelnd sah er Dieter Hader an. Als dieser Luft holte, um auf die Vorwürfe zu antworten, machte Voigt eine abwehrende Geste und fuhr fort: „Dieter, lass mich aussprechen. Es fällt mir nicht leicht, was jetzt kommt. Auch wenn du immer ein guter, erfolgreicher und loyaler Mitarbeiter warst, müssen wir dir mit sofortiger Wirkung fristlos kündigen. Wir können und dürfen keine Mitarbeiter in der Beratung beschäftigen, die überschuldet sind. Bitte räume jetztsofort deine Sachen aus dem Büro und geh nach Hause. Den Rest wird die Personalabteilung mit dir telefonisch und schriftlich klären.“ Der Abteilungsleiter der Personalabteilung legte Dieter die fristlose Kündigung vor und forderte ihn auf, den Empfang zu quittieren.
Schockiert und unfähig etwas zu sagen, sah Dieter Hader den Geschäftsführer an, bis sich der Betriebsratsvorsitzende räusperte und sagte: „Mario, so war das nicht abgesprochen. Wir hatten vereinbart, Dieter erst anzuhören.“ An Dieter gewandt fuhr er fort: „Dieter, was ist passiert? Ich verstehe das nicht. Du fährst kein teures neues Auto, wohnst noch in deiner alten Wohnung, trägst keine teuren Anzüge. Was ist passiert, ist deine Frau krank? Wie bist du in diese Situation geraten?“
Nun erst fiel Dieter ein, dass er vergessen hatte, seinen Arbeitgeber über den Identitätsdiebstahl zu informieren. Aber gleichzeitig regte sich in ihm auch Zorn, dass sein Geschäftsführer ihn nicht einmal gefragt hatte, was passiert ist.
Dieter holte tief Luft und zwang sich, höflich zu bleiben. Er erklärte bestimmt, dass er Opfer eines massiven Identitätsdiebstahls und -missbrauchs geworden war.
Sprachlos sah der Betriebsratsvorsitzende von Dieter zu Mario Voigt, während Dieter die kurze Pause nutzte, um eine SMS an seinen Anwalt zu schicken. Er bat ihn, sofort Kopien der Strafanzeige an die Vermögensberatung zu faxen. Dann sagte er: „Mario, in einigen Minuten bekommst du einige Dokumente von meinem Rechtsanwalt gefaxt, die meine Stellungnahme bestätigen. Um
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