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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick L. Brille
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den vergangenen Jahrzehnten wieder stark im Kommen. Doch vor allem in Thailand hat man zwei Dinge offenbar begriffen: Elefanten sind stark, und Elefanten sind faszinierende Wesen. Ersteres macht man sich für diverse Wald- und Forstarbeiten zunutze, denn die Traktorendichte dort ist nicht ganz so groß wie in niederbayerischen Dörfern. So müssen die tonnenschweren Tropenbäume, aus denen in taiwanesischen Fabriken im Eilverfahren Barhocker und pädagogisch wertvolles Holzspielzeug für fettleibige westeuropäische Bälger gefertigt werden, nicht mit menschlicher Muskelkraft aus dem Urwald geschleppt werden. Vielmehr verfiel der clevere Asiate vor geraumer Zeit darauf, dies seinen bulligen Kameraden machen zu lassen, der für ein paar Kilo Bananen und andere Leckerlis gerne mal die Rüsselmuskulatur spielen lässt.
    Ebenfalls höchst lukrativ ist die Faszination, die vom Dickhäuter ausgeht, denn bei nahezu jeder Nord-Thailand-Reise steht für den anspruchsvollen Pauschaltouristen ein Elefantenritt auf dem Programm. Dann, und nur dann, kann nämlich Walter nach seiner Rückkehr nach Bergisch Gladbach bei der obligatorischen Fotoshow im auslegewarenbewehrten Hobbykeller voller Stolz verkünden: »Und das hier ist ein Bild von Gisela auf dem Elefanten. Der Elefant ist das große Tier unten. Nur damit das klar ist. Höhöhö.«
    Wir unterbrechen Walters witzige Tirade und kehren zu den Fakten zurück: Um Elefanten dazu zu überreden, auf ihrem respektabel breiten Rücken jahrelang schlecht riechende und ständig quietschende Weißhäute und Glubschaugen zu transportieren, muss man den Elefanten zunächst mal Toleranz beibringen. Denn normalerweise schätzt ein Elefant es überhaupt nicht, wenn irgendein fettleibiger Mitteleuropäer es sich auf ihm bequem macht. Nicht, dass ihm das Gewicht etwas ausmachen würde – es ist mehr eine Frage des Prinzips.
    Also – es braucht Menschen, die dem Elefanten Nachsicht gegenüber Menschen vermitteln. Diese Elefantenführer nennen sich Mahouts, und es gibt von ihnen in Thailand rund zweitausend. Einer dieser Mahouts heißt Taweesak Keereekaew (sprechen Sie diesen Namen dreimal hintereinander sehr schnell aus, und dann wischen Sie bitte Ihre Essensreste von den Wänden Ihrer Umgebung), arbeitet für das exklusive Hotel Fours Seasons Tented Camp Golden Triangle in Chiang Rai und ist in dieser noblen Umgebung der »Elefantenmann« schlechthin. Er füttert die Tiere, er badet die Tiere, er trainiert die Tiere, und weil Elefanten lange leben und bei guter Pflege in Gefangenschaft bis zu achtzig Jahre alt werden können, hat Taweesak Keereekaew einen vergleichsweise krisensicheren Job und ein paar echt starke Kumpels, die es nicht dulden würden, wenn beispielsweise ein betrunkener britischer Hooligan versuchte, ihren Coach kräftig zu vermöbeln.
    Der Mann mit dem unaussprechlichen Namen hat sogar einen ganz besonderen Job – er ist der Elefantenkoordinator. Normalerweise nämlich betreut ein Mahout nur ein Tier, dem er zeit seines Lebens verbunden ist. So ist es auch im besagten Hotel – mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass Mr. Keereekaew mehrere Mahouts unter sich und die Einsätze von Menschen und Tieren zu organisieren hat.
    Noch ein paar Details: Die Beziehung zwischen einem Mahout und seinem Tier ist sehr eng. Ein Mahout bildet sein Tier aus und bringt ihm alles bei, was es für die tägliche Arbeit und den Umgang mit Touristen wissen muss. Müssen sich Mensch und Tier trennen, leiden beide Partner enorm – stellen Sie sich einfach vor, Elton John sänge »Candle in the Wind« mit asiatischem Akzent, dann kommen Sie diesem tristen Traurigkeitsgefühl schon recht nahe.
    Der Mahout reitet auf dem Nacken des Elefanten und dirigiert ihn mit Hilfe verbaler Kommandos, eines Stabs und des Drucks, den er mit Füßen und Beinen auf das Tier ausübt.
    Für die Ausbildung der Elefanten gibt es eine Elefantenschule im thailändischen Lampang. Mit etwa drei Jahren kommen Elefanten in die Schule und lernen dort in einer siebenjährigen Ausbildung alles, was sie für ihre Arbeit brauchen. Dazu gehört ordnungsgemäßes Marschieren (hintereinander oder paarweise) und das Arbeiten am Baumstamm – vom bloßen Aufheben über das Tragen bis hin zum Stapeln.
     
Gefahr: ** (Man sollte sich gut auskennen und stets aufpassen, den Dickhäutern nicht zwischen den Beinen rumzulaufen. Unklug wäre es zudem, einen Elefantenbullen zu reizen oder den Müttern ständig die Geschichte von

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