Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
Verfügung stellte (»Ey, det jibs doch nich. Ick schwöre, det hat da Wotan noch nie jemacht. Der war imma so lieb zu de Kinners. Der Bengel muss den Hund irjendwie proferzirt ham …«) –, gingen immer mehr Kommunen dazu über, die bereits bestehende Verordnung über die Ableistung von Hundesteuern zu überarbeiten. Im Klartext: Der Zierpudel von Tante Hermine wurde nach wie vor mit zwanzig Mücken pro Jahr zur Kasse gebeten, der Collie von den Meisers kostete ebenfalls weiterhin bescheidene dreißig Euro per anno … doch ein als Kampfhund deklarierter genetischer Gefahrguttransporter wurde flugs mit vierhundert Kröten angesetzt. Zwar waren die Beträge von Dorf zu Dorf unterschiedlich – einheitliche Richtwerte dafür gibt es bundesweit nicht –, doch nach und nach setzte sich die massive Besteuerung für die verschiedenen Kampfhunderassen durch. Viele Gemeinden gingen sogar dazu über, noch deutlich mehr zu verlangen, wenn zwei oder mehr dieser Viecher im Haushalt zu finden sind. Im Klartext: Pitbull Bruce kommt auf vierhundert Euro, sein liebenswerter Bruder Chuck schon auf achthundert, und wenn der Besitzer glaubt, auch noch Thors Beißerchen im heimischen Wohnzimmer nachschleifen zu müssen, dann muss ihm das schon zwölfhundert Kröten wert sein. Nun zählen die meisten Kampfhundehalter intellektuell nicht eben zur Elite und gehören aufgrund permanenter Überforderung in beinahe jedem Ausbildungsberuf auch monetär nicht zur Klientel der Besserverdienenden. So lösten viele von ihnen ihre starken emotionalen Bindungen zu den possierlichen Tierchen auf, banden diese kurzerhand an Autobahnraststätten fest oder benutzten zur Verminderung der Population den Bolzenschussapparat des benachbarten Metzgerlehrlings.
Wenn man also mittlerweile behauptet, die Besteuerung von Hunden diene der Regulierung der Anzahl der Kampfhunde, so ist dies sicherlich nicht falsch. Andere Gründe für die Hundesteuer allerdings lassen sich nur schwerlich finden, und selbst ausgewiesene Hundehasser geben gerne zu, dass diese Steuer eigentlich nur dazu dient, ein wenig Geld in die klammen Kassen der Gemeinde zu spülen. Im Jahr 2002 wurden bundesweit immerhin 196 Millionen Euro eingenommen, 2007 ging der Bund der Steuerzahler bereits von einem Betrag zwischen 240 und 260 Millionen Euro aus. Umgelegt auf die einzelnen Städte und Gemeinden kein besonders großer Posten, doch Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist, und weil die meisten Ortschaften de facto keinerlei Gegenleistung für diese Steuer erbringen – diejenigen, die sogenannte Hundeklos aufstellen, mal ausgenommen –, handelt es sich um leicht verdientes Geld. Wenn Sie als Hundehalter jetzt schimpfen wollen – bitte sehr, aber lassen Sie unsere aktuellen Politiker aus dem Spiel. Die Hundesteuer wurde nämlich vor rund zweihundert Jahren im alten Preußen eingeführt und hat sich – ähnlich wie die Schaumweinsteuer – seitdem hartnäckig gehalten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Und weil manche Städte die Beträge pro Hund in den vergangenen Jahren deutlich angehoben haben und weil Zusatzeinnahmen von 50 000 oder 100 000 Euro heute eben keine Peanuts mehr sind, gibt es seit einigen Jahren den Job des Hundebestandsaufnehmers. Nicht alle Bürgerinnen und Bürger sehen es nämlich von sich aus ein, ihren Waldi bei der Stadt- oder Gemeindeverwaltung anzumelden, und drücken sich somit schamlos um den jeweiligen Obolus. Deshalb heuern Kämmerer immer häufiger Studenten an, die wachen Auges durch die Straßen flanieren und all jene Haushalte säuberlich notieren, in denen nachweislich ein Nachfahre der Steppenwölfe sein Unwesen treibt. Entweder vergleicht der gestrenge Kontrolleur anschließend seine Listen mit den gemeldeten Beständen und schickt entsprechende Mahnbescheide raus, oder er fordert den fälligen Tribut beim Fehlen der Steuermarke stante pede ein – eine Art Tierdetektiv im Dienste der Steuergerechtigkeit. Zwischenzeitlich wurden auch die sogenannten Ein-Euro-Jobber für diese verantwortungsvolle Tätigkeit eingesetzt, doch das minimale Fixgehalt genügte diesen als Motivation offenkundig nicht. Eine Erfolgsprämie zieht wohl eher …
Gefahr: *** (Parkraumüberwacher müssen sich auch einiges anhören, aber der Job des Hundebestandsaufnehmers bringt es mit sich, dass er ständig mit grantigen Hundehaltern und deren darob ebenso missgestimmten und mit scharfen Zähnen ausgestatteten Lieblingen zu tun hat. Drei Sterne.)
Langeweile:
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