Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
wird dann auch spezifiziert, welche Aufgaben der jeweilige Helfer übernimmt.
Die meisten fangen die Schlangen einfach ein (der Terminus »einfach« sollte in diesem Zusammenhang nicht missverstanden werden) und bringen sie dann in sicheren Behältnissen in sogenannte Schlangenfarmen. Dort wird den Tieren das Gift, das in niedrigen Konzentrationen oder mit Zusatzstoffen versetzt sogar Bestandteil von Heilmitteln werden kann, systematisch »abgemolken«.
Andere Schlangenfänger transportieren die Viecher zurück in jene Wildnis, aus der sie gekommen sind, und wiederum andere – bevorzugt in ländlichen Gebieten – rücken dem Problem mit der Machete zu Leibe, was aus Schlangensicht naturgemäß die am wenigsten erstrebenswerte Jagdmethode darstellt. Zum Fangen der Tiere sind die Experten zumeist mit dicken Handschuhen – häufig mit Drahtgeflechten verstärkt –, entsprechenden Ärmeln und hohen Stiefeln angetan, viele führen sogenannte »Schlangenstäbe« mit sich, mit deren Gabelung die Tiere einigermaßen problemlos gehoben und in aufgehaltene Säcke gesteckt werden können.
Natürlich gibt es auch einige besonders risikofreudige unter den Schlangenfängern, die all diese Hilfsmittel für verzichtbar und ihre Kollegen für Waschlappen halten. Doch diesen Helden ist in aller Regel kein sehr langes Leben beschieden.
Übrigens: In Australien beispielsweise braucht man eine richtige Lizenz, um diesen Beruf ausüben zu können. Ein zweitägiger Kurs kostet umgerechnet rund zweihundert Euro, doch dabei lernt man auch wirklich jede Menge nützlicher Tricks. Beispiel gefällig? Also – wenn bei Ihnen das nächste Mal eine Sandviper durchs Wohnzimmer hastet, dann greifen Sie zum Wischmopp, setzen dessen T-förmiges Stangenteil kurz hinter dem Kopf der Schlange auf und drücken das Tier damit zu Boden. Keine Sorge, das ist nicht besonders anstrengend, denn Schlangen haben zwar Vorteile in Sachen Geschwindigkeit, sind uns aber in punkto Gewicht naturgemäß deutlich unterlegen. Dann greifen Sie das Tier mit der freien Hand am Schwanz, heben es am ausgestreckten Arm hoch und bewegen die Hand dabei kreisförmig. Das sieht ein bisschen so aus, als versuchten Sie sich gerade in rhythmischer Sportgymnastik, aber ästhetische Erwägungen (»Ach Gott, hoffentlich guckt jetzt keiner!«) sollten in diesem Moment keine Rolle spielen. Es geht vielmehr darum, dass die Schlange nach unten hängt und gleichzeitig um ihre eigene Achse gedreht wird, was verhindert, dass sie in die Höhe schnellt und zubeißt. Dann die Schlange in einen Behälter geben und möglichst schnell einen Deckel draufsetzen. Klingt simpel, erfordert aber durchaus etwas Übung. Vielleicht trainieren Sie das Ganze doch lieber zunächst mit dem neuen roten Ledergürtel Ihrer Teenager-Tochter.
Gefahr: ***** (Es dürfte kaum einen Berufsstand geben, in dem Schlamperei unmittelbarer und schmerzlicher bestraft wird.)
Langeweile: (Nein – dieser Job wird nie langweilig. Man lernt eine Menge Leute kennen. Die Adrenalin-Zufuhr ist de facto bei jedem Einsatz gesichert. Und man kommt ganz schön rum.)
Seltenheit: ** (Nicht unbedingt selten, aber auch nicht so häufig, dass man sich in einer anonymen Masse wiederfinden würde …)
Ekelfaktor: *** (Kommt auf die Sichtweise an: Der Schlangenfänger selbst ekelt sich naturgemäß nicht vor Schlangen, doch weil er so viel mit Schlangen zu tun hat, ekeln sich womöglich alle Schlangenhasser vor ihm. C’est la vie.)
Neidfaktor: * (Das Einzige, worum dieser Berufsstand beneidet wird, ist seine Beliebtheit bei Frauen und Kindern.)
Elefantenkoordinator
D ass Elefanten ein besonders gutes Gedächtnis haben, ist ein Gerücht, und ihre angebliche Panik vor Mäusen ebenfalls. Untersuchungen haben vielmehr ergeben, dass Elefanten – ungefähr so wie Haushunde auch – eine tiefe emotionale Bindung zu demjenigen aufbauen können, der für sie sorgt. Und wenn das ein Mensch ist, dann merken sie sich den Geruch dieses Menschen auch durchaus ein paar Jährchen. Wer ihm aber an Weihnachten 1987 die pinkfarbene Satteldecke geschenkt hat, das vergisst der Elefant ebenso schnell, wie wir verdrängen, von wem wir anno 1992 diesen Eierlikör bekommen haben, an dem Tante Erna beim darauffolgenden Mittsommer-Senioren-Schwof so ausgiebig nippte.
Wir schweifen ab – zurück zu den Elefanten. Die Dickhäuter, ob ihrer aus Elfenbein bestehenden Stoßzähne seit Jahrzehnten vom Aussterben bedroht, sind vor allem in Asien in
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