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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick L. Brille
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Sterne.)
Ekelfaktor: ** (In der Entwicklungsphase könnte Buck der Job schon ab und zu ziemlich gestunken haben – mittlerweile dürfte es keinen Ekelfaktor mehr geben.)
Neidfaktor: * (Man mag Buck um seine Kreativität beneiden, um seine Geschäftstüchtigkeit und vielleicht auch um sein hübsches Haus. Um seinen Job beneidet ihn wohl niemand.)

Schlussmacher
     
    D a gibt es eine Dame, die sich allen Ernstes »Naddel« nennen lässt und ihre Popularität der Tatsache verdankt, dass sie in den ruchlosen Achtzigern eine der Gespielinnen eines seit Jahrzehnten offenkundig hirnamputierten selbst ernannten Pop-Titanen war. Viele Jahre später trennte sie sich per Kurznachricht von einem weiteren angejahrten Zierdeckenwärmer namens Ralph Siegel. Dieser Vorgang gab dem Boulevard wochenlang Anlass, sich über Stilistisches in Beziehungsfragen zu erregen. So könne man mit dem alten Mann doch nicht umgehen, lautete der Tenor, das sei ganz und gar nicht nett gewesen. Mal abgesehen davon, dass die Kombination Naddel-Siegel-Handy mit Stil nicht wirklich viel zu tun hat, beweist diese Debatte doch sehr anschaulich, dass die Zeit reif ist für professionelle Hilfe beim Beenden von unliebsam gewordenen Beziehungen.
    Mal ernsthaft: In Zeiten, in denen es Menschen gibt, die die Betätigung des Mag-ich-Buttons auf ihrer Facebook-Seite für einen Beweis echter Zuneigung halten, ist es doch eigentlich müßig, ständig über Werte zu faseln. Wenn sich Naddel nach einem neuen Sponsor umsehen will, dann kann sie sich doch nicht auch noch die Zeit nehmen, den nicht mehr ganz taufrischen Ex mit warmen Worten und feuchtem Händedruck persönlich in die Diaspora der Münchner Schickeria zu entlassen. So viel Zeit hat heute doch kein Mensch mehr. Eine versöhnliche SMS , die in klaren Worten sowohl die Trennungsabsicht als auch die dafür ursächlichen Begleitumstände eindrücklich vermittelt, macht viel mehr Sinn. Und ist überdies auch risikoloser, denn nicht selten neigen abgelegte Lover zu überraschend heftigen Reaktionen, wenn ihnen »ihre« Barbie-Variante plötzlich das Ende aller Zärtlichkeiten verkündet. Da wird’s schon mal laut, da geht’s schon mal heftig zu. Will sich das heute noch jemand ernsthaft antun? Na also.
    Bedauerlicherweise werden viele Normalos, die bislang weder im Dschungelcamp einem B-Promi unter die Bluse fassen durften noch im Big-Brother-Container Tiefschürfendes aus der Schmuddelecke ihrer Hirnanhangdrüse zum Besten geben konnten, häufig von Skrupeln geplagt. Vor allem dann, wenn eine Beziehung schon mehrere Phasen bewältigt hatte, kommt einigen die spontane Beendigung womöglich ganz schön hart vor.
    Im Klartext: Wenn nach dem ersten Quickie im tiefer gelegten Opel Astra bereits Namen und Telefonnummern ausgetauscht wurden, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass eine der beiden Parteien unvermittelt von echten Frühlingsgefühlen überwältigt wird. Da malt sich Tscheraldine die Zukunft mit Kevin in den rosigsten Farben aus, da träumt Mandy von einem Leben mit Pascal jenseits der Kondomerie. Und Rico, der hühnerbrüstige Plakatkleber der ewig Gestrigen, verkauft für Tschiselle sogar seine legendäre Dolly-Buster-Sammlung – inklusive des Mega-Klassikers: »Rammel härter, du Sau«.
    Solche liebenden Menschen, solche fühlenden Wesen einfach mit einer SMS abzuspeisen, deren orthographische Qualität an eine ins Schwäbische übertragene Version von »Finnegans Wake« erinnert, ist einfach nicht okay. Das reicht nicht. Da muss mehr kommen.
    Doch, ach, wie hart ist es in solchen Fällen, dem im Hoffnungsrausch Verhafteten die nackte, harte und ganze Wahrheit persönlich ins Gesicht sagen zu müssen. Nicht jeder hat den Takt und das Feingefühl, in so einfühlsamen Sätzen wie »Ich find dich echt voll kacke, Alter« und »Piss ab und flenn nicht rum« so viel aufrichtige Zuneigung mitschwingen zu lassen, dass sich der jäh Verstoßene nicht auch noch unnötigerweise in seinem Stolz gekränkt fühlen muss. Wie schwer ist es doch, einem einstmals geliebten Menschen die strikte Notwendigkeit zu vermitteln, in naher Zukunft besser getrennte Pfade zu beschreiten.
    Natürlich – es gibt für viele der wackeren Angehörigen der sogenannten bildungsfernen Schichten das Nachmittagsprogramm privater Fernsehsender. Doch so mancher verbale Ausrutscher war schon so oft bei RTL II , dass die Kabelträger ihn dort für einen der Produzenten halten. Dann wird man irgendwann einfach nicht mehr

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