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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick L. Brille
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sich behalten. Diese Person hat … nun … hmpf … ein Problem mit dem Verdauungstrakt. Sie verstehen? Nein? Na gut – dann die brachiale Ansage: Wer an Morbus Crohn erkrankt ist, furzt (frei nach Martin Luther und schon deswegen nicht zu beanstanden) praktisch pausenlos. Massivste Blähungen. Ohne Unterlass und Gnade. Sorgt in jedem Raum für spontane Selbstbeschnüffelungsorgien zufällig anwesender Landwirte, die glauben, in irgendeine Güllepfütze gelatscht zu sein. Morbus Crohn ist unter olfaktorischen Gesichtspunkten so ziemlich das Gemeinste, was sich der Schöpfer an Grausamkeiten für seine unbotmäßigen Adam-und-Eva-Nachfahren ausgedacht hat. Stinkt wie die Pest, echt fies. Und ist überhaupt nicht lustig, denn die Krankheit, die oftmals in Schüben auftritt, kann mehrere Teile des Darms erfassen und auch sehr schmerzhaft sein. Hören Sie also sofort auf zu kichern, Sie Schlurch.
    Menschen, die an dieser Krankheit leiden, haben es naturgemäß nicht immer leicht im Leben. Selbst gute Freunde sind dauerhaft nur schwer in der Lage, das Problem zu »überriechen«, was dazu führt, dass die Patienten zwangsläufig zu einer gewissen Vereinsamung tendieren. Umso schöner und – Sie mögen uns die Wortwahl in diesem Zusammenhang nachsehen – romantischer ist es, wenn sich ein Partner findet, der mit dem/der Erkrankten trotz alledem durch die Fährnisse des Lebens schippert.
    Buck Weimar aus dem schönen Städtchen Pueblo im amerikanischen Bundesstaat Colorado ist so ein Mensch, dessen wahre und tiefe Zuneigung zu seiner Frau man wirklich niemandem mehr unter die Nase reiben muss. Die Gute leidet nämlich seit Jahren an Morbus Crohn. Statt nun blitzschnell zu verduften, tüftelte der gute Buck jahrelang und suchte nach einer Möglichkeit, seiner Angebeteten auch eine Art öffentliches Leben zu ermöglichen. Sechs Jahre lang experimentierte der fleißige Bastler mit den verschiedensten Filtern und Materialien und begann 2001 mit dem Verkauf seiner »Anti-Geruchs-Unterhosen«. Die patentierten Dinger, von denen er via Internet schon stattliche 25 000 verkauft hat – der Preis beträgt derzeit übrigens erschwingliche 29,95 Dollar pro Stück –, bestehen aus einem weichen, luftdichten Stoff (mit Polyurethan besetztes Nylon). Damit die Unterwäsche luftdicht bleibt, befindet sich ein Gummizug an der Taille und an den Beinen, was die Qualifikation für einen Striptease-Auftritt in der örtlichen Table-Dance-Bar zwar reduziert, für die Patienten jedoch höchst sinnreich ist.
    Auf der Rückseite der Unterhose befindet sich ein dreieckiger »Ausgang« für die Gase, denn diese lassen sich natürlich nicht bis Ultimo aufstauen. Sonst bekäme das Wort »Blähungen« urplötzlich eine ganz neue Bedeutung. Dieses »Austrittsloch« ist von einem »Ventil« aus normalem, luftdurchlässigem Stoff bedeckt. Alle Gase müssen durch dieses Ventil austreten, aber das – und jetzt kommt der Knüller an Buck Weimars Erfindung – tun sie natürlich nicht einfach so. Im Ventil nämlich befindet sich ein hoch funktionaler, austauschbarer Filter – das Herzstück dieser segensreichen Erfindung.
    Der Filter besteht aus mehreren Schichten: Ganz außen sind zwei Schichten aus Filz, dann folgen zwei Schichten aus Polypropylen und Glasfaserdämmstoff. Im Zentrum des Filters befindet sich zudem eine Schicht aus Absorptionskohle. Außen ist der Filter dann von weichem normalem Stoff bedeckt, damit man ihn leicht austauschen kann. Die Unterhosen sind waschbar und können etwa ein Jahr verwendet werden – je nachdem, wie häufig sie benutzt und gewaschen werden. Ein Filter kann einige Wochen bis einige Monate halten, wobei dies auch davon abhängt, in welcher Häufigkeit beim jeweiligen Träger die Krankheitsschübe auftreten.
    Fazit: Buck Weimar aus Pueblo ist der erste und mutmaßlich einzige »Starke-Darmgerüche-absorbierende-Unterwäsche«-Produzent des Erdballs. Wir wissen nicht, ob der Mann noch weiteren Erwerbszweigen nachgeht, attestieren ihm jedoch bedenkenlos, neben seiner Frau auch vielen anderen Patienten das Leben entscheidend erleichtert zu haben. Respekt, Mr. Weimar, Respekt.
     
Gefahr: * (Uns fällt nichts ein, was am Verkauf dieser Art von Unterwäsche gefährlich sein könnte.)
Langeweile: *** (Hat man die heißen Höschen erst einmal erfunden, gibt es sicher spannendere Beschäftigungen.)
Seltenheit: ***** (Buck Weimar ist, zumindest unserem Kenntnisstand nach, der one and only. Unser Held. Fünf

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