Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
sucht man in der Sardinenbüchsenatmosphäre morgendlicher U-Bahnen zumeist vergeblich.
Diese völlige Abwesenheit intelligenten Lebens inmitten der Rushhour ist jedoch nicht das vordringlichste Problem des durchschnittlichen Lohnempfängers. Viel gravierender, weil so unausweichlich, ist ein Phänomen, das seinen Ausgangspunkt fast immer in der Vergangenheit hat: der Mundgeruch. Standen Sie in der S-Bahn schon einmal jemandem gegenüber, bei dem Sie nach dem zweiten Atemzug bereits die Zugehörigkeit zur Gattung der Zwiebelverdauer erschnuppern konnten? Hatten Sie schon mal ein Vier-Augen-Gespräch mit einem unüberriechbaren Fan von Knoblauch-Spaghetti? Erinnern Sie sich an den fauligen Odem von Lehrer Soundso, der Ihnen die an den Verwesungsgeruch von Rattenkadavern gemahnenden Schwaden des in der Pause genossenen Flachmanns ins Gesicht brüllte?
Wenn’s nur der Geruch wäre, könnten wir vermutlich damit leben, doch weil der Mensch eben mit allen Sinnen leidet, macht die Kombination aus vertrauensvoller Nähe und üblem Gestank uns so sehr zu schaffen. Mundgeruch mag nicht die biblischste aller Plagen sein – zu den unausrottbarsten gehört sie offenkundig in jedem Fall.
Die Shuster Labs in Canton (Massachusetts) machen sich so gesehen um die gesamte Menschheit verdient, indem sie die Fähigkeiten von Mundspülungen oder Pfefferminzbonbons ausgiebig testen. Zu diesem Zweck beschäftigen diese braven Unternehmer Mitmenschen, die den ehrenwerten Beruf des »Geruchstesters« ausüben. Eine heikle, nicht immer appetitanregende, aber ungemein verdienstvolle Aufgabe.
Um Ihnen vor Augen zu führen, welche Opferbereitschaft diese wackeren Menschen an den Tag legen, wollen wir Ihnen den normalen Arbeitsalltag eines solchen Heroen schildern: Die Geruchstester atmen den Mundgeruch am Morgen ein, wobei die Probanden, die ihren stinkenden Atem gegen Entgelt zur Verfügung stellen, wahlweise nach Kaffee, Zigaretten, Knoblauch oder eben auch Zwiebeln riechen dürfen und sollen. Dann stufen die Tester den Geruch auf einer Skala von eins bis neun ein – wobei die Zahl neun als »vernachlässigbares Müffeln« gilt, während die Ziffer eins für die Apokalypse des Gestanks steht – die Mutter aller üblen Gerüche sozusagen.
Wenn eine dieser Testpersonen dann das entsprechende Mittel – Mundspülung, Pfefferminzbonbons, Zahnpasta oder Ähnliches – angewendet hat, kann sich der Geruchstester entspannen: Der Proband nämlich atmet nun in ein Röhrchen auf der einen Seite einer Wand, auf der anderen Seite führt dieses in einen Becher, der mit einem dünnen Stück Stoff bedeckt ist. Und daran wird anschließend geschnuppert, um herauszufinden, wie erfolgreich das jeweils angewandte Mittel war.
Die American Society for Testing and Materials gibt übrigens diesbezüglich strenge Richtlinien vor. Die Testpersonen sind immer namenlos und werden nur mit einer dreistelligen Ziffer geführt. Rund zweitausend Produkte werden auf diese Weise pro Jahr getestet.
Gefahr: ** (Gefahr ist natürlich ein sehr subjektiver Begriff, aber angeblich kommt es bei Menschen ja vor, dass sie bestimmte Gerüche nie mehr ganz aus der Nase bekommen. Diesem Risiko ist ein Geruchstester Tag für Tag ausgesetzt.)
Langeweile: **** (Schnüffeln, schütteln, wieder schnüffeln – Dramen gehen anders.)
Seltenheit: *** (Bisher gibt es von diesen Helden des Alltags nur eine kleine Schar, aber wir hoffen auf Besserung.)
Ekelfaktor: ***** (Äh, bäh und Pfui.)
Neidfaktor: (Könnte sein, dass der Dixiklo-Fahrer einen beneidet. Könnte sein. Muss nicht.)
Kapitel 5
Die langweiligsten Jobs
Arbeitest du noch oder schläfst du schon? Kaum zu glauben, dass es Menschen gibt, die als Sockenwender an Strickmaschinen arbeiten, Küken nach Geschlecht sortieren oder Etiketten auf Äpfel kleben. Und wenn sie nicht eingeschlafen sind, so arbeiten sie noch heute …
Sockenwender
N icht jeder Beruf, der selten ist, für den sich Menschen womöglich schämen oder der ein bisschen anrüchig wirkt, muss als solcher auch in den jeweiligen Arbeitspapieren des Ausübenden auftauchen. Der Dixiklo-Fahrer beispielsweise wird wohl stets als Lkw-Fahrer firmieren, die Pornodarstellerin unter dem Siegel »Künstlerin« oder auch »Schauspielerin« arbeiten, und der Vogelvertreiber am Flughafen wird bekanntlich ohnehin als »Biomanager« geführt.
Der nun vorgestellte Beruf jedoch entzieht sich eigentlich jeder Möglichkeit der Umschreibung. Die Rede ist von
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