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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick L. Brille
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bereithält als das Schrubben einer Herrentoilette im Wohnheim der Mülheimer Bereitschaftspolizei. Obwohl – ganz so groß dürfte der Unterschied dann doch nicht sein.
    Egal: Fachgerechte Durchführung ist gefragt, denn der versierte Tatortreiniger weiß beispielsweise, dass man sehr spezielle Reinigungsmittel benötigt, um Blutspuren wirklich porentief aus der Tapete zu bekommen. Zudem sollte die Reinigungsfachkraft auch noch wachsam genug sein, um einen möglicherweise übersehenen Revolver mit Kaliber 45 nicht für einen Briefbeschwerer zu halten, sondern die Wumme mit süffisantem Lächeln den saumseligen Kollegen von der Spurensicherung in die Hand drücken zu können.
    Eine Berliner Gebäudereinigungsfirma (Heistermann Gebäudeservice) hat hier eine Marktlücke entdeckt und sich auf die Reinigung von Tatorten spezialisiert. Als einzige Firma bundesweit bietet sie auch die Ausbildung zum Tatortreiniger an. Wenn man sich so nennen darf, trägt man bei der Arbeit einen weißen Ganzkörperanzug (Ja – genau wie die im Fernsehen), weiße Gummihandschuhe (très chic), Atemschutzmaske und Plastikbrille. Alles in allem ein modisch beeindruckender Auftritt, dessen virile Seriosität nur noch durch den ebenfalls per Intensivschulung vermittelten pietätvollen Umgang mit den Angehörigen des Dahingeschiedenen getoppt wird. Denn wenn Sie in Ausübung Ihrer Hygiene-Pflicht ausgerechnet in der Unterwäscheschublade wischen und dort auf die erotischen Spielzeuge der nicht eben erheiterten jugendlichen Gespielin des Opfers stoßen, brauchen Sie nicht nur eine gute Begründung für Ihr Tun, sondern auch eine angemessen diskrete Visage.
    Zudem sollten Sie sich tunlichst vor Infektionen schützen, Räume wirklich gründlich desinfizieren können und Ungeziefer derart effizient in den Insekten-Hades schicken, dass eine baldige Rückkehr so gut wie ausgeschlossen werden kann.
    Und wer beauftragt die Tatortreiniger? Meist sind es Hausverwaltungen und Angehörige, die nach Selbstmorden oder Unglücken die Tatortreiniger rufen. Ein bis zwei Aufträge bekommt das erwähnte Unternehmen pro Monat – in den USA existieren da natürlich ganz andere Größenordnungen. Abschließend noch ein kleiner Filmtipp: In »Sunshine Cleaning« ( USA , 2008) benötigen zwei Schwestern dringend Geld und machen sich als Tatortreinigerinnen selbstständig. Durchaus sehenswert.
     
Gefahr: ** (Tödliche Gifte und heimtückische Gase? Ach was – die meisten Tatorte sind eigentlich eher unspektakulär, und richtig gefährlich ist es nur dann, wenn man nicht vorbereitet ist auf das, was einen erwarten könnte.)
Langeweile: * (Wenn die Beschreibung des Tathergangs zur Reinigung des Tatortes mitgeliefert wird, ist es garantiert nicht langweilig.)
Seltenheit: **** (In Mitteleuropa darf man sich als Tatortreiniger noch einem erlauchten Kreise zugehörig fühlen. Nicht schlecht für ’ne Putzbrigade …)
Ekelfaktor: **** (Der Mensch neigt vor allem im Augenblick des Todes dazu, bestimmte Körperflüssigkeiten abzugeben. Das ist rein optisch nicht sehr schön. Olfaktorisch übrigens auch nicht.)
Neidfaktor: ** (Möglicherweise würden fanatische Leser detailverliebter Krimiautoren gerne mal mit einem Tatortreiniger tauschen wollen, sonst allerdings wohl eher niemand.)

Pornostar
     
    M anche von ihnen haben es mittlerweile sogar ins Vorabendprogramm geschafft, versuchen sich als seriöse Darsteller in verschiedenen Doku-Soaps und betonen gerne bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, dass sie ihre Vergangenheit natürlich nicht bereuen. Warum auch? Man habe schließlich ein Bedürfnis befriedigt, die Nachfrage regle das Angebot und überhaupt: Sex sei nichts, wofür man sich schämen müsse.
    Die Rede ist von Darstellern in pornografischen Filmen, wobei sich die Bezeichnung »Pornostar« mutmaßlich nur diejenigen verdienen, die in so vielen Produktionen mitgewirkt haben, dass ihre Präsenz dem Konsumenten nachhaltig in Erinnerung bleibt. Wobei sich das Wort »Präsenz« in diesen speziellen Fällen ausnahmsweise nicht auf diverse Körperöffnungen bezieht, sondern tatsächlich auf das Gesicht, denn nur dann, wenn ein Protagonist der Sexfilmindustrie es geschafft hat, über Merkmale wie Augen, Mund und Nase wahrgenommen und identifiziert zu werden, darf er für sich den Status eines Stars in Anspruch nehmen. Alle anderen sind … äh … wie sagen wir es am besten … Fleisch.
    Statt hier jetzt die moralische Keule rauszuholen, zitieren wir

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