Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
habe doch vorhin schon gesagt, dass es mir sehr leidtut«, erklärte ich und richtete eine Steckdose gerade aus, die an ihren Kabeln aus der Wand hing, bevor ich den Wasserkocher daran anschloss. Wenn ich David sein Lieblingsgetränk (Baby-Marshmallows in heißer Schokolade) zubereitete, konnte ich damit womöglich die Katastrophen dieses Abends, die auf mein Konto gingen, wiedergutmachen. »Aber letztlich ist doch alles gut gegangen, finde ich. Die Japaner schienen den Abend allesamt sehr genossen zu haben.«
»Was wir wohl kaum dir zu verdanken haben«, murmelte er, nahm die Krawatte ab und schleuderte sie auf seine Werkbank.
»Hey, das habe ich gehört!«, beschwerte ich mich und wirbelte zu ihm herum.
»Das solltest du auch!«
Ich schaute mich in der Küche um – wenn man dieses Zimmer denn als solche bezeichnen konnte. Momentan sah es eher nach Einsatz in 4 Wänden – Spezial aus. Wollte ich jetzt wirklich einen Streit mit David anfangen? Es war schon spät, und ich war hundemüde, aber trotzdem …
»Was hätte ich denn tun sollen? Georges Anruf ignorieren?«
David zuckte mit den Schultern und ging in die Diele zurück.
»Jetzt geh nicht einfach weg, David! Immerhin hast du damit angefangen!«
David drehte sich zu mir um. » Ich habe damit angefangen?« Seine Augen blitzten gefährlich auf. » Ich habe also Schuld an deiner Kinobesessenheit, die uns bei allem in die Quere kommt?«
Ah, das war also heute Abend sein Eröffnungszug? Das war neu.
»Ich bin doch gar nicht kinobesessen! Heute musste ich arbeiten!« Ich korrigierte mich. »Das ist immerhin mein Beruf !«
»Ich rede nicht von heute Abend oder dem Anruf von George. Ich meine einfach alles! Zum Beispiel deine Träumereien, wie vorhin im Theater!«
Ich öffnete den Mund, um zu protestieren.
»Du brauchst es gar nicht zu leugnen, Scarlett, ich habe deinen Gesichtsausdruck gesehen. Den kenne ich mittlerweile weiß Gott zur Genüge!«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust, doch ich konnte nicht bestreiten, was er sagte. Ja, okay, vielleicht war ich ab und an eine Tagträumerin – aber eine Lügnerin war ich nicht!
»Wenn man gelangweilt ist, mag es nicht das Schlechteste sein. Ich denke mal, jeder hat so seine Methoden, sich die Zeit zu vertreiben. Sich vorzustellen, man wäre ein Filmstar, sorgt in einem solchen Fall sicher für ein bisschen Abwechslung. Wenn das Ganze jedoch unser Zusammenleben beeinträchtigt, dann habe ich ein gewaltiges Problem damit!«, fuhr David fort.
»Ich habe keine Ahnung, was du meinst!«, erklärte ich hochmütig. Obwohl ich das Gefühl hatte, sehr wohl zu wissen, was er mir damit sagen wollte. Ich wandte mich ab und fing an, Tassen und Löffel auf die Küchenarbeitsplatte zu knallen, um der Unterhaltung aus dem Weg zu gehen.
Aber David würde sich heute Abend nicht so leicht mit einer Tasse heißer Schokolade besänftigen lassen. »Jetzt mal ehrlich«, fuhr er fort. »Wie oft schauen wir uns zusammen einen Film an, bei dem du mich dann mit dem Hauptdarsteller vergleichst? Hm, Scarlett? Ich bin einfach nicht Tom Cruise oder Daniel Craig oder wer auch immer. Ich bin David – und kein Superheld in Strumpfhose!«
Wie gut, dass ich ihm den Rücken zugewandt hatte, da ich beinahe in lautes Gelächter ausgebrochen wäre bei der Vorstellung von David, der in Strumpfhose herumstolzierte. Glücklicherweise konnte ich mich beherrschen, und als ich mich wieder zu ihm umdrehte, um auf seine Vorwürfe zu reagieren, kam mir ein anderer Gedanke. Würde David mich wirklich gut kennen, hätte er gewusst, dass es ziemlich unwahrscheinlich war, dass ich ihn ausgerechnet mit diesen zwei Schauspielern vergleichen würde – die beiden zählten wohl kaum zu meinen Lieblingsdarstellern.
»David, ich kann dir hoch und heilig versprechen, dass es niemals mein Ansinnen war, dich in Strumpfhose zu sehen«, erklärte ich und schaffte es, dabei ein ernstes Gesicht zu machen. »Ja, vielleicht habe ich dich gelegentlich mit einem Schauspieler verglichen, aber das ist ja schließlich kein Verbrechen, oder? Ich wette, das tun die meisten Frauen, wenn sie einen Kinofilm sehen!«
»Während sie den Film sehen vielleicht. Aber nicht später, wenn der Ehemann abspült oder sich rasiert oder … Muss ich noch deutlicher werden?«
Ich schluckte schwer. Er wusste davon?
»So«, sagte ich zögerlich und überlegte verzweifelt, wie ich das Thema wechseln könnte. Dieser Streit wurde eindeutig zu einseitig. Das Klicken des Wasserkochers ließ
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