Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
sind so ausdrucksstark wie die Braut in dem Werk »La Mariée«, das eine tiefe Sehnsucht nach etwas Verlorenem ausdrückt.
In dem Film Notting Hill von 1999 entdeckt Anna Scott, gespielt von Julia Roberts, einen Druck von La Mariée im Haus von William Thacker (dargestellt von Hugh Grant). Anna macht William später das Original zum Geschenk.
Eine Sehnsucht nach etwas Verlorenem.
Diese Worte gingen mir eine Weile durch den Kopf, bevor sie hinunter ins Herz sackten, wo sie an dem Teil rüttelten und anklopften, zu dem ich niemals etwas vordringen ließ.
Das Gemälde, das vor mir hing, hatte ich schon immer gemocht. Ich nahm an, das lag an Notting Hill – immerhin wäre es nicht das erste Mal, dass ich an etwas Gefallen gefunden hatte, das aus einem Film stammte.
Nachdem ich zum Beispiel zum ersten Mal Schlaflos in Seattle gesehen hatte, war ich ein Fan von nächtlichen Telefon-Talk-Sendungen geworden … für alle Fälle. Aber die Anrufer in diesem Land waren nur ganz selten aus dem gleichen Holz geschnitzt wie der sanfte Sam, der im Film von Tom Hanks gespielt wurde. Normalerweise waren die Typen, die in diesen Sendungen anriefen, weitaus furchterregender.
Nach Bridget Jones hatte ich angefangen, Tagebuch zu führen, nach E-Mail für dich hatte ich Chatrooms im Internet besucht. Nachdem ich Dirty Dancing zum ersten Mal gesehen hatte, ging ich regelmäßig zum Tanzunterricht im örtlichen Gemeindezentrum. Leider konnte man unseren Tanzlehrer nicht mal ansatzweise mit Patrick Swayze vergleichen – nicht einmal mehr mit Patrick Dempsey. Man kann sich meinen Salsa-Lehrer als einen recht unmännlichen Patrick Stewart von Raumschiff Enterprise , gepaart mit Patrick Star von SpongeBob Schwammkopf vorstellen. Nach Pretty Woman allerdings hatte selbst ich mir ein striktes Verbot auferlegt, auch nur irgendeinen Teil dieses Films nachzuleben.
»Hast du doch noch etwas gefunden, was dir gefällt?«, fragte Maddie und setzte sich neben mich. »Den Rest der Ausstellung hast du ja recht schnell hinter dich gebracht.«
Einen Augenblick lang betrachtete sie zusammen mit mir das Bild, dann las sie das weiße Informationskärtchen durch. »O Scarlett«, seufzte sie und lehnte sich wieder zurück. »Wie machst du das bloß immer wieder? Ich hätte wissen müssen, dass du selbst hier noch etwas finden würdest, das mit irgendeinem Film zu tun hat.«
»Das ist nicht meine Schuld. Außerdem ist das nicht der einzige Grund, warum ich mir dieses Gemälde anschaue.«
»Ach nein?« Maddie blickte mich ungläubig an. »Welchen anderen Grund gibt es denn noch?«
»Na ja … die abgebildete Frau ist eine Braut … und wir werden ja selbst bald Bräute sein. Aber um ehrlich zu sein, Maddie, haben mich die Informationen auf der Karte zum Nachdenken gebracht.«
»Ja, ich weiß schon, das Bild kam in Notting Hill vor …«
»Nein, das meine ich gar nicht. Natürlich habe ich das Bild erkannt, aber ich rede von dem Teil mit der ›Sehnsucht nach etwas Verlorenem‹.«
Maddie zog die Nase kraus. »Was zum Teufel meinst du, Scarlett?«
»Keine Ahnung.« Mittlerweile wünschte ich mir, gar nichts gesagt zu haben. Maddie mochte zwar meine älteste Freundin sein, doch selbst sie konnte nicht verstehen, wie ich mich fühlte. Ich selbst verstand dieses Gefühl ja kaum, das ich fortwährend in mir trug. »Schon immer habe ich das Gefühl gehabt, dass in meinem Leben etwas fehlt. Irgendwelche kleinen Stücke, die nicht da sind, wie die fehlenden Teile eines Puzzles.«
Maddie starrte mich sprachlos an. Hätte ich mich doch bloß hinter der Filmgeschichte versteckt – das wäre bedeutend einfacher gewesen.
»Flattern dir so kurz vor der Hochzeit etwa die Nerven?«, fragte sie mich. »Willst du mir das damit sagen?«
Einen Moment lang schloss ich die Augen. Das hatte ich nicht gemeint. Aber wenn ich doch selbst nicht genau wusste, was ich meinte, wie sollte es dann jemand anders verstehen?
»Ja, vielleicht«, erwiderte ich darum, machte die Augen wieder auf und sah Maddie an. »In letzter Zeit habe ich mich des Öfteren gefragt, ob es richtig ist, David zu heiraten. Mir kommen eben immer wieder leise Zweifel.«
»Was für Zweifel denn?« Maddie sah mich mit einem Ausdruck an, der meine nächste Frage eigentlich schon beantwortete: ob auch sie diese Zweifel hinsichtlich ihrer bevorstehenden Ehe mit Felix kannte.
»Ähm …« Schnell dachte ich nach. Ich konnte Maddie den wahren Grund für meine Unsicherheit nicht sagen. »Dass ich all das
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