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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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nicht kontrollieren und macht, was es will. Ich konnte nicht mal aufhören zu kauen, als ich mir bei dem Versuch, mir einen Burrito in den Mund zu stopfen, auf den Finger biss.
    Ein gutes Essen kann die Dinge wieder in die richtige Perspektive rücken. Na ja … Auch bei Filet Mignon und Kaviar würde man sicher nicht vergessen, dass einem ein blutrünstiger Mexikaner in kanariengelbem Hemd ans Leder will.

Zweiundzwanzig
    Den Bauch voller Fleisch fläzte ich mich auf Bobbys Sofa und schloss die Augen. Voller Magen und Schlafmangel hätten mich fast eingelullt. Ich hätte gern ein Nickerchen gehalten, aber das war mir nicht vergönnt. Mein Hirn hatte andere Pläne. Ich fing an, mein Leben zu analysieren.
    In den zehn Jahren bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nie länger als eine Woche im Voraus geplant. Ich wollte es gar nicht anders. Ich war an nichts und niemanden gebunden, weder an Orte noch an Personen. Es gab Menschen, an denen mir etwas lag. Aber das hieß nicht, dass ich sie nicht verlassen konnte. Die Menschen und Orte würden immer da sein. Aber deswegen musste ich nicht auch bleiben. Wie die Menschen im Imperial Valley. Egal, wie lange ich weg war, wenn ich zurückkam, waren sie noch da.
    Ich hatte nie einen Job gehabt, den ich nicht mir nichts, dir nichts wegen einer herablassenden Bemerkung an den Nagel gehängt hätte. Ich hatte nie einen Chef gehabt, dem ich nicht gesagt hätte, er kann mich mal, wenn er mir großmäulig daherkam. Das ist das Gute an solchen Drecksjobs. Es gab immer irgendwo einen anderen, nicht ganz so beschissenen Job. Ich war gerade klug genug und dumm genug, mich mit hundert verschiedenen Hilfsarbeiterjobs über Wasser zu halten.
    Aber jetzt war ich zu Hause. Ich war wieder zu Hause und spielte mit dem Gedanken dazubleiben. Über gewisse Dinge hatte ich gar keine Kontrolle. Ich besaß jetzt ein Haus. Eine Farm. Ich hatte hundertfünfundvierzig Hektar Ackerland. Ich besaß alle möglichen verrückten Sachen, die ich nie wollte. Ich besaß jetzt sogar einen uralten Traktor, der schon in meiner Kindheit kaputt war und immer noch an genau derselben Stelle am Rand des Grundstücks stand wie damals. Was zum Teufel sollte ich bloß tun?
    »Woran denkst du?« Angie beugte sich über die Rückenlehne des Sofas und sah auf mich herab.
    »An nichts … irgendwas«, sagte ich.
    Ich konnte gerade noch meine Beine zurückziehen, als sie über die Rückenlehne auf das Polster sprang. Sie nahm meine Beine, legte sie sich auf den Schoß und sah mich mit diesem verdammten Lächeln an.
    »Tut mir leid, dass ich dich mit in diese Scheißgeschichte gezogen habe«, sagte ich. »Ganz schön ausgebuffter Fahrstil, den du da an den Tag gelegt hast.«
    »Ich habe als Kind oft Ein Duke kommt selten allein geglotzt.«
    »Im Ernst, wenn dir irgendwas zugestoßen wäre, ich weiß nicht … Tut mir wirklich leid. Ich wollte euch nicht alle mit reinziehen.«
    Angie lächelte. »Was passiert ist, ist passiert. Wir sind alle erwachsene Leute. Wenn wir uns davonmachen wollten, würden wir das auch tun. Du bist nur für dich selbst verantwortlich.« Dann sah sie mich ein paar Sekunden an. Ihr Lächeln verschwand. »Für dich selbst und den Jungen.«
    Ich nahm die Beine von ihrem Schoß und setzte mich auf. »Muss das jetzt sein? Ich will damit nichts zu tun haben, Angie.«
    »Juan ist der Sohn deines Vaters. Dein Vater ist gestorben, seine Mutter ist tot und du bist der Einzige, den er noch hat. Wenn du ihm nicht hilfst, wer dann?«
    »Sobald die Sache mit Alejandro überstanden ist, überlege ich mir ernsthaft, was ich mit dem Jungen machen soll. Da, wo er jetzt ist, ist er sicher. Jedenfalls sicherer. Jetzt etwas zu unternehmen, ist sinnlos. Ich weiß nicht, ob oder wann Alejandro was unternimmt.«
    »Spielst du wirklich mit dem Gedanken, ihn da unten zu lassen?«, fragte Angie in scharfem Ton.
    »Ich weiß es nicht, Angie. Ich weiß nicht, was das Beste für ihn ist und was ich tun soll.«
    »Du würdest ihn da unten lassen, ohne Mutter und ohne Vater?«
    Ich sagte nichts mehr und hoffte, das würde als Wink reichen, dass das Thema für mich beendet war.
    »Ich kenne dich«, sagte Angie. »Ich weiß, wie du dich vor zwölf Jahren verhalten hättest. Und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass du’s jetzt anders machen würdest.«
    Angie stand auf und ging aus dem Zimmer. Die Luft schien dicker zu sein und schwieriger zu inhalieren. Das Essen lag mir sauer und schwer im Magen. Ich schloss die Augen und fühlte mich

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