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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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zurückgenickt«, sagte Bobby und lief dann weiter ins Innere des Gebäudes, wobei er mit der Taschenlampe in die Ecken leuchtete.
    Ich hielt meine Flinte bereit und hoffte, die Angst würde meine Sinne schärfen. Rohre und Schatten schufen im vorbeihuschenden Licht Schimären. Ich konzentrierte mich auf Juan.
    Fünf Minuten später waren wir an der nordwestlichen Ecke der mittleren Halle. Bobby und ich verbargen uns im Schatten einiger verrosteter Maschinen und warteten auf Buck Buck und Snout. Die Stille war ebenso beunruhigend wie jedes kleinste Geräusch.
    Nach weiteren fünf Minuten waren Buck Buck und Snout immer noch nicht da. Mit dem Lauf meiner Flinte tippte ich Bobby aufs Bein. »Meinst du, denen ist was passiert?«
    »Die sind zu dämlich, um sich erwischen zu lassen.«
    »Manchmal frage ich mich, ob dir bewusst ist, was du so redest«, sagte ich.
    Nicht ganz lautlos vibrierte Bobbys Handy in seiner Vordertasche. Er lächelte und holte es raus. Dann las er, was auf dem Display stand.
    »Die Jungs sagen, sie haben einen Tunnel gefunden. Sie glauben, der führt zu den Schornsteinen. Sie wollen nachsehen und wir sollen hier reingehen.«
    »Das steht alles in der SMS?« Ich beugte mich rüber, um die Nachricht zu lesen.
    »Nein, da steht nur ›Tunnel gefunden‹. Und Tunnel ist falsch geschrieben. Das andere waren meine Schlussfolgerungen. ›Gefunden‹ ist auch falsch geschrieben.«
     
    Und noch mal das Gleiche. Wir betraten das zweite Gebäude wie das erste durch die Bürotür, da wir annahmen, dass der Grundriss identisch war, was sich als richtig herausstellte.
    Auf dem Boden lagen vier fleckige Matratzen. Außerdem waren überall halbleere Tüten mit Speckkrusten, Saft-Tetrapacks und leere Bierdosen verstreut. Ein Eimer voller Pisse und halbflüssiger Scheiße verbreitete einen so starken Ammoniakgeruch, dass meine Augen anfingen zu tränen. Ich blieb kurz ganz still stehen, weil ich mich zusammenreißen musste, um nicht zu kotzen.
    Überall wimmelte es von Fliegen. Der dünne Lichtstrahl, der durch die leicht geöffnete Tür drang, ließ ihre schillernden Körper funkeln. Glühwürmchen für Arme.
    Bobby zog sein T-Shirt hoch über Mund und Nase. Er legte eine Hand auf den Griff der Hallentür. Blinzelnd versuchte er, die Tränen aus seinen Augen zu drücken, und öffnete die Tür.
    Ich folgte ihm ins Licht.
    Es dauerte eine Sekunde, bis mir der Unterschied zur anderen Halle bewusst wurde. Es war nicht dunkel. Alles war hell erleuchtet und das Labyrinth von Rohren deutlich zu sehen. Ich wischte mir mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen. Ich sah Bobby an, um etwas zu sagen, aber zögerte, als ich den Finger an seinen Lippen sah.
    Er ging langsam an der Wand aus Rohren entlang, die an einer Seite der Halle eine Art Gang bildeten. Dieser Gang wurde zu einem verschlungenen Labyrinth, aber da ich schon die andere Halle kannte, konnte ich mich ein bisschen orientieren. Ich hielt mich dicht hinter Bobby, den Lauf meiner Flinte nach unten gerichtet. Man konnte vereinzelt Geräusche hören, die mit jedem Schritt näher kamen. Da lief irgendeine Maschine. Ein Motor oder ein Belüftungssystem.
    Wir gingen langsam weiter auf die Geräusche zu. Kalter Schweiß rann aus meinen Haaren mein Rückgrat hinunter. Ich schmachtete nach einer Zigarette.
    Wir gingen um eine Ecke. Rotes Licht. Wir erstarrten.
    Es war keine Maschine. Es war auch nicht Alejandro oder Juan. Es waren sieben Südamerikaner, mit Tätowierungen und Narben übersät, die auf dem Boden zusammengedrängt waren und fest schliefen. Ihr rhythmisches Atmen erzeugte in dem leeren Raum ein surrendes Geräusch. Wie sie so dalagen, wirkten sie unschuldig, fast engelsgleich. Die schwarzen Gewehre in ihren schlaffen Händen zerstörten aber dieses Bild.
    Einer der Schlafenden hatte eine gelb-rot-blaue Flagge auf dem Arm tätowiert. Ich nahm mir vor, zu Hause nachzusehen, zu welchem Land die gehörte. Natürlich nur, wenn der Mann mit der Tätowierung mich nicht vorher umbrachte.
    Grünes Licht. Bobby und ich wichen lautlos zurück. Nicht lautlos genug.
    Der mit der Tätowierung öffnete die Augen. Er sah uns schlaftrunken an, konnte aber das Gesehene noch nicht richtig einordnen.
    »¿Quién?« , murmelte er.
    Wir blieben ihm die Antwort schuldig. Bobby und ich nahmen die Beine in die Hand und liefen dahin zurück, woher wir gekommen waren. Ich musste mich mit einer Hand an Bobbys Schulter festhalten, um nicht ständig über seine Beine zu

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