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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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versuchte, mich nicht zu rühren.
    »Mir geht’s um die Zeit, die mir noch bleibt. Mir geht’s um heute. Mit meinem Sohn miese Fernsehserien glotzen. Der Angst ins Gesicht lachen. Aber dazu brauche ich dich. Ich weiß, warum du hier bist. Ich weiß, du musstest einiges drangeben, um herzukommen. Ich weiß, was das bedeutet. Aber es soll nicht alles nur noch düster und traurig sein, um deinetwillen und um meinetwillen.«
    Pop fiel in sein Kissen zurück, als hätte ihn diese Rede seine letzte Kraft gekostet. Dann nahm er meine Hand. Dieser Augenblick war so intim, dass mir ein Schauer den Rücken herunterlief. Ich merkte, wie mir die Tränen kamen. Ich hatte endlich begriffen, dass es Wirklichkeit war. Ich verdrängte die Tränen und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen.
    Pop grinste ganz kurz. »Du siehst aus, als wolltest du was sagen. Du musst jetzt nichts sagen. Ich will gar nichts hören. Lass uns einfach zusammensitzen. Nur zusammensitzen.«
    Ich war noch mal davongekommen. Wenn ich versucht hätte, was zu sagen, hätte ich Rotz und Wasser geheult, und das konnte man wirklich niemandem zumuten.
    Wir saßen eine Weile so da. Pops Blick war auf einen Punkt in der Ferne gerichtet. Sein Blick wanderte nicht, er war hellwach
und intensiv. Wo ich mit meinen Gedanken war, weiß ich nicht. Nach etwa einer Stunde nickte ich Pop zu und stand auf.
    »Du hättest mir was sagen sollen, als du krank wurdest«, sagte ich.
    »Und dir zur Last fallen?«
    »So was verschweigt man einfach nicht.«
    »Jeder hat seine Geheimnisse«, sagte Pop.
    Als ich den Stuhl wieder an die Wand rückte, kicherte Pop in sich hinein, als hätte er einen schlechten Witz gehört.
    Neugierig drehte ich mich zu ihm um. »Was ist denn?«
    »Ach, verdammt«, murmelte Pop sich in den Bart.
    »Sag schon!«
    Pop schüttelte den Kopf und kam dann scheinbar zu einem Entschluss. »Du musst noch was für mich erledigen.«
    Ohne zu zögern, sagte ich: »Alles, was du willst.«
    Pop grinste, aber sein Blick war ernst. »Du musst eine Prostituierte für mich finden.«

Vier
    »Ich soll was?« Bobby hörte sich am Telefon ziemlich groggy an. Im Hintergrund hörte ich Country-Rock und etwas, das sich anhörte wie eine Frauenstimme oder auch ein kleiner Hund. Ich wollte lieber nicht fragen.
    Ich stand auf dem Parkplatz des Genesungsheims, rauchte Kette und lief an meinem Pick-up auf und ab. Es war zwar niemand in der Nähe, aber ich versuchte trotzdem, möglichst leise zu sprechen.
    »Ich soll Pop eine Nutte besorgen«, sagte ich so sachlich wie möglich. Ich konnte selbst nicht glauben, was ich da sagte, ganz abgesehen davon, dass ich Bobby mit in die Sache hineinzog.
    »Ich habe Besuch, Alter. Guter Witz, aber schlechter Zeitpunkt«, sagte Bobby. »Ich haue mich wieder hin.«
    »Es ist mein Ernst, Bobby. Kein Witz«, sagte ich in meiner allerseriösesten Stimme, die sich allerdings ein bisschen sarkastisch anhörte.
    »Du verarschst mich nicht?«
    »So was könnte ich mir nie ausdenken.«
    Fünf Sekunden lang kam vom anderen Ende der Strippe nichts außer scheppernden Gitarrenklängen. Als ich gerade etwas sagen wollte, brach Bobby in schallendes Gelächter aus. Mir flogen fast
die Ohren weg. Selbst als ich das Handy weit weghielt, konnte ich immer noch seine typisch stakkatoartigen Lachsalven hören.
    Ich hielt das Handy von meinem Ohr weg und brüllte: »Bobby, hör zu. Ja, es ist peinlich. Nein … ich weiß nicht: nicht peinlich, einfach nur total schräg. Vergiss es einfach. Ich mach es selbst. Leg dich wieder hin. Ich hätte dich gar nicht anrufen sollen. Ich dachte nur, wir könnten … Pop hat mich gefragt, also mach ich’s. Leg dich wieder hin.«
    Ich konnte Bobby nicht mehr lachen hören, deshalb hielt ich das Handy wieder ans Ohr. Er lachte zwar immer noch, aber mit deutlich reduzierter Lautstärke. Er rang nach Atem und hustete. Wenn man sich am eigenen Lachen verschluckt, war’s wirklich gut. Zwischen Keuchen und Husten brachte Bobby nur raus: »Tut mir leid, Mann. Wozu brauchst du mich denn?«
    »Ich dachte, du wüsstest vielleicht, wo man Prostituierte findet.«
    Bobbys Lachen verstummte. Seine Stimme wurde ganz ruhig. »Jetzt aber halblang! Du hast mich seit Jahren nicht gesehen, du kennst mich kaum noch und du nimmst einfach an, ich hätte Ahnung, wo sich hier die Huren rumtreiben? Bin ich hier so was wie der Fremdenführer, der den Bumsbus zur Muschimeile fährt? Siehst du mich etwa so?«
    »Ja, irgendwie schon.«
    »Ziemlich korrekt«,

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