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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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Menschen kannte ich nicht mehr.
    Buck Buck und Snout Buckley. Buck Buck war ein Jahr älter als ich, Snout ein Jahr jünger. Sie kamen aus einer anständigen Farmerfamilie und hatten sich offenbar ohne Schwierigkeiten in ihr Schicksal gefügt. Sie sahen genauso aus, wie ich sie in Erinnerung hatte, nur überdimensioniert, jeder mit zirka fünfzehn Kilo mehr auf den Hüften.
    Man konnte ihnen ansehen, dass sie ihr Leben draußen verbrachten. Ihre Haut war zu Leder gegerbt. Buck Buck war immer der Anführer gewesen. Er lächelte mehr als nötig, was einen manchmal nerven konnte. Und Snout, nun ja, seinen großen Ohren hatte er den Spitznamen nicht zu verdanken. Aber große Ohren hatte er auch. Seine Nase war allerdings prächtig. Sie fing in der Mitte seiner Stirn an und ging bis zu seiner Oberlippe. Aber Gesicht und Nase waren zu einem vornehmen Profil gereift. Ein Gesicht, wie man es auf Münzen sieht.
    »Hey, Jimmy«, kam es wie aus einem Mund. Dann wandten sie sich wieder dem Präriehund zu.
    »Du lässt ihn anbrennen, du Blödmann«, schrie Snout seinen Bruder an und griff nach dem Spieß. »Lass mich das machen.«
    Buck Buck schlug ihm auf die Finger wie eine italienische Mamma.
    Bobby spähte aufs Feld hinaus. »Irgendwas, das ich wissen sollte?«
    »In der südwestlichen Ecke gibt’s eine etwas niedrigere Stelle. Die wird entweder überschwemmt oder es kommt gar kein Wasser hin«, antwortete Buck Buck, der sich auf den langsam rotierenden Nager konzentrierte.
    »Ja, mieses Ackerland. Vierzehn Hektar gutes Land und zwei Hektar Mist. Muss irgendwann neu dräniert und geebnet werden. Danke, dass ihr einspringt. Ich bin euch was schuldig.«
    »Ach, was.« Buck Buck lächelte. »Wie der Zufall so will, muss ich in ein paar Tagen nachts Heu pressen und kann ein paar starke, junge Männer wie euch gut gebrauchen.«
    Bobby sah mich fragend an. Ich nickte. Ich habe schon immer Gefallen an harter körperlicher Arbeit gefunden.
    »Sag einfach Bescheid und wir kommen«, sagte Bobby.
    Snout beugte sich übers Feuer, um an dem versengten Präriehund zu schnuppern. Er sah auf. »Wollt ihr auch was? Ich glaube, er ist gar.«
    Auf dem Weg zurück zum Ranchero sagte ich: »Danke, aber ich habe schon zu Mittag Präriehund gegessen.«
    »Fährst du oft nach Mexicali?«, fragte ich, als wir uns Calexico näherten. Die Millionen Sterne am Himmel lösten sich im Lichtschein von Mexicali auf.
    »Nach meiner Scheidung war ich ständig hier unten. Wahrscheinlich zu oft. So mies ich als Ehemann und Vater auch war, ich habe sie doch vermisst, als sie weg waren. Ich kann mit Veränderungen nicht gut umgehen. Wenn man einem wie mir Frau und Kinder wegnimmt, ist er nur ein Haufen Ärger auf zwei Beinen.«
    »Und in letzter Zeit?«
    »Vielleicht einmal im Monat. Wenn ich mal Lust auf Chinesisch habe oder irgendwas neu gepolstert werden muss. Nicht so sehr wegen dem Saufen und der Ladys.« Bobby lächelte, als wäre das nicht die ganze Wahrheit.
    Aber es war kein Scherz, dass es in Mexicali wirklich gute Chinarestaurants gab. La Chinesca, die Chinatown von Mexicali, war eine der größten chinesischen Siedlungen in Lateinamerika, und die Verschmelzung der Kulturen bereicherte die Küche. Tacos mit Haifischflossen und Chow Mein mit Chorizo.
    »Ist Mexicali noch so wie früher?«
    »Ich weiß nicht, an was du dich noch erinnerst, aber die Antwort lautet: Nein. Liest du keine Zeitung? Mexiko ist total am Arsch. Du musst bis zu den letzten Seiten durchblättern. Da stehen die Berichte über Mexiko. Es ist viel schlimmer geworden. Es war ja schon immer beschissen, aber ganz anders als jetzt. Vielleicht haben
wir’s einfach nicht gemerkt, aber mit den ganzen Drogen und illegalen Einwanderern und maquiladoras  … Das sind die Fabriken an der Grenze.«
    »Ja, ich weiß. Die gab’s schon, als ich weggezogen bin«, sagte ich.
    Bobby fuhr fort: »In San Diego gab’s die ›Operation Gatekeeper‹. Dadurch wurde das ganze Problem einfach nur nach Osten verschoben. In die Wüste, wo’s für die Illegalen noch gefährlicher ist. Aber scheiß drauf, in San Diego gibt’s mehr Wähler. Die sind happy, weil sie keine Probleme mehr mit den Tortillafressern haben. Derweil kratzen wir hier fleißig die Leichen von der Straße. Manche Leute sind so bescheuert. Die denken, alles ist in Ordnung, wenn sie ihren Müll beim Nachbarn in den Vorgarten kippen. Hauptsache, vorm eigenen Haus ist alles sauber und ordentlich.
    Es wird immer heftiger. Es sind einfach zu

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