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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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viele. Am Stadtrand gibt’s einen Slum, da denkt man, man wäre in Indien. Und es gibt Gangs in Calexico. Nicht wie früher ein Haufen Pachucos in Zoot Suits, sondern hundertprozentig echte mexikanische Mafia mit Waffen und so. Du kannst überall ihre tags sehen. Noch nicht so schlimm wie in Tijuana, aber es könnte so kommen.«
    Ein grüner Geländewagen des Grenzschutzes fuhr an uns vorbei, dicht gefolgt von einem weißen Geländewagen der Homeland Security. Wir waren jetzt in Calexico und fuhren an den Megamärkten und überraschend vielen neu entstandenen Industriegebieten am Stadtrand vorbei.
    Die Lichter des Grenzübergangs kamen näher. Es hatte sich eindeutig verändert. Hier ging jetzt die Nafta-Schnellstraße für Güterverkehr durch, die sechs Spuren hatte, anstatt zwei, und alles war hoch technisiert. Mehr Beleuchtung, neuere Gebäude. Auf beiden Seiten der Straße warteten Trucks darauf, ins Nachbarland gelassen zu werden.
    Bobby fuhr vor dem Grenzübergang von der Hauptstraße ab. Er fuhr in die Anza Road, dann in die First Street, wo er vor einem mercado parkte, der aussah, als wäre er auf gruselige Puppen und Tupperware spezialisiert.
    »Laufen wir rüber?«, fragte ich, als mir klar wurde, dass ich aussteigen sollte.
    »Mit einem so gut gepflegten Wagen fährt man nicht über die Grenze«, antwortete Bobby vollkommen ernst.
    »Wie weit ist es denn?«
    »Keine Sorge. Der Laden heißt Cachanilla’s und ist nur ein paar Blocks vom Tunnel entfernt. Nicht mal hundert Meter. Zu Fuß ist es einfacher. So ist man auch schneller wieder draußen.«
    Ich nickte und wollte die Tür öffnen.
    Aber Bobby packte mich am Arm, um mich aufzuhalten. »Wo willst du hin? Du bist noch nicht fertig. Gib mir dein Portemonnaie.«
    »Nein. Wozu?«
    »Gib es mir einfach«, befahl Bobby und hielt beharrlich seine Hand auf.
    Ich rollte mit den Augen, holte mein Portemonnaie aus meiner Gesäßtasche und gab es ihm.
    »Steck deinen Pass in deinen Stiefel, nach ganz unten, unter deine Socke.«
    Von der Morales Bar aus war ich kurz nach Hause gegangen, um meinen Pass zu holen. Die Zeiten hatten sich geändert. Man konnte nicht mehr einfach ohne Papiere über die Grenze laufen. Stimmt nicht, man kam auch ohne Pass immer noch nach Mexiko rein, aber nicht wieder zurück.
    »In meinen Stiefel? Ist das nicht ein bisschen paranoid?«
    »Wir gehen in ein Dritte-Welt-Land, um eine Nutte zu suchen. Wir gehen nicht Kirchen und Museen besichtigen. Also lieber auf Nummer sicher, als nachher dumm aus der Wäsche gucken.«
    Ich zog meinen Stiefel aus, steckte meinen Pass rein und zog ihn wieder an. Während ich den Stiefel zuschnürte, beobachtete ich, wie Bobby das Bargeld aus meinem Portemonnaie in seine Tasche steckte. »Die Kreditkarten lassen wir hier.«
    »Die sind sowieso bis zum Anschlag ausgereizt. Kann ich wenigstens ein bisschen von meinem eigenen Geld haben? Ich gebe auch nicht alles für Süßigkeiten aus.«
    Bobby griff in seine Tasche und holte meine Scheine raus. Dann gab er mir einen Zwanziger.
    »Sehr großzügig.«
    »Trägst du immer noch ein Messer bei dir?«
    Ich nickte. Das war der Junge vom Lande in mir. Seit meiner Kindheit hatte ich immer eines dabei. Ohne ein Messer in der Tasche fühlte ich mich nackt.
    »Zeig mal her«, sagte Bobby.
    »Ich glaube nicht, dass ich in eine Messerstecherei verwickelt werde.« Ich zog mein nur fünf Zentimeter langes Buck-Klappmesser aus der Vordertasche meiner Jeans.
    Bobby schnaubte verächtlich. »Ich will nicht einen auf Crocodile Dundee machen, aber damit kannst du dir höchstens die Fingernägel sauber machen.«
    Er langte an mir vorbei und öffnete das Handschuhfach. Nachdem er mein Portemonnaie hineingeworfen hatte, kramte er zwischen Landkarten, Werkzeugen und Stiften herum. Er fand ein Melonenmesser, ein dünnes, langes, sauscharfes Klappmesser. Ein aufgeklapptes Melonenmesser ist dreißig Zentimeter lang und sieht aus wie ein kleines Schwert. Ich nahm das Messer und steckte es in meine Socke, sodass es fest gegen die Innenseite meines Stiefels gedrückt war. Es beruhigte mich kein bisschen, im Gegenteil.
    Bobby lächelte. »Jetzt sind wir fertig.«

Sechs
    In Mexiko ist einfach alles zu finden, was Spaß macht, und wenn man an der Grenze wohnt, ist die Versuchung groß. In Mexiko darf man schon in jungen Jahren Alkohol trinken, und davon gibt’s reichlich. Überall bekommt man Drogen. Frauen sind leicht zu haben. Für Kinder ist es kein Problem, an Knaller, Feuerwerkskörper

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