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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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die anderen Kinder hackten auf ihm herum. Ein Achtjähriger, der eine Aktentasche mit sich rumschleppt, kann sich auf einiges gefasst machen. Ich habe ihn ab und zu rausgehauen, aber wir gingen auf verschiedene Schulen. Er war keine große Kämpfernatur, deshalb tat er das Einzige, was ihm übrig blieb. Er lernte, Schläge einzustecken. Das kann genauso wichtig sein wie die Fähigkeit zuzuschlagen.
    Schließlich bewegte sich Mr. Morales gemächlich in Bobbys Richtung. Mr. Morales sagte nichts. Bobby redete ein bisschen.
Mr. Morales nickte ab und zu, immer noch wortlos. Bobby redete ein bisschen mehr und untermalte seine Geschichte mit ausladenden Gesten. Mr. Morales nickte nur. Schließlich gaben sie sich die Hand. Dann winkte Bobby Mr. Morales näher an sich heran. Verschwörerisch flüsterte er ihm etwas ins Ohr. Mehr als einmal zog Mr. Morales die Augenbrauen hoch.
    Einmal zeigte Bobby auf mich und Mr. Morales nickte. Dann sagte Mr. Morales ein paar Worte, stellte Bobby noch zwei Bier hin und ging zurück zum anderen Ende der Theke. Bobby legte fünf Dollar auf den Tresen und kam mit dem Bier zurück an unseren Tisch. Er stand da und lächelte. Ich griff nach meinem Bier, aber Bobby schüttelte mit dem Kopf und deutete zur Tür.
    »Die sind für unterwegs. Wir fahren nach Mexicali.«

Fünf
    Die Geschichte Südkaliforniens ist eine Geschichte der Wasserrechte. Die Einwohner des Imperial Valley sind sich dessen schmerzlich bewusst. Wer in der Wüste Landwirtschaft betreibt und sein Wasser aus dem längsten künstlichen Wasserlauf der USA bezieht, muss nicht daran erinnert werden, wie wichtig dieses Wasser ist. Viele ältere Farmer haben das Owens Valley verlassen, nachdem ihnen dort die Stadt das Wasser gestohlen hatte. Damals hatten sie nur Gewehre, um ihr Land zu verteidigen. Jetzt hatten sie Anwälte. Und Gewehre. Trotzdem glaubten die meisten Farmer, es wäre nur eine Frage der Zeit, bis ihnen die Stadt das Wasser abgraben würde. Die Stadt konnte sich Gehör verschaffen und hatte die Wähler hinter sich. Im Lauf der Geschichte hatte die Stadt immer gewonnen. Aber solange in San Diego und L. A. Swimmingpools nicht verboten wurden, konnten die sich ihr Wasser anderswo holen. Die Landwirtschaft ist auch so schon schwierig genug, ohne dass man sich obendrein noch mit so einem Mist rumschlagen muss.
    Eine landwirtschaftliche Gemeinde mitten in der Wüste ist nur möglich, weil alle Felder im Imperial Valley über ein Kanalnetz bewässert werden, das sich aus dem fünfundsechzig Kilometer entfernten Colorado River speist. Zum großen Ärgernis der Küstenstädte
besitzt das Imperial Valley die kalifornischen Wasserrechte für den Colorado River. Der Bezirk und somit die Farmer bekommen zu einem angemessenen Preis eine bestimmte Wassermenge, die sich nach der Anbaufläche richtet. Vom Colorado River fließt das Wasser in den All-American-Kanal, von dort aus weiter in Nebenkanäle und schließlich in die Bewässerungsgräben, die die Felder umgeben.
    Wenn ein Feld bewässert werden muss, bestellt der Farmer das Wasser beim IID, dem Imperial Irrigation District. Dann wird der Graben gefüllt und anschließend das Feld bewässert. Man kann aber nicht das ganze Wasser auf einmal aufs Feld lassen, denn dadurch würde sofort der Wasserpegel sinken, und die weiter entfernten Teile des Felds bekämen kein Wasser ab. Deshalb hat der Graben eine Reihe von Schleusen, von denen immer nur wenige gleichzeitig geöffnet werden dürfen. Wenn man eine Nacht lang Felder bewässert, muss man, je nach Länge der Pflanzreihen, alle zwei bis drei Stunden Schleusen öffnen und schließen. Bestenfalls ist das höllisch langweilig. Aber wenn was schiefgeht, ist es einfach nur die Hölle. Und irgendwas geht immer schief: Eine Schleuse geht kaputt oder bleibt stecken, es gibt eine Überschwemmung oder das Wasser fließt in eine andere Pflanzreihe. Oft verbringt man eine ganze Nacht mit extrem frustrierender Arbeit im Schlamm, und der Schlafmangel macht es auch nicht einfacher. Da alle zwei Stunden die Schleusen bedient werden müssen, kann man nie mehr als anderthalb Stunden schlafen und man darf sich auch nicht zu weit entfernen. Man kann höchstens wie Bobby jemanden bitten einzuspringen.
    Bevor wir nach Mexicali fuhren, wollte Bobby noch sichergehen, dass unser alter Schulfreund Buck Buck auch wirklich wie versprochen seine Luzernenfelder bewässerte.
    »Warum rufst du ihn nicht einfach an?«, fragte ich.
    »Wenn ich ihn anrufe und er ist

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