Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko
das erklärte einiges. »Ich dachte, Bobby hätte geheiratet und wäre ruhiger geworden.«
»Hat nicht gehalten.«
»Schade. Das tut mir leid. Hat er nicht eine Tochter?«
»Zwei. Die leben bei ihren Müttern, nicht mehr im Valley. Er versucht so oft wie möglich, sie zu sehen.« Ich wusste nicht warum, aber ich hatte das Gefühl, Bobby verteidigen zu müssen.
»Der wird auch zur Ruhe kommen. Irgendwann muss er akzeptieren, dass er erwachsen ist. Und sich auch so verhalten. Hat er den Ärger gestern Abend angezettelt?«
»Der Ärger hat uns gefunden.«
Er nickte und nahm einen großen Schluck Cola. »Also, was kann ich für dich tun?«
»Ich wollte mit dir über Pops Land sprechen. Mich erkundigen, ob das alles so in Ordnung ist. Dass du nicht zu viel zusätzliche Arbeit hast. Es ist doch eine ziemliche Belastung.«
Mike winkte verlegen ab und unterbrach mich: »Ja, ja, ja, nicht der Rede wert.«
»Also, ich bin jetzt erst mal eine Weile hier. Ich glaube, ich bin aber noch nicht so weit, die Landwirtschaft ganz zu übernehmen. Ich weiß nicht, ob ich das jemals kann. Aber wenn du mir sagst, was zu tun ist, kann ich auf jeden Fall mitarbeiten. Ich kann Felder bewässern, mähen, Heu pressen. Mit der Arbeit, die ich schon als Schüler gemacht habe, kenne ich mich aus. Ich bin gern bereit zu arbeiten, aber noch nicht bereit, die Verantwortung zu übernehmen.«
Mike lächelte und nickte. »Es ist jetzt alles Luzerne. Ist gerade erst gemäht worden, glaube ich. Ich werde nachsehen. Aber wenn ich das nächste Mal jemanden zum Bewässern brauche, wende ich mich an dich.«
»Ich hoffe nur, du zahlst nicht drauf. Du hältst doch die ganzen Unkosten nach, oder? Und nimmst dir das Geld aus dem Heuverkauf?«
»Die Arbeit geht auf mich. Ich berechne Onkel Jack auf gar keinen Fall was für meine Arbeit oder meine Männer. Aber über die richtigen Unkosten führe ich Buch. Ich habe alles ausgerechnet. Es ist alles irgendwo in einem dieser Papierstapel. Mach dir darüber keine Sorgen.«
»Danke, Mike.«
»Wie sieht’s denn bei dir mit Geld aus?«
»Ganz okay, ich habe noch was. Ich habe mir nicht wirklich Gedanken drüber gemacht, weißt du? Ich wusste nur, ich musste herkommen«, sagte ich.
»Ich kann immer jemanden gebrauchen, der zupacken kann. Wenn das für einen Studierten wie dich keine Zumutung ist.« Er lächelte. »Wann besuchst du Jack normalerweise?«
»Ich will ihn möglichst jeden Tag besuchen. So etwa von zehn bis drei oder vier. Aber wenn du Arbeit für mich hast, mache ich die.«
»In Ordnung. Ich werde mal sehen, ob wir jemanden zum Bewässern, Mähen, Umgraben oder so brauchen. Falls nicht, gibt’s vielleicht Arbeit hier beim Schuppen. Im Sommer arbeiten wir mittags sowieso nicht auf dem Feld, deswegen passt dein Zeitplan ganz gut.« Er setzte sich auf und suchte auf seinem Schreibtisch eine freie Stelle, um seine Colaflasche abzustellen. Vergeblich, deshalb stellte er sie auf den Boden.
»Ich will nicht zu persönlich werden oder in irgendein Fettnäpfchen treten. Sag mir, wenn es nicht in Ordnung ist, Jim. Aber hast du irgendwelche Pläne? Ich meine nicht für jetzt. Jetzt musst du dich um Onkel Jack kümmern. Das geht vor. Ich meine für später. Weißt du schon, was du machen willst?«
»Du kannst ruhig fragen, Mike. Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht. Ich weiß, ich sollte Pläne machen, aber ich kann nicht, ich hab’s noch nicht getan und ich weiß einfach nicht. Ich bin noch nicht so weit. Pop ist noch am Leben, und das ist für mich im Moment die Hauptsache.«
Mike nickte. »Na gut. Wann kommst du uns besuchen? Du bekommst auch anständige Hausmannskost. Annie und die Kinder würden sich freuen.«
»Bald. Ich muss erst mal ankommen. Ich bin erst seit einem Tag wieder da. Wenn mein Gesicht ein bisschen verheilt ist. Ruf mich einfach an, wenn sie das nächste Mal dieses Gericht mit den Tortilla-Chips drin macht.«
»In allem, was sie macht, sind Tortilla-Chips.« Mike schüttelte mit dem Kopf. »Sie mag Tortilla-Chips.«
»Ich komme bald vorbei«, sagte ich und stand auf. »Danke für die Cola. Danke für alles.«
»Sag Onkel Jack, er soll sich keine Sorgen machen. Er hat eine Familie.«
»Mein Gott, Jimmy. Was ist denn mit dir passiert?«, fragte Angie und streckte unwillkürlich ihre Hand nach dem Bluterguss in meinem Gesicht aus.
Wenn man bedenkt, wie unsere letzte Begegnung lief, überraschte mich ihr Mitgefühl doch ein bisschen. Ich war gerade erst durch
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