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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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deine Stärke. Ich habe dich immer durchschaut. Du dachtest immer, du könntest mich hinters Licht führen, aber das hat nie geklappt. Als du noch in der Highschool warst, habe ich immer gemerkt, wenn du betrunken nach Hause gekommen bist. Und wenn du dich rausgeschlichen hast, um mit Bobby die Gegend unsicher zu machen, wusste ich immer Bescheid. Du hast gute Noten nach Hause gebracht, warst verantwortungsbewusst. Ich wusste, ich konnte mich darauf verlassen, dass du’s nicht übertreibst. Aber ich habe dir nicht immer jedes Wort geglaubt. Es macht mir nichts aus, wenn du mich anlügst. Ich möchte nur nicht in dem Bewusstsein sterben, dass du denkst, ich merke es nicht.«
    »Habe ich so oft gelogen? Oder so schlecht?«
    »Nicht mehr als andere auch.«
    »Du bist dir aber sehr sicher. Du hast es jedes Mal gemerkt? Es müsste doch ein paar Mal geklappt haben.«
    »Nie. Tut mir leid, dass dein Gesicht so zugerichtet wurde.«
    »Das hat im Grunde nichts damit zu tun. Ich habe gesagt, ich finde sie, und ich bin an der Sache dran. Jemand spürt sie für mich auf. Ich erwarte bald einen Anruf. Falls sie in Mexicali ist.«
    Pop nickte.
    »Wenn ich sie finde – und ich meine wenn, nicht falls –, soll ich sie dann hierher bringen? Oder könntest du nicht auch nach Hause kommen? Die lassen dich doch raus, oder?«
    »Lassen mich raus? Die haben gar nichts zu sagen, aber ich glaube nicht, dass ich über Nacht bleiben könnte. Bring sie einfach her und lass uns ein bisschen allein.«
    »Okay.«
    Pop nickte, und er wirkte ein wenig gedankenverloren. Nach einer Weile sagte er: »Warum hast du mich nicht über Yolanda
ausgefragt? Bist du gar nicht neugierig? Ich wär’s an deiner Stelle.«
    »Es geht mich nichts an. Wenn du es mir erzählen wolltest, würdest du’s schon tun.«
    »Stimmt wohl.«
    »Und? Willst du’s mir erzählen?«
    »Nein.«
    Ich fuhr früh wieder weg. Ich fühlte mich etwas besser, obwohl mich jede Viertelstunde stechende Rippenschmerzen an den Vorabend erinnerten. Ich hätte mich wahrscheinlich am besten ins Bett gelegt, aber ich hatte noch einiges zu erledigen. Zu Hause nahm ich vier Aspirin und widmete mich sofort der Wasserpumpe.
    Das Wasser fürs Haus kam direkt aus dem Ash-Kanal, der hinter der Morales Bar entlangfloss. Kein Wasser, das man unbedingt trinken möchte, aber gut genug zum Baden, Putzen und Kochen. Vom Kanal aus floss das Wasser durch ein Rohr ohne Filtersystem in eine offene Zisterne, im Grunde ein in den Boden eingelassener Betontank, in dem das Wasser gespeichert wurde und der für den Wasserdruck im Haus sorgte. Früher hatte der Tank einen Betondeckel gehabt, aber der war während eines der schwereren Erdbeben der Siebzigerjahre zerbrochen und ins Wasser gefallen. Dann wurde der Tank mit einer Plastikplane abgedeckt. Mit der Plane war er immer noch abgedeckt, aber nach dreißig Jahren war die reichlich abgenutzt.
    Ich hatte keine Ahnung von der Materie und sah mir das uralte System eine Zeit lang an, um zu verstehen, wie es funktionierte. Ich schüttelte ein paar Schläuche und begutachtete die Anschlüsse. Irgendwann schlug ich kräftig mit einer Rohrzange gegen die Pumpe und tat mir dabei die Hand weh. Mir war klar, das war alles nur Verzögerungstaktik. Ich drückte mich um das wirkliche Problem. Die Ursache war wahrscheinlich das Rohr, das vom Tank zum Haus führte. Soweit ich wusste, war es nie gereinigt worden, was hieß, dass es wahrscheinlich voll Schleim und Schlamm und Gott weiß, was noch steckte. Eine verstopfte Arterie, die dem Haus einen Herzinfarkt bescherte.
    Irgendwann müsste ich mir eine Leiter schnappen, in den Tank hinuntersteigen und ihn sauber machen. Ich sah in den dunklen Schacht hinunter. Es waren noch zweieinhalb Meter bis zur Wasseroberfläche; und ich hatte keine Ahnung, wie tief das Rohr lag. Ich hätte mit einer Spirale rangehen können, aber es war auf jeden Fall ein Job für zwei Leute. Und ich wollte keiner von den beiden sein.
    Ich bemühte mich, meine ganze angelernte Arbeitsmoral aufzubringen. Pop meinte immer, man solle nie jemanden für eine Arbeit anheuern, die man auch selbst machen kann. Sein Haus, seine Regeln. Aber ich entschied, dass die Arbeit noch warten konnte und ich mich stattdessen voll auf ein Nickerchen konzentrieren sollte. Es gab jede Menge zu tun. Nichts hatte Vorrang. Aber alles musste irgendwann erledigt werden.
    Ich hatte jede Menge Zeit.

Zehn
    Eine Woche verging, bevor ich einen Anruf wegen Yolanda erhielt. Ich hatte

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