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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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staubbedeckter Geschichte gefüllt. Sogar das Badezimmer, wo ich ein leuchtend blaues Aftershave in einem Kristallflakon in Form eines Dackels fand. Ich verspritzte die swimmingpoolblaue Flüssigkeit und dachte dabei darüber nach, wie man wohl an einen Waldi voll Rasierwasser kam. Es musste ein Geschenk gewesen sein. Aber von wem? Ich verstand nun, warum Pop es schwerfiel, etwas wegzuwerfen. Alles, was er besaß, hatte eine Geschichte.
    Als ich Pops Schrank aufräumen wollte, entdeckte ich seine Pornos. Er hatte nur zwei Hefte. Ich war froh, dass es nichts Bizarres
oder Unappetitliches war, nur ein paar Tittenhefte. Sie waren zwanzig Jahre alt und wahrscheinlich längst vergessen. Ich tat sie zurück und achtete darauf, sie genauso hinzulegen, wie ich sie vorgefunden hatte. Ich verzichtete bewusst darauf, reinzuschauen. Diese Titten gehörten Pop, und ich wollte sie nicht mit ihm teilen.
    Bobby sah ich in der Woche nur einmal, aber wir telefonierten ein paar Mal. Ich hatte vergessen, dass wir Buck Buck und Snout helfen sollten, Heu zu pressen, aber meine Tanzkarte war sowieso nicht gerade voll, also arbeitete ich eine Nacht mit.
    Es gefiel mir, wieder auf dem Feld zu arbeiten. Es war lange her gewesen. Harte Arbeit, zusammen lachen, sich dreckig machen und schwitzen. Es erinnerte mich daran, dass die Welt sich weiterdrehte, während ich auf meinen sterbenden Vater fixiert war. Auch daran, dass das wahre Leben immer noch da draußen warten würde, wenn meine ganz persönliche Seifenblase schließlich platzte.
    Nach dem Anruf von Alejandro fing ich wie wild zu putzen an. Yolanda würde die Nacht hier verbringen. Wenigstens ein Schlafzimmer sollte vorzeigbar sein. Ob sie normalerweise in einer schlimmeren Umgebung wohnte, war egal. Sie würde mein Gast sein, und sie sollte sich wohlfühlen. Ich wusch ein paar Laken mit der Hand und hängte sie hinterm Haus zum Trocknen auf. Ein Vorteil der Wüste: Es dauerte nur zehn Minuten.
    Da Bobby wesentlich an meinem Abenteuer in Mexicali beteiligt gewesen war, rief ich ihn an, um ihm die Neuigkeiten über Yolanda zu berichten.
    »Tomás hat es tatsächlich gemacht, super«, war Bobbys Reaktion.
    »Ja, ich glaube, er hatte das Gefühl, mir was schuldig zu sein. Von früher.«
    »Das ist fantastisch. Du hast also die Nutte gefunden, die dein Vater wollte.«
    »Den Satz möchte ich nie wieder hören«, lachte ich. »Danke noch mal, Bobby, für deine Hilfe. Nächste Woche gebe ich dir ein paar Bier aus.«
    »Jederzeit, Mann. Ich mag Bier.«
    Es war zu spät, um Pop noch wegen der guten Neuigkeiten anzurufen. Deshalb ging ich Pop am nächsten Tag, Mittwoch, früher besuchen als sonst. Er war gerade beim Frühstück.
    »Willst du meine Haferflocken?«, fragte er zur Begrüßung. Er schien nicht überrascht, mich so früh zu sehen, aber ich weiß nicht, wie sein Zeitgefühl war, da er keine Verwendung dafür hatte.
    »Ich habe schon gefrühstückt, und Haferflocken kann ich nicht ausstehen«, antwortete ich.
    »Ich auch nicht«, sagte Pop, schob das Tablett weg, nahm sich ein trockenes Stück Toast und nagte daran herum. »Denen ist ganz egal, was ich will. Die denken, alten Leuten geht’s beim Essen nur um die Konsistenz, nicht um den Geschmack. Die würden mir auch einen Haufen weiche Scheiße servieren und erwarten, dass ich die esse. Ich weiß nicht, was schlimmer ist: Was zu essen, das ich nicht mag, oder wenn die Köche was versauen, das ich mag.«
    »Soll ich dir was anderes holen?«
    »Wenn ich doch noch ein paar von den Tamales hätte, die Marta Quihuis vorbeigebracht hat«, sagte er mit einem angewiderten Blick auf den Toast.
    »Ich kann dir ein paar Tamales besorgen … und eine Special Q einschmuggeln.«
    »Wenn meine Ärztin sehen würde, wie ich eine Special Quesadilla verdrücke, würde die einen Herzinfarkt kriegen«, lachte Pop. Die »Special Quesadilla« ist eine Spezialität aus dem Imperial Valley. Woanders habe ich sie noch nie gesehen. Eine normale Quesadilla ist eine mit geschmolzenem Käse gefüllte Tortilla. Für die »Special Quesadilla« wird Tortilla-Teig mit Käse gefüllt, dann werden die Ränder zusammengedrückt und das ganze Gerät wird frittiert. Der geschmolzene Käse und die teigige Masse im Innern kontrastieren aufs Leckerste mit der knusprigen Hülle. Eine Arterien verstopfende Köstlichkeit! Dagegen ist ein Donut-Burger die reinste Schonkost. Auch ohne scharfe Sauce bekam ich bei so vielen gesättigten Fettsäuren Schweißausbrüche, und mein

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