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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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blieb stehen und das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. »¿Su casa? No, Señor Veeder vive allí.«
    » Sí . Ich bin Señor Veeder. Yo Señor Veeder. Ich meine, Señor Veeder es mi padre. Yo soy sein Sohn, sein muchacho «, sagte ich und verstümmelte nicht nur die Sprache, auch die Aussprache war katastrophal.
    »¿Su hijo? ¿Jaime?«
    »Ja. Sí . Sein hijo . Ich bin sein Sohn, Jimmy.«
    »Jimmy.« Diesmal sagte sie meinen Namen mit einem Hauch von Wärme, als würde er ihr etwas bedeuten. Als würde sie sich an eine gemeinsame Geschichte aus der Vergangenheit erinnern. Sie kam ganz nah an mich heran, ihre Nase nur wenige Zentimeter von meiner entfernt. Ich spürte ihren Atem auf meinen Lippen. Dann küsste sie mich auf die Wange und ging über die Straße zum Haus. Ich sah ihr nach, erwachte dann aus meiner Trance und rannte drei Schritte, um sie einzuholen.

Elf
    Ich wurde von Kaffeegeruch geweckt.
    Ich weiß nicht, was ich erwartete, als ich in die Küche wankte. Aber ich erwartete sicher nicht, dass Yolanda mit Pops Schürze über einem geblümten Kleid am Herd stehen und kochen würde. Ich hatte Pop nur einmal in dieser Schürze gesehen, und zwar an dem Geburtstag, zu dem ich sie ihm scherzeshalber geschenkt hatte. Vorne drauf stand »Küss mich, ich bin ein verzaubertes Sahneschnittchen«. Yolanda stand sie besser.
    Sie drehte sich zu mir um, lächelte kurz und widmete sich dann wieder der Pfanne mit den Eiern. »Buenos días. Hice café. No habia comida, pero las gallinas tuvieron huevos« , sagte sie beiläufig und viel zu schnell. Ich verstand den Sinn: Guten Morgen, Kaffee, die gallinas irgendwas Eier. Was zum Teufel war ein gallina ?
    »Morgen. Buenos días «, antwortete ich. »¿Qué es un gallina? Un pollo?«
    »Sí« , kicherte sie, als sie merkte, dass sie mir ein neues Wort beigebracht hatte. »Una gallina es un pollo.«
    »Gracias« , sagte ich und schenkte mir eine Tasse Kaffe aus der vollen Kanne ein. »¿Café?«
    »No.« Sie lächelte. Sie hatte den Kaffee nur für mich gekocht. Und sie machte ein warmes Frühstück. Das musste ich Pop lassen, er hatte einen hervorragenden Geschmack.
    »Kann ich dir helfen«, fragte ich und brauchte dann einen Moment, um es zu übersetzen: »¿Puedo ayudar usted?« Mich schauderte bei dem Gedanken, wie grauenhaft sich das anhören musste, und konnte nur hoffen, dass sie ein bisschen verstand. Ich machte mit den Händen Rührbewegungen und deutete auf mich selbst.
    »No, gracias.« Sie ging um mich herum direkt zur Besteckschublade. Sie holte zwei Gabeln heraus und öffnete dann den Schrank darüber, aus dem sie zwei Teller holte. Sie zwängte sich wieder an mir vorbei und brachte die beiden Teller zum Herd. Dann schnippte sie mit den Fingern, als wenn ihr etwas eingefallen wäre, und griff nach Salz- und Pfefferstreuer, die hinter der Zuckerdose verborgen waren.
    Sie wusste, wo alles war. Sie kannte sich wirklich in der Küche aus. Nicht in irgendeiner Küche, sondern in dieser Küche. Ich wusste nicht einmal, wo sich Salz- und Pfefferstreuer versteckt hielten. Als der Toast im Toaster hochsprang, erschrak ich ein bisschen. Ich hatte sie so intensiv angestarrt, dass ich mich vollkommen in ihrer Erscheinung verloren hatte.
    Sie tat die Eier auf zwei Teller und nahm den Toast aus dem Toaster, wobei sie an jeder Scheibe roch, bevor sie sie auf die Teller legte. Mit beiden Tellern in der Hand ging sie an mir vorbei zum Esszimmer und drehte sich in der Tür zu mir um. »Desayuno« , sagte sie und dann wie eingeübt: »Frühstück.«
    Am Vorabend hatte ich mir Sorgen gemacht, dass die Sprachbarriere ein Problem sein könnte. Mein Spanisch war natürlich furchtbar, und Yolanda schien unsere Sprache fast gar nicht zu können. Ich fürchtete, sie würde die Situation missverstehen und sich an mich ranmachen, bevor ich ihr erklären konnte, dass ich nicht der Kunde war. Aber es war viel einfacher, als ich gedacht hatte, so als wenn sie sich schon vorstellen könnte, warum sie da war.
    »Tú no es por mio. Tú va a Señor Veeder mañana« , hatte ich erklärt. Meinem Spanischlehrer in der Highschool, Mr. Huerta, wären die Tränen gekommen oder er hätte mir vor Ärger eins mit dem Tafelschwamm übergezogen.
    »Ich gehe zu Jack. Mañana. Sí. ¿Donde está Jack? «
    »Jack, Señor Veeder es enfermo . Er hat Krebs. Krebs? ¿Entiende ?«
    »Krebs. Sí, entiendo. « Sie hatte ihren Blick gesenkt, und zum ersten Mal war das Lächeln aus ihrem Gesicht verschwunden.
    »

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