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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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andauernd zusammen ins Kino gegangen und hatten Spaß, und ich dachte, vielleicht, weißt du, könnten wir uns zusammen einen Film ansehen und anschließend drüber reden und was trinken. Nur Kino, kein Essen. Essengehen ist wohl doch zu viel verlangt, nur Kino«, sagte ich und merkte, wie lächerlich ich mich anhörte. Aber warum auch immer, die Wörter sprudelten einfach unaufhaltsam aus mir heraus.
    »Vielleicht«, sagte sie nach ein paar Sekunden.
    »Was? Ehrlich?«, sagte Mister Cool. »Ehrlich?«
    »Vielleicht.«
    »Danke. Ich kenne hier unten nicht viele Leute. Ich meine Leute, die ich richtig kenne. Und so sehr ich Bobby auch mag, mit ihm ende ich immer nur total besoffen oder noch schlimmer.«
    »Er ist ein guter Freund von dir.«
    »Mein bester, ohne Frage. Ach Mensch, Angie, ich möchte nur ein bisschen mit dir zusammen sein. Wir sind nicht mehr dieselben. Ich möchte sehen, wie wir uns verändert haben.«
    »Nur als Freunde.«
    »Nur als Freunde«, log ich.
    Dabei beließen wir es. Wir machten keine konkreten Pläne, aber hielten uns die Möglichkeit offen, uns auch außerhalb des Gebäudes zu sehen, in dem mein Vater auf den Tod wartete.
    Ich fuhr nach El Centro, wo ich nur so in den Straßen herumgurkte und beim Anblick verschiedener Gebäude, die verschüttete Erinnerungen zurückbrachten, nostalgische Gefühle bekam. Da Sprit schließlich Geld kostet, parkte ich in der Innenstadt und lief an größtenteils leer stehenden Ladenlokalen vorbei. Ich versuchte, mich zu erinnern, welches Geschäft in meiner Kindheit wo war.
    Der Juwelier war nicht mehr da. Sports Mart, Valley Music, Central Buffet, Fashion Boat und Desert Office Supplies waren auch verschwunden. Es hatte mal einen Zeitungskiosk gegeben, wo ich als Kind jeden Sonntag meine Comics gekauft hatte. Der Name war mir entfallen. In dem Ladenlokal war jetzt eine Geschäftsstelle der United Farm Workers untergebracht.
    Ich war froh, dass es Book Nook noch gab, das einzige Antiquariat im Imperial Valley und sogar mit Klimaanlage. Ich wühlte in den Stapeln und suchte mir ein paar Krimis und ein Buch von Hubert Selby aus, von dem ich noch nie gehört hatte. Ich konnte mich noch an ein Gespräch mit Pop erinnern, bei dem er erwähnt hatte, dass er nie Eine glatte Million von Nathanael West gelesen hatte. Er hatte den Fehler begangen, The Dream Life of Balso Snell zu lesen, und da er an seinem Prinzip festhielt, nie alles von einem Autor zu lesen, kannte er dieses Buch noch nicht. Ich griff mir ein Exemplar.
    Sich in El Centro ein paar Stunden die Zeit zu vertreiben, ist gar nicht einfach. Es ist nichts los. Vor allem, wenn es heiß ist. Nur gut, dass ich dem Alkohol nicht abgeneigt bin. Also ging ich ins Owl Café und mischte mich für ein paar Bier unter die Mittagsgäste. Das Owl Café hatte eine ziemlich ungewöhnliche Aufteilung. Es war ein langer, schmaler Raum mit jeweils einer langen Theke an den sich gegenüberliegenden Längswänden. Auf der einen Seite war die Restauranttheke, auf der anderen Seite die Bar. Wenn das Café voll war, konnte man sich kaum zwischen den
Rücken der Gäste hindurchquetschen. Viele Stammgäste schleppten sich von einem Barhocker zum anderen, je nachdem ob es Zeit zum Essen war oder Zeit zum Trinken.
    Die Mittagsgäste sahen so aus, als wären sie auch schon die Frühstücksgäste gewesen. Es waren nur ein paar Leute an jeder Theke. Zwei Mexikaner schlangen an der Restauranttheke Hamburger hinunter, während auf der anderen Seite ein paar Säufer, die ich vom Sehen, aber nicht dem Namen nach kannte, die Etiketten ihrer Coors-Light-Flaschen anstierten. Ich tat es also den Eingeborenen gleich, bestellte auch ein Coors Light und setzte mich zwei Hocker vom nächsten Säufer entfernt hin.
    Als ich mein Bier halb geleert hatte, bemerkte ich, dass der Säufer neben mir mich anstarrte. Sein wettergegerbtes Gesicht sah aus wie ein abgewetzter Baseballhandschuh mit Augen. Auf einen Meter fünfzig Abstand konnte ich seinen sauren Alkoholatem riechen. Der Deckenventilator war zu schwach, um den Geruch, der mir entgegenströmte, zu vertreiben.
    »Bist du nicht Big Jacks Sohn?«, lallte er so, als wäre es ein einziges Wort.
    Ich nickte. »Ja, stimmt.«
    »Du siehst ihm ähnlich. Ich kenn deinen Pa, Veeder.«
    »Ich werde ihm Grüße von Ihnen bestellen.«
    »Tu das, tu das. Aber – und das ist wichtig – bestell ihm auch, Squatty hat’s noch nicht gefunden.«
    »Okay, Squatty.« Dann fragte ich aus Neugier: »Was nicht

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