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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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Ich hatte Angie angerufen, um sie vorzuwarnen, dass wir auf dem Weg waren. Sie hatte mir versichert, dass Pop und Yolanda nicht gestört würden.
    Angie saß am Empfang, als Yolanda und ich durch die Doppelglastür kamen. Yolanda trug wieder ihr Sommerkleid und ihre kleine Reisetasche hing von ihrer Schulter. Angie zog merklich die Augenbrauen hoch, als sie Yolanda sah. Dann grinste Angie mich an, verbeugte sich mit einer übertrieben schwungvollen Handbewegung und sagte gekünstelt: »Tretet ein.« Eigentlich wollte ich Yolanda und Angie einander vorstellen, aber das schien nicht nur unnötig, sondern auch unangebracht. Ich beließ es bei einem Nicken und ging den Flur entlang. Angie lief hinter mir her und steckte mir wortlos eine blaue Pille zu.
    An Pops Tür gab ich Yolanda ein Zeichen zu warten. Sie nickte und hängte sich ihre Tasche auf die andere Schulter. Ich klopfte leise an und trat wie immer ein, ohne eine Aufforderung abzuwarten.
    Da war ein anderer Mann im Zimmer. Ein Mann im Anzug. Der saß neben Pops Bett. Pops Tablett war mit Papieren überhäuft und weitere stapelten sich im Schoß des Mannes. Als Pop mich sah, sagte er leise zu dem Mann: »Wir machen das später fertig. Morgen vielleicht.«
    Als der Mann sich umdrehte, sah ich, dass es Clem »Red« Fidler war, Pops Anwalt und einer seiner besten Freunde.
    »James, wie geht’s dir?« Red stand auf und reichte mir die Hand. »Dein Vater und ich kümmern uns ein andermal um diese Angelegenheit.« Red mochte irgendwann einmal rote Haare gehabt
haben, aber seit ich ihn kannte, war er immer vollkommen kahl gewesen und seine Glatze mit dunklen Flecken gesprenkelt. Ich hatte Red schon immer gemocht. Er war eine ehrliche Haut, unter Rechtsanwälten eine Rarität.
    Ich erwiderte seinen festen Händedruck. »Danke, Red, mir geht’s gut. Wie geht’s Bertha?« Bertha war seine älteste Enkelin. Wir waren zusammen auf der Highschool gewesen. Ich war nicht allzu neugierig, wollte aber aus Höflichkeit ein wenig Smalltalk halten.
    »Mit einem Prediger verheiratet. Hat vier Kinder, kannst du dir das vorstellen?«, sagte er stolz. Pop schob die Papiere vor sich zu einem ordentlichen Stapel zusammen und reichte sie Red. Red steckte sie in seine Aktentasche und ging zur Tür.
    »Jack, ich komme in den nächsten Tagen wegen der noch fehlenden Unterschriften vorbei«, sagte Red. »Schön, dass du wieder da bist, James.« Als er hinausging, stieß er fast mit Yolanda zusammen. Er starrte sie lange an. Er drehte sich nach mir und Pop um, sah noch einmal Yolanda an und ging dann. Die Tür fiel zu. Yolanda war immer noch draußen.
    »Ich dachte, du hättest den ganzen Papierkram schon vor Monaten erledigt. Oder hast du’s dir anders überlegt und mich enterbt?«
    »Habe ich dir nichts davon gesagt? Ich bin den Hare-Krishna-Jüngern beigetreten. Ich überlasse alles dem Ashram.« Pop lächelte. »Wir mussten alles noch mal peinlich genau durchgehen. War das Yolanda da draußen? Auf die Entfernung sehe ich nicht so gut.«
    »Ja, das war sie. Für wie lange soll ich mich aus dem Staub machen? Zwei Stunden?«
    »Wie viel Uhr ist es jetzt?«, fragte Pop und sah mit zusammengekniffenen Augen auf die Uhr an der Wand.
    »Ungefähr halb eins.«
    »Sagen wir bis drei? Kannst du dich so lange beschäftigen?«
    »Ich bin um drei im Foyer.« Wortlos legte ich die blaue Pille auf den Nachttisch und ging zur Tür.
    Yolanda betrat mit ihrem stetigen Lächeln das Zimmer, als ich
ging. Während ich die Tür schloss, beobachtete ich, wie Yolanda auf Pop in seinem Krankenhausbett zuging. Leben kehrte in seine Augen und sein Lächeln zurück. Ich war Zeuge, wie etwas ganz Besonderes, etwas Wichtiges geschah, und war froh, dass ich Pop diesen Augenblick ermöglichen konnte. Die ganze vergangene Woche hatte ich es nicht geschafft, den »großen Lacher« bei ihm auszulösen, aber Yolandas Anwesenheit war etwas viel Echteres.
    Angie war immer noch am Empfang. Ich schlenderte zu ihr rüber und klopfte auf die Theke. »Sie sind da drin«, sagte ich.
    »Ich kann nicht glauben, dass ich mich habe beschwatzen lassen, dir dabei zu helfen«, sagte sie, eher um Konversation zu treiben, als um zu jammern.
    »Du hilfst nicht mir, du hilfst Pop. Aber wir danken dir beide, Angie«, sagte ich und meinte es auch so.
    Sie winkte ab und tat so, als würde sie arbeiten.
    »Gehst du mit mir ins Kino?«, fragte ich.
    Sie sah auf.
    »Ich weiß, du kannst jetzt nicht weg, du arbeitest, aber früher sind wir

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