Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko
Nachttisch
lag, als ich das Exemplar von Eine glatte Million dort hinlegte. Schön für Pop. Ich versuchte, so leise wie möglich das Zimmer zu verlassen.
An der Tür hörte ich, wie Pop leise sagte: »Danke, Jimmy.«
Ich lächelte und sagte: »Bis morgen dann. Zurück zum schnöden Alltag.«
»Hört sich gut an«, sagte Pop, sah zur Decke und schloss die Augen.
Ich musste noch ein paar Besorgungen machen, deshalb kamen wir erst um fünf wieder nach Hause. Als wir ankamen, saß Bobby in der Auffahrt auf der Motorhaube seines Ranchero. Yolanda sah mich mit besorgtem Stirnrunzeln an. Sie packte ihre Tasche fester, aber als sie mich lächeln sah, entspannten sich ihr Gesicht und ihre Hände.
»Mi amigo« , sagte ich.
Ich stieg aus und nahm eine Tüte mit Lebensmitteln von der Ladefläche meines Pick-ups. Ich hob zwei Hungry-Man-Fertiggerichte auf, die auf der Ladefläche nach hinten gerutscht waren, und sah Bobby an. »Was ist los?«, fragte ich zur Begrüßung.
»Du musst mir einen Gefallen tun«, sagte Bobby.
»Ich bin beschäftigt«, sagte ich mit einem Seitenblick auf Yolanda.
»Wieso? Dein Auftrag ist doch erledigt, oder?«
Er hatte recht. Ich war nicht wirklich beschäftigt. Ich hatte eigentlich keine Ahnung, was ich bis abends tun sollte, wenn ich Yolanda wieder zurück auf die andere Straßenseite bringen musste. »Worum geht’s denn?«, fragte ich.
»Es dauert nur eine Stunde, höchstens zwei. Ich habe Wasser für meine sechzehn Hektar an der Holt Road bestellt. Das Feld bei dem großen Baum. Ich habe jemanden angeheuert, um die Präriehundbaue auszuheben. Aber der hat’s nicht gemacht. Wenn ich das ganze Tunnelsystem bewässere, geht alles drunter und drüber und die ganze Sache ist für’n Arsch. Aber ich hab das Wasser schon bestellt. Ich sitze in der Klemme. Snout und Buck Buck kann ich
nicht finden. Wahrscheinlich suchen die wieder Bigfoot. Wenn ich versuche, es allein zu machen, mache ich mir den Rücken kaputt. Wenn ich es nicht tue, habe ich das Geld zum Fenster rausgeworfen. Es ist viel Arbeit, aber zu zweit geht’s. Ich habe hektoliterweise Bier und eine Pulle mexikanisches Feuerwasser.«
»Bobby, ich würde dir ja helfen«, sagte ich, »aber soll ich Yolanda einfach hier lassen?«
»Die kann auch mitkommen. Ich habe drei Schaufeln.« Er grinste und machte dann sein ernstes Gesicht. »Hör zu, Mann. Es ist Scheiße, ich weiß. Aber ich sitze in der Patsche. Wie alle Farmer hier unten stehe ich immer kurz vor dem Bankrott. Ich schufte mich kaputt und mache am Ende vielleicht trotzdem Verlust. Es lohnt sich vielleicht gar nicht, aber ich könnte deine Hilfe wirklich gebrauchen. Wenigstens, um zu versuchen, meine Unkosten wieder reinzukriegen. Du weißt nicht, wie beschissen es ist, sich für nichts und wieder nichts den Arsch aufzureißen. So leben wir Farmer hier.«
Ich sah Yolanda an, die immer noch mit ihrer Reisetasche auf dem Schoß auf dem Beifahrersitz saß und mich anlächelte. Vielleicht war ich kein guter Gastgeber, aber eigentlich konnte sie froh sein, dass ich ihr traute.
Bobby und ich brauchten vier Stunden, um alle Präriehundbaue auszuheben. Die Scheißviecher hatten ein Tunnelsystem, dagegen wirkten die chinesischen Tunnel von Mexicali wie eine Ameisenfarm. Ich wurde zum erklärten Feind der gesamten Nagerschaft.
Bobby fragte mich unablässig über Yolanda und Pop aus. Schon ein Fünftel – und wenn ich sage, ein Fünftel, dann meine ich ein Fünftel – der Menge Tequila, die Bobby trank, reichte aus, um meine Zunge zu lösen. Nur gut, dass ich nicht wirklich viel wusste.
Ich machte allerdings den Fehler zu erwähnen, dass Angie im Genesungsheim Harris arbeitete.
»Willst du dich an sie ranmachen?«
»Ich bin ja schon mit blauen Flecken übersät, auf noch mehr Prügel kann ich gut verzichten. War aber schön, sie zu sehen. Hat viele Erinnerungen geweckt.«
»Ich habe gedacht, ihr beide würdet für immer zusammenbleiben. Du hast mir nie erzählt, wie du das versaut hast.«
»Das habe ich auch noch nie jemandem erzählt. Ist jetzt auch egal, nehme ich an. In der Highschool dachten wir, es würde nie auseinandergehen. Wir haben immerhin das letzte Schuljahr überstanden, sogar als ihre Periode ausblieb und wir vier schreckliche Wochen lang gedacht haben, sie wäre schwanger. Ich hatte so einen Scheißbammel. Wir haben’s danach drei Monate lang nicht getrieben. Und das als sexhungrige Jugendliche. Ich hatte zu viel Angst, um zu ficken.
Als wir mit der
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