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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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gefunden?«
    »Das verdammte Fort«, schrie er mit schriller Stimme. Er war nicht aggressiv, nur unkontrollierbar erregt. Niemand reagierte, außer dem Barmann, der mit dem Kopf schüttelte, als wollte er sagen: »Jetzt haben Sie was angerichtet.«
    Ich wäre ja nicht weiter drauf eingegangen, aber ich hatte nichts Besseres zu tun. »Welches Fort?«
    Für Squatty nicht sichtbar beging der Barmann symbolisch Selbstmord, indem er sich einen Finger wie eine Pistole an den Kopf hielt und abdrückte.
    »Da draußen in den Sanddünen. Noch hinter Buttercup. Wo es kein Leben gibt. Da wurde Drei Fremdenlegionäre gedreht. Du bist zu jung.«
    » Drei Fremdenlegionäre mit Gary Cooper. Den habe ich gesehen.«
    Squatty lachte, aber es hörte sich eher an, als würde er abkratzen. Es war kaum zu ertragen, laut und bösartig.
    Ich holte eine Zigarette heraus und zeigte sie dem Barmann mit fragendem Blick. Der nickte und zuckte mit den Achseln. Ich zündete mir die Zigarette an und hörte zu.
    »Früher konnte man das Fort von der I-8 aus sehen. Für den Film wurde nämlich ein Fort in Originalgröße gebaut. Konnte man von der Straße aus sehen. Bis in die Sechzigerjahre. Man konnte es auf dem Weg nach Yuma sehen. Dann haben es die Dünen, der Sand verschluckt, unter sich begraben. Aber es ist immer noch da. Das Fort ist immer noch da. Und ich werde es finden.«
    »Wenn man es von der Straße aus sehen konnte, müssten Sie doch wissen, wo es ist.«
    »Das ist schon eine Weile her. Bevor du geboren wurdest. Kannst du dich noch an irgendwas erinnern, das so lang her ist?«
    »Kann ich mich noch erinnern, was vor meiner Geburt passiert ist?«
    Squatty dachte ein paar Sekunden darüber nach. »Eben. Kannst du dich noch erinnern, wie du fünf Jahre alt warst? Kannst du dich noch richtig daran erinnern? Ich erinnere mich, aber nicht so richtig. Nur ungefähr. Die Dünen, die können einen verwirren.
    Sie verändern sich und drehen sich. Sie sind lebendig. Man kann keine Karte von der Gegend zeichnen, weil man sich damit nur noch mehr verheddert.«
    »Es ist vielleicht eine dumme Frage, aber warum suchen Sie danach? Es ist doch nur eine alte Filmkulisse. Nur ein bisschen Holz und Nägel und Gips, unter Sand begraben. Wahrscheinlich eingestürzt. Suchen Sie nur eine Beschäftigung?«
    »Das verstehst du nicht. Es geht um Drei Legionäre . Es geht um Gary Cooper. Ein Klassiker. Unheimlich wichtig. Wichtiger als du.
Wichtiger als ich. Das ist Geschichte. Wir sind nur Menschen. Wir sterben und dann ist es vorbei, aber Geschichte bleibt. Geschichte währt ewig oder zumindest sehr lange. Keiner weiß, dass es da ist, keiner, außer den Oldies. Keiner außer den Todgeweihten, den Toten. Wenn ich es nicht finde, dann findet’s niemand. Wenn ich nicht danach suche, ist es verloren. Für immer. Wenn niemand es findet, ist es verloren. Ich habe noch nie irgendwas Bedeutendes getan, aber wenn ich dieses verdammte Fort finde, dann habe ich’s geschafft. Wir sind nicht, was wir sind. Wir sind, was wir tun.«
    Squatty kippte sein Bier hinunter, schüttelte die Flasche und betrachtete den Rest Flüssigkeit am Flaschenboden. Fuhr er wirklich in die Wüste hinaus? Oder redete er nur darüber? War auch egal. Er war, was er tat.
    Ich drückte meine Zigarette aus, trank mein Bier aus und warf einen Zehner auf die Theke, wobei ich auf Squatty deutete. Der Barmann stellte noch ein Coors Light vor den einmaligen Squatty, den Finder des Forts und Hüter der Geschichte.
    »Ich werde Pop sagen, dass Sie noch auf der Suche sind.« Als ich die Tür öffnete, wurde ich von der grellweißen Mittagssonne geblendet.
     
    Es war noch nicht ganz drei, aber ich hatte das gesamte Unterhaltungsangebot von El Centro ausgeschöpft, deshalb fuhr ich zurück zum Genesungsheim. Am Empfang saß keine Angie, die ich nerven konnte, deswegen pflanzte ich mich auf die Couch in dem kleinen Wartezimmer.
    Etwa eine halbe Stunde und zwei Ausgaben von Woman’s Day später kam Yolanda herein und lächelte strahlend. »Siéntese« , sagte ich und deutete auf die Stühle. Dann zeigte ich auf mich selbst und Richtung Flur. » Yo quiero dice adiós a Jack, mein padre . ¿Sí? « Yolanda nickte und setzte sich mit ihrer Reisetasche im Schoß hin wie ein Schulmädchen, das mit seiner Lunchbox auf den Bus wartet.
    Pop schlief, als ich die Tür öffnete. Zuerst wollte ich ihn wecken, aber er sah so friedlich aus. Das wollte ich eigentlich nur sehen. Mir fiel auf, dass die Pille noch auf dem

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