Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko
führte eine ganze Reihe hervorragender und überraschend logischer Gründe auf, sie da unten im Wasser zu lassen, aber ich konnte es einfach nicht.
»Ich kann nicht einfach im Gras sitzen und warten, während sie da unten im Wasser treibt«, sagte ich mit leicht zitternder Stimme.
Bobby nickte. »Okay, ich hab’s versucht. Ich habe nicht oft Gelegenheit, die Stimme der Vernunft zu spielen, aber ich dachte, ich probier’s mal. Ich gehe als Erster runter, wenn du’s nicht kannst.«
»Das mache besser ich.« Ich war nicht sicher, warum das so wichtig war, aber so war’s.
Ich leerte meine Taschen, zog Stiefel und Strümpfe aus und stieg auf die Leiter. Die versank sofort um noch etwa einen halben Meter. Ich hielt mich gut fest, bis ich mir sicher war, dass sie stabil stand.
»Hey«, sagte Bobby, damit ich zuhörte. »Du musst ins Wasser steigen. So bis zur Hüfte. Direkt neben sie. Tief genug, um sie packen zu können. Durch das Wasser wird sie zwar schwerer, aber sie sieht nicht aus, als würde sie viel wiegen. Dann klettere ich runter, du hebst sie an und wir ziehen sie zusammen hoch. Guter Plan?«
Ich nickte und folgte Bobbys Blick auf Yolanda. Ich war erleichtert, dass sie mich nicht mehr ansah und ihr Gesicht zur Seite gefallen war. Ihr schwarzes Haar verdeckte ihre Augen.
Ich muss sie eine Weile angestarrt haben, denn Bobby fragte: »Alles klar mit dir?« Er fing an, sich umzudrehen, um auf die Leiter zu steigen, und zögerte dann, ein Bein noch oben wie ein pinkelnder Hund. »Ich kann auch nach unten gehen.«
»Schon okay«, sagte ich, nachdem ich kräftig meinen Kopf geschüttelt hatte, um richtig klar zu werden. Ich atmete einmal tief durch. Ich behielt Yolanda im Blick. Bei jedem zaghaften Schritt nach unten stachen mir Holzsplitter in die nackten Füße. Feuchter Modergeruch stieg mir in die Stirnhöhlen.
Als ich mit einem nackten Fuß das Wasser berührte, schreckte ich instinktiv zurück. In dieser Hitze hätte ich eine Abkühlung erwartet. Aber das Wasser war warm und dickflüssig, regelrecht schleimig. Ich hatte mich zwar geistig darauf vorbereitet, Yolandas Leiche zu berühren, aber diese dicke Suppe fühlte sich an, als würde ich in ein Fass Spucke steigen.
»Nicht drüber nachdenken. Tu’s einfach«, rief Bobby von oben.
Mit zusammengebissenen Zähnen und geschlossenen Augen stieg ich zwei Sprossen tief ins Wasser. Ich hatte das Gefühl, von seinem Gewicht eingeschlossen zu werden. Ich musste Yolandas Körper mit einer Hand wegschieben, um unter sie zu kommen und Hebelkraft zu gewinnen. Sie ließ sich mühelos übers Wasser bewegen, ihr Körper scheinbar schwerelos.
Plötzlich wurde es im Tank viel dunkler. Kurz dachte ich, Bobby hätte mir einen Streich gespielt und die Plane wieder darübergezogen. Aber als ich hochschaute, erkannte ich, dass es nur Bobby war, der mit seinem Körper die Öffnung verdunkelte. Er stand auf den obersten Sprossen der Leiter, sah hinunter und wartete auf mich.
»Ich gehe noch eine Sprosse weiter runter, versuche, meine Arme um ihre Taille zu legen und sie aufrecht anzuheben, damit du unter ihre Arme greifen kannst. Dann bringen wir sie Sprosse für Sprosse hoch, du packst sie unter den Armen, ich nehme sie bei den Füßen«, sagte ich und versuchte, mir meinen Plan bildlich vorzustellen und mir einzureden, dass es klappen würde.
Ich ging noch eine Sprosse hinunter, fast hüfttief. Eine Hand immer noch auf der Leiter, streckte ich die andere aus, griff Yolandas Kleid und zog sie an mich heran. Ich legte die Hand um ihre Taille und war froh, dass ich nur ihr glitschiges Kleid berühren musste und nicht ihre Haut. Ich drückte ihren schlaffen Körper an mich, so gut es ging, und sah hoch zu Bobby.
»Bist du bereit?«, fragte ich und war nicht sicher, ob ich bereit war.
»Ja, klar.« Er verkeilte seinen Fuß in der Leiter und reichte beide Hände herunter.
Ich schubste Yolandas Körper nach oben. Mein Fuß rutschte von der Leitersprosse, und bevor ich es wusste, war ich unter Wasser. In meiner ersten Verwirrung hielt ich mich dummerweise an Yolanda fest und zog sie mit mir herunter, über und dann auf mich. Durch den Schwung und unser beider Gewicht wurde ich in den weichen, schlammigen Grund gedrückt. Meine Zehen sanken in
die überraschend kalte, puddingartige Masse ein. In einem hellen Moment ließ ich Yolanda los und stieß mich vom Boden ab, aber ich sank nur immer tiefer in den halbfesten Glibber ein.
Da war ich kurz davor, in Panik
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