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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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kennen. Die meisten waren weiß, also wahrscheinlich nicht aus Calex. Vielleicht aus El Centro. Die haben sich bestimmt gedacht, bei einer Trauerfeier überprüft sowieso niemand das Alter. Also sicher nicht auf den Kopf gefallen. Irgendwelche Feldarbeiter kamen und gingen. Kerle mit Cowboyhüten aus Stroh und schlammverkrusteten Stiefeln. Es war keine geschlossene Gesellschaft. Mr. Morales hatte den Laden ganz normal geöffnet.
    Durch die Taubenjagd waren sogar ein paar Auswärtige da, die sich bei Morales reintrauten. So Typen, die Hosen mit acht oder zehn Taschen anhaben. Ein paar Schulfreunde von Jimmy und mir waren da: Kirch, Gweez, Scrote, Gooch, Buck Buck, Snout, Thorn, The Train. Vielleicht fallen mir noch ein paar ein. Ein paar Ältere: Red Fidler, Fritz Rubin, Felipe Zabala. Gib mir etwas Papier, dann schreib ich dir eine Riesenliste.
    Mr. Morales trinkt die ganze Zeit hinter der Theke, aber ich habe ihn noch nie besoffen gesehen. Nicht ein einziges Mal. Er kennt jeden und vergisst nichts. Wenn du ihn bezirzt, ihm vielleicht eine Titte zeigst, fällt ihm sicher ganz viel ein. Mit meiner Liste und seiner müsstest du die Namen von allen Leuten, die wir kennen, zusammenkriegen. Von allen, außer diesen Halbstarken und den Fremden.«

Sechzehn
    Ich ließ das Wasser auf meinen Hinterkopf prasseln und meinen Hals hinunterlaufen. Ich beobachtete, wie der graue Sand des Morgens im Abfluss von Bobbys Dusche verschwand. Es würde eine ganze Zeit dauern, bis ich zu Hause wieder unbefangen Wasser verwenden konnte.
    Ich schrubbte mir die schleimigen, schwarzen Rückstände aus dem Tank von der Haut, bis es brannte, aber ich fühlte mich trotzdem nicht sauber. Als ich die Augen schloss, sah ich Yolanda, wie sie unter der Oberfläche des schwärzlichen Wassers trieb. Nun spukte anstelle von Pops letztem Lachen ihr lebloses Gesicht in meinen unruhigen Gedanken herum. Im schlimmsten Fall würden die beiden schließlich ineinander verschmelzen, um mich endgültig um den Verstand zu bringen. Wenigstens etwas, worauf ich mich freuen konnte. Ich wünschte, ich hätte ihre tote Brust nicht gesehen.
    Was hatte dazu geführt, dass Yolanda dort im Wasser gelandet war? Sie konnte nicht hineingefallen sein. Griselda hatte recht. Der Rand der Steigleitung war zu hoch, um aus Versehen hineinzufallen. Selbstmord? Dafür schien sie nicht der Typ zu sein. Als wenn ich sie gut genug gekannt hätte, um das zu beurteilen.
    Je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich, dass jemand Yolanda da hineingeworfen hatte. Vielleicht nicht umgebracht,
aber in den Tank geworfen. Wahrscheinlich umgebracht, höchstwahrscheinlich hineingeworfen. Wer würde so etwas tun? Und warum?
    Es war auch egal. Ich konnte eh nichts mehr dran ändern.
    Griselda hatte Bobby und mich noch eine weitere Stunde mit Fragen gelöchert. Sie hatte den Schauplatz abgesucht und jeden Zentimeter der Umgebung fotografiert. Sie schien klug, aber auch realistisch zu sein. Das Sheriff’s Department von Imperial County war nicht groß genug für eine Mordkommission, deshalb machte Griselda alles: Sie war Ersthelferin, Spurensicherung und Ermittlerin in einem. Ich hatte ihr alles erzählt, was ich wusste, außer von Yolandas Beziehung zu Pop. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das von Bedeutung war, und fand, dass es sie nichts anging.
    Griselda ließ ihren Pessimismus nur ein- oder zweimal durchscheinen. Sie bekannte, dass die Leiche einer illegalen Einwanderin keinen hohen Stellenwert hatte. Tote Mexikaner waren zu häufig, um auf irgendeiner Prioritätenliste aufzutauchen. Aber Griselda war ein Profi und würde der Beweislage entsprechend ermitteln.
    »Alle Opfer haben die gleiche Behandlung verdient. Tot ist tot, und Verbrechen ist Verbrechen. Falls es einen Verantwortlichen gibt, setze ich alles daran, ihn zu finden«, sagte sie.
    Während Griselda und Bobby an ihrer Liste feilten und versuchten, Namen zusammenzubekommen, kam ein Krankenwagen angefahren. Fahrer und Gerichtsmediziner warteten bei laufendem Motor (und laufender Klimaanlage) im Wagen, bis Griselda zu ihnen kam. Später fand ich heraus, dass Imperial County keinen eigenen Pathologen hat und für diese Zwecke Ärzte aus der Gegend angeheuert oder welche aus San Diego rangekarrt werden. Der Coroner teilt sich sogar mit dem Sheriff ein Büro. Eine richtige Kleinstadtidylle.
    Griselda und der Gerichtsmediziner gingen um Yolandas Leiche herum. Der Krankenwagenfahrer machte den Motor aus und ergriff die

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