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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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einem Mord, dann grenzt das unsere Vermutungen nicht ein, sondern erweitert sie.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ein ganz normaler Rocker hätte einen privaten Streit haben können, Eifersucht, Schulden, Rache oder so etwas in der Art. Aber bei Kellerbach können die Motive uferlos sein. Er war ein umstrittener Mann.«
    Das hatte Wencke bereits mitbekommen. Allein die Paragrafenzauberei, mit der dieser Mann es vor ein paar Wochen ganz offiziell geschafft hatte, ein Bordell mit rund dreißig blutjungen und sicher nicht ganz legal eingereisten Mädchen zu übernehmen, grenzte an ein juristisches Kuriosum. Er hatte tatsächlich belegen können, dass es sich beim
Hot Lady
um ein astrein sauberes Etablissement handelte, welches sich nun im Besitz von
Mighty Mäxx
und ein paar anderen Teufelstauben befand, ohne dass diese einen Cent dafür hatten zahlen müssen. Das stank zum Himmel, wie Presse und Bevölkerung wussten, und war dennoch rein rechtlich unanfechtbar.
    »Wurden die Spuren an den Zigarettenkippen und Wasserflaschen auch schon ausgewertet?«
    »Nein, das dauert meist länger. Blut ist ein wunderbarer Genträger. Bei eingetrockneten Speichelresten wird es schon schwieriger, eine aussagekräftige Kultur zu züchten. Meist sind |54| das Mischspuren, die erst einmal auseinandersortiert werden müssen.«
    »Wie lange müssen wir auf die Ergebnisse warten?«, fragte Wencke. »Immerhin könnten wir ja noch mal so ein Glück haben, und auch der Gencode des unbekannten Besuchers ist irgendwo gespeichert. Zudem würde es unsere These deutlich unterstreichen, wenn auf diesen Gegenständen nur die DNA von zwei verschiedenen Personen gefunden wird und nicht die einer versammelten Rockermannschaft.«
    Die Kosian schaute auf die Uhr. »Bestenfalls heute Nachmittag. Immerhin sind die Marken der Zigaretten identifiziert. Drei Kippen im Aschenbecher sind
KARO
-Stummel, eine alte, filterlose DD R-Marke , die aus Ostalgie-Gründen von einigen inzwischen wieder geraucht wird. Der vierte Glimmstengelrest war mal eine
Marlboro light
, der man den Filter abgeknickt hat.«
    »Und die Aschespuren auf dem Boden?«
    »Dazu gibt es noch keine Angaben.« Die Kosian vertiefte sich in den Bericht der Rechtsmedizin und machte deutlich, dass sie vorerst ungestört sein wollte.
    Wencke dachte nach. Diese Zigaretten waren mehr als nur ein paar Überbleibsel, sie musste nur darauf kommen, was es mit ihnen auf sich hatte. »Boris, gibt es Rocker, die
Marlboro light
rauchen?«
    »Was? Ähm   … eher nicht.« Boris hörte nur mit halbem Ohr mit, er beschäftigte sich ausgiebig mit den Informationen über das Opfer, dessen Identität nun endlich geklärt worden war.
    Also beließ Wencke es bei einem ausgiebigen Selbstgespräch. »Wenn wir davon ausgehen, dass zwei Leute im Bootsschuppen waren, einer von ihnen filterlose Ostzigaretten raucht und die Vorliebe hat, diese im Aschenbecher zu entsorgen, während der andere die spießige Westmarke bevorzugt, dafür aber die Kippen bis auf eine auf dem Boden |55| entsorgt   …« Der Satz lief ins Nichts. Wencke hatte ihn falsch begonnen. Sie musste verstehen, welche Geschichte diese Spuren ihr erzählten. Das war ihr Job. Und auch ihre Leidenschaft. »Dem Aschenbechermann sind die
KARO
-Zigaretten ausgegangen, da hat ihm der andere die
Marlboro
angeboten. Er hat sich damit ausgeholfen, den Filter zu entfernen. Ja, das erklärt die vier Stummel auf dem Tisch.« So langsam wurde das Bild in Wenckes Vorstellung klarer. »Ich wette, Kellerbach hat die
KARO s
geraucht. Und weil er sich zu dem Zeitpunkt eher in seiner Anwaltsrolle gesehen hat, benutzte er ganz ordentlich den Aschenbecher.«
    Boris hatte anscheinend doch ein wenig zugehört. »Ich werde mal recherchieren, mit welchem Kraut sich der Kerl den Weg weg zur Lunge geteert hat.« Er hämmerte weiter intensiv auf die Tastatur des Laptops ein. Die Bildsuche ergab prompt einen satten Treffer: Auf der Homepage des Motorradclubs – ja, auch mit so etwas konnten die
Devil Doves
aufwarten – zeigte einer der zahlreichen Partyschnappschüsse den rauchenden Kellerbach mit Zigarette im Mundwinkel, in einer Hand ein Bierglas, auf dem Tresen daneben eine auffällig schwarz-weiß karierte Schachtel. Ein Foto, als sei es extra für diesen Zweck aufgenommen worden. »Bingo! Meine Hochachtung, liebe Kollegin. Und nun warte ich noch auf deinen Tipp, wer die
Marlboro lights
dabeihatte.« Er gab einen neuen Begriff bei der Suchmaschine ein. »Das ist nämlich laut

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