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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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Statistik eine der zehn beliebtesten Marken in Deutschland.«
    »Der- oder diejenige hat eventuell eine Familie mit kleinen Kindern!«, schoss Wencke wie aus der Pistole.
    »Das liest du aus der Zigarettenmarke?«
    »Eher aus der Angewohnheit, die Zigaretten auf dem Boden auszutreten und anschließend einzusammeln. So etwas machen Raucher, die normalerweise auf den Balkon gehen müssen, wenn sie sich eine anzünden.« Wencke grinste. Vielleicht |56| war das auch ein wenig zu sehr aus dem Hut gezaubert, doch Boris schaute sie so erstaunt an, dass sie inzwischen selbst daran glaubte. »Könnte auch sein, dass er in einer Umgebung lebt, wo Rauchen grundsätzlich verboten ist, ein Wohnheim oder so. In jedem Fall war der zweite Besucher kein Rocker. Das habe ich von Anfang an vermutet, und ich bin jetzt noch mehr davon überzeugt.«
    Die Kosian legte die Blätter zusammen. Sie hatte die letzten Sätze des Gesprächs mitverfolgt. »Warten wir die Analyse ab, dann sind wir schlauer. Immerhin wissen wir jetzt endlich, wer das Opfer ist. Und wenn wir diesen Anwalt besser kennenlernen, kommen wir vielleicht auch der Wahrheit etwas näher. Oder, Frau Tydmers?« Die Kosian legte tatsächlich ihre kühle Hand auf Wenckes Oberarm. »Ich sehe, Sie sind mit von der Partie. Alles andere hätte mich auch gewundert.«
    »Kellerbach hatte seine Finger überall im Spiel«, berichtete Boris, der weiterhin die Angaben auf dem Bildschirm studierte. »Er ist zudem Spross einer sehr einflussreichen Advokatendynastie. Die Kellerbachs sind so etwas wie eine Legende in Schwerin, Anwälte in der x-ten Generation, gesellschaftlich aktiv sowohl zu DD R-Zeiten als auch heute   …«
    Boris’ Redefluss verebbte, und irgendwie schien allen hier im Raum die Puste auszugehen. Nur Emil gab hin und wieder ein paar Laute von sich, die so klangen, als sei er hochzufrieden mit dem Verlauf seines virtuellen Tages.
    »Okay, ich mache mit«, entschied Wencke schließlich. »Aber ich muss es Emil schonend beibringen, mich um seine Betreuung kümmern und so weiter!«
    »Es wird ja nur für ein paar Tage sein«, prophezeite die Kosian aufgesetzt optimistisch. Das war purer Unsinn, und alle wussten es. Ein Mord wie dieser konnte mehr als nur sechs Wochen Sommerferien kosten. »Ich lege gleich los. Wir finden sicher einen Weg, Sie einzuschleusen, ohne dass Sie einen |57| Motorradführerschein machen müssen. Frauen sind bei den
Devil Doves
ohnehin eher schmückendes Beiwerk.«
    Tolle Aussichten, dachte Wencke, doch sie wollte nicht darüber diskutieren. Zudem war die Kosian auf ihren hohen Schuhen schon längst in den Flur entschwunden. Emil bekam den allgemeinen Aufbruch mit und riss sich die Stöpsel aus den Ohren. »Fahren wir jetzt los, Mama?«
    Wencke hatte einen Kloß im Hals. Ein alter Bekannter, der ihr immer dann die Gurgel eng machte, wenn sie sich wieder einmal für den Beruf entschieden hatte – und gegen Emil. »Ich fürchte, wir müssen das Zelten verschieben   …«
    Ihr Sohn machte große Augen. »Hat die bescheu… äh, die Kosian das bestimmt?«
    Boris kam zur Hilfe: »Wir brauchen deine Mutter ganz dringend. Sie ist eine so gute Mitarbeiterin, und wir haben einen total schwierigen Fall zu lösen.«
    Emil lächelte stolz. »Ich weiß! Meine Mama ist eine Heldin. Sie hat schon mal in Istanbul eine schlimme Explosion verhindert und vielen Menschen das Leben gerettet.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Boris. »Und auch jetzt geht es wieder darum, etwas Schlimmes zu verhindern.«
    Wencke war erstaunt, wie gelassen ihr achtjähriger Sohn die Nachricht aufnahm. »Sollen wir bei Oma anrufen? Du kannst sicher bei ihr bleiben, bis ich fertig bin mit Heldin spielen.« Emil liebte seine etwas flippige Großmutter und besuchte sie gern in ihrer Künstler-WG in Worpswede.
    Doch Emil schüttelte den Kopf. »Oma Isa ist nicht da, das weißt du doch. Sie hat eine Ausstellung ganz weit weg.« Da hatte er recht, Wencke hatte das total vergessen. Klar! Ihre Mutter war die nächsten zwei Wochen in der Toskana unterwegs. Trotzdem grinste er. »Aber ich könnte doch zu Axel!«
    »Was?« Wencke blieb die Spucke weg.
    »Ich würde gern Axel besuchen. Das fände ich super!«
    |58| »Er hat bestimmt keine Zeit«, redete Wencke sich heraus, obwohl sie genau wusste, dass Axel nach der Operation seiner Frau für ein paar Wochen nur halbtags im Einsatz war und Kerstin, die alles gut überstanden hatte, sicher gern ein Ferienkind zu sich nahm, damit ihre ebenfalls achtjährige

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