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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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die
Devil Doves

    »Die wohl auch. Aber ebenso seine Familie.«
    »Aha.« Mehr wusste Heide nicht zu erwidern. Sie kannte weder die einen noch die anderen. Leos Schwester Nikola war ihr mal in einer Bar in der Innenstadt begegnet, zusammen mit ihrem tollen Freund. Aber die beiden hatten sie nicht beachtet, warum auch, sie hatten schließlich keine Ahnung, dass am Nebentisch Leos Freundin und Geliebte saß und sich vor Schüchternheit die Bluse vollschwitzte. Nikola war eine schrecklich attraktive und selbstbewusste Frau. Nach diesem Treffen war Heide froh gewesen, dass Leo keinerlei Anstalten machte, sie seiner Familie vorzustellen. Es hätte etwas zerstört zwischen ihnen. Diese Zweisamkeit. »Hat er sonst noch irgendwas erwähnt?«
    »Sie hätten ein Herz aus Gold! Er hat Ihnen diesen Teddybär geschenkt, und Sie haben sich gefreut, wie sich sonst nur Frauen freuen, denen man Hochkarätiges um den Hals hängt.«
    Ja, das klang nach Leo, so drückte er sich aus. Je länger sie diesem Mann gegenübersaß, desto weniger machte sie sich Sorgen, in eine Falle getappt zu sein.
    Klar, manchmal war sie mehr als naiv. Und auch jetzt konnte das böse Erwachen noch kommen. Aber alles war besser, als sich im Bett zu verkriechen. »Und   … was kann ich jetzt noch für Leo tun? Sie sagten doch, er hätte noch eine Aufgabe für mich!« Meinetwegen auch ein weiterer Brandsatz, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie war zu allem bereit. Es tat so gut, wieder im Leben angekommen zu sein.
    »Er hat mir diesen Umschlag gegeben.« Beisse zog ein wattiertes braunes Kuvert aus einem ausgebeulten Stoffbeutel, den er unter seiner Jacke verborgen gehalten hatte.
    |109| »Für mich?«
    »Nein, Sie sollen es weitergeben.«
    »Was ist denn da drin?« Es könnte alles sein. Ein Testament, ein Schlüssel, eine Bombe – egal. Sie würde es entgegennehmen.
    »Sie dürfen auf keinen Fall hineinsehen! Das könnte gefährlich werden, hat er gesagt. Es ist besser, Sie wissen nicht, um was es bei der Sache geht.«
    »Waren das seine Worte?«
    Beisse nickte. »Er hat sich Sorgen um Sie gemacht.«
    »Braucht er doch nicht. Ich mache keinen Scheiß, bestimmt nicht.« Sie streckte die Hand aus und konnte es kaum erwarten, dieses kleine Päckchen in die Finger zu bekommen, bloß weil sie wusste, vor Tim Beisse war es in Leos Besitz gewesen. Das war fast wie eine Berührung. Leider machte ihr Gegenüber keine Anstalten, ihr das Ding zu geben. »Was ist denn noch?«
    »Leo möchte, dass Sie es morgen Mittag ausliefern. An Nikola Kellerbach.«
    Heides Hochgefühl rollte sich augenblicklich zusammen. »Seine Schwester?«
    »Genau. Und Sie sollen auf keinen Fall mehr dabei sein, wenn Nikola den Umschlag öffnet.«
    Tatsächlich eine Bombe? So eine, die hochgeht, wenn man sie auspackt? »Aber   … ich kenne diese Frau doch gar nicht. Sie wird mich keine zehn Schritte an sich heran lassen. Vor allem nicht, wenn ich ihr sage, dass ich etwas von Leo dabei habe.« Heide schluckte schwer. »Machen Sie das doch für mich!«
    Er schüttelte den Kopf. »Sagen Sie Nikola, dass sie keinem Menschen etwas davon erzählen darf. Die Sache ist sehr gefährlich, und es ist anzunehmen, dass auch Menschen darin verwickelt sind, denen sie jetzt noch vertraut.«
    |110| »Ihr Freund? Ihre Familie?«
    »Kein Sterbenswörtchen. Besonders nicht an den Vater.«
    »Bestimmt können Sie das viel besser!«
    Tim Beisse erhob sich, trank den letzten Schluck Tee im Stehen und zuckte mit den Schultern. »Das glaube ich kaum. Bei den Kellerbachs bin ich wahrscheinlich kein gern gesehener Gast.« Er legte das Kuvert auf den Tisch neben die Reispuffer. Die unbändige Lust, nach dem Beutel zu greifen, hatte sich für Heide erledigt. Jetzt wäre es ihr lieber gewesen, Beisse hätte ihn unverrichteter Dinge wieder eingesteckt. Gern hätte Heide ihren Besucher zurück auf den Stuhl gezwungen. Er durfte nicht einfach so mir nichts, dir nichts verschwinden. Und sie allein lassen. Mit dieser unmöglichen Aufgabe. »Bleiben Sie doch, bitte! Erzählen Sie mir, was Sie über Leo wissen. Haben Sie eine Ahnung, wer ihn ermordet hat? Waren es wirklich die
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    »Ich muss jetzt wirklich los«, drängte er.
    »Dann komme ich mit!« Sie griff instinktiv nach ihrer Handtasche, die am Garderobenhaken hing.
    »Das geht nicht. Wäre besser für uns beide, wenn man uns nicht zusammen sieht!« Seine Ungeduld war auffällig, man sah ihm an, dass er am liebsten zur Wohnungstür gesprintet wäre.

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